Restaurantleiterin Susanne Pinkenburg nutzt die freie Zeit und hilft auf dem Spargel- und ­Erdbeerhof Kaemena aus. Foto: Schlie Restaurantleiterin Susanne Pinkenburg nutzt die freie Zeit und hilft auf dem Spargel- und ­Erdbeerhof Kaemena aus. Foto: Schlie
Spargelernte

Vom Restaurant ans Spargelband

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Was eine Bremerin als Aushilfe bei der Ernte auf dem Spargelhof in Oberneuland erlebt.

„Ich bin so glücklich, dass ich das machen darf“, sagt ­Susanne Pinkenburg. Die 54-Jährige hilft auf dem Spargel- und Erdbeerhof von Bea und Hajo Kaemena in Oberneuland aus. Dort steht sie mehrere Stunden am Tag an der Sortier- und an der Schälmaschine. Ein absoluter Glücksgriff, wie sie sagt.

Denn Pinkenburg ist derzeit zu 100 Prozent in Kurzarbeit. Eine ehemalige Kollegin vermittelte ihr und einer weiteren Kollegin die Stelle. Normalerweise arbeiten beide in der Gastronomie. „Ich kann nicht nur zu Hause sitzen und aus dem Fenster gucken“, sagt Pinkenburg.

Enormer Arbeitsaufwand

Sie habe vorher überhaupt keine Vorstellung von dem enormen Aufwand gehabt, der nötig ist,um Spargel anzubauen, zu ernten und für den ­Verkauf vorzubereiten, sagt die Schwachhausenerin.

Sie selbst wuchs auf einem Obst- und Gemüsehof auf, kennt also die langen Arbeitstage in der ­Saison. „Man ist eben fertig, wenn man fertig ist“, sagt sie. Und lange Arbeitstage sei sie als Restaurantleiterin gewohnt.

Konzentration ist gefragt

Ihre neue Aufgabe war zunächst gar nicht so einfach. „Man muss sich beim Sortieren sehr konzentrieren, quatschen geht da nicht. Spargel ist ein wertvolles Lebensmittel und man muss vorsichtig sein. Manchmal machen wir noch Fehler, das Band kann man aber zum Glück stoppen“, erklärt Pinkenburg.

Inzwischen greifen ihre Hände aber auch automatisch zu, sagt sie. Am ersten Tag auf dem Hof wiesen Bea und Hajo Kaemena sie ein. Auch Kaemenas sind sehr froh über die Hilfe. „Sie arbeiten selbstständig, und es klappt bereits so gut wie mit unserer polnischen Stammbesetzung. Inzwischen dehnen wir ihre Aufgaben auch aus“, sagt Hajo Kaemena.

Erntehelfer dürfen kommen

Anfang März war für den Spargelbauern noch völlig unklar, ob seine polnischen Ernte­helfer überhaupt einreisen dürfen (wir berichteten). Inzwischen beschäftigt Kaemena sieben Helfer auf dem Feld und vier an den Maschinen. Insgesamt vier Helfer kommen aus Polen, die anderen sind Bremer.

Seit einigen Tagen dürfen die polnischen Helfer wieder einreisen, müssen allerdings zunächst zwei Wochen in Quarantäne. „Da wir nur Einzelzimmer für sie haben, ist das gut umzusetzen“, sagt Kaemena.

300 Anfragen aus Bremen

Er und seine Frau hatten rund 300 Anfragen von Bremern, die helfen wollten. Inzwischen haben es sich aber viele anders überlegt. „Von zehn Angeschriebenen kamen dann am Ende drei“, sagt Kaemena.

Ihm sei schon geholfen, wenn die Leute regelmäßig kommen, dafür dann aber nur vier bis fünf Stunden am Tag. „Es ist ja schon an der Sortiermaschine sehr anstrengend, aber ich habe einen riesengroßen Respekt vor denen, die auf den Feldern den Spargel stechen“, sagt Pinkenburg.

An ihrer Station kommt zum langen Stehen noch die Nässe vom Waschen des Gemüses hinzu. Drei Paar Socken, warme Kleidung, Gummischürze und -stiefel schützen, sagt sie.

Arbeiten mit Familienanschluss

Kaemena ist sehr froh über sein „Sortierteam“: „Sie haben für uns und alle Helfer sogar selbstgenähte Masken mitgebracht, das war eine tolle Geste“, verrät er.

Auch Pinkenburg fühlt sich wohl auf dem Hof. „Es ist, als gehöre man zur ­Familie, und ich hoffe, wir dürfen noch lange bleiben“, sagt sie.

Erdbeerernte beginnt in drei Wochen

Zum Spargel kommen bald auch die Erdbeeren. Kaemena rechnet damit, dass diese etwa in drei Wochen erntereif sind. Derzeit kämpft er rund um die Uhr mit der Trockenheit. „Wir versuchen die Preise konstant zu halten“, sagt er.

Beim Spargel habe er wegen des Mindestlohns bereits im Winter gewusst, dass er den Preis geringfügig anheben müsse. „Der Spargelpreis ist völlig gerechtfertigt, wenn man die Arbeit dahinter sieht“, sagt Pinkenburg.

Ob sie selber noch Spargel essen mag? „Na klar!“, verrät sie. „Ich könnte jeden Tag Spargel essen, und wir tauschen hier auch viele tolle ­Rezepte aus.“


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