Heiko, Carlotta und Kirsten Zeller (v. l.) haben dem 14-jährigen Schäferhund Berny als Pflegefamilie ein neues Zuhause gegeben. Den Großteil der Kosten trägt der Tierscutz. Foto: Holz Heiko, Carlotta und Kirsten Zeller (v. l.) haben dem 14-jährigen Schäferhund Berny als Pflegefamilie ein neues Zuhause gegeben. Den Großteil der Kosten trägt der Tierschutz. Foto: Holz
Tierschutz

„Junge im Körper eines Greises“

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Endpflegestellen bieten alten oder kranken Tieren einen schönen Lebensabend.

Schäferhund Berny ist 14 Jahre alt. Er ist auf einem Auge blind, hat Hüftdysplasie, eine Nervenerkrankung, die ihn lahmen lässt, und Probleme mit der Prostata. Als Hund im Tierheim für eine Vermittlung so gut wie chancenlos. Und trotzdem hat Berny eine neue Familie gefunden.

Alles fing mit einem Igel an. Familie Zeller aus Habenhausen fand ihn im Oktober nachmittags auf einem Parkplatz und verständigte den Tierschutz. Im Tierheim an der Hemmstraße angekommen, führte ihr Weg sie an Bernys Zwinger vorbei. Das Schicksal des alten Tieres, seit einem Jahr im Tierheim, ließ die Familie nicht los.

„Wir dachten: Der arme Hund, der kommt hier nicht mehr raus.“ Spontan entschieden Heiko und Kirsten Zeller sich zu einem Spaziergang mit Berny. „Er hat sich so sehr gefreut, und am nächsten Tag waren wir mit unserer Tochter wieder da“, erinnert sich Heiko Zeller. Nach insgesamt drei Ausflügen stand fest: Berny wird adoptiert.

Berny bekam eine Pflegefamilie

Das Besondere daran ist, dass Berny bei Familie Zeller eine Endpflegestelle bekam, also eine Pflegefamilie. Insbesondere bei alten und kranken Tieren ist dies üblich. „Die Tiere bleiben Eigentum des Tierschutzes, verbringen ihre letzten Monate und Jahre jedoch innerhalb einer Familie“, erklärt Tierheim-Sprecherin Gaby Schwab.

Das bedeutet auch, dass Steuern, Versicherung, Medikamente und medizinische Behandlungen weiterhin vom Tierschutz übernommen werden, die Pflegefamilie also nur das Futter bezahlt.

In Bernys Fall wurden Zellers von den Tierheim-Mitarbeitern sowie der Tierärztin dort über Bernys Vorlieben und Krankengeschichte aufgeklärt. „Wir fühlten uns gut aufgehoben“, sagt Zeller. Nach einem Termin bei Zellers zu Hause durfte der Schäferhund einziehen. „Er blühte total auf, und man merkt ihm seine 14 Jahre nicht mehr an“, berichtet der Familienvater.

Der Rüde ist trotz Zipperlein sehr aktiv

Inzwischen hat Berny am Werdersee seinen eigenen Stock, den er bei jedem Spaziergang aufhebt und nach dem Spiel wieder an gleicher Stelle deponiert. Ballspielen, Stöckchen und Schwimmen im Werdersee – das sind Bernys Lieblingsspiele.

„Er ist ein kleiner Junge im Körper eines Greises“, sagt Heiko Zeller. Berny werde durch seine Zipperlein zwar ausgebremst, ist jedoch seinen Möglichkeiten entsprechend inzwischen wieder sehr aktiv.

Älteren Tieren ein Zuhause geben

Von seiner Vorgeschichte wissen Zellers nur, dass der Rüde lange als Hof- und Zwingerhund lebte und vom Tierschutz gerettet wurde. „Er soll abgemagert und fast felllos gewesen sein“, berichtet Zeller. Trotzdem sei Berny sehr sozialisiert, gehe freundlich auf Kinder und andere Hunde zu. Künftig wollen Zellers weiterhin als Endpflegestelle zur Verfügung stehen. „Die Tiere können nichts dafür“, sagt Zeller und appelliert auch an andere, älteren Tieren ein Zuhause zu geben.

Tatsächlich warten im Bremer Tierheim derzeit sieben Hunde, inklusive zweier Pärchen, sowie einige Katzen auf eine Pflegefamilie. Sie alle sind entweder alt oder benötigen medizinische Versorgung, weshalb sie für eine normale Vermittlung nicht mehr infrage kommen.

Selten schlimme Vorgeschichten

„Die Versorgung übernimmt die tierheimeigene Praxis“, erklärt Schwab. Häufig haben Interessenten ihrer Erfahrung nach Angst, ältere Tiere aufzunehmen, weil sie hohe Kosten befürchten. „Es ist selten, dass die Tiere schwer krank sind. Und in den meisten Fällen gibt es auch keine schlimme Vorgeschichte. Die Tiere kommen zu uns, weil ihr Besitzer verstirbt oder in ein Pflegeheim ziehen muss“, weiß Schwab.

Zudem sei ein älteres Tier oft pflegeleichter als ein junges, benötige aber mehr Zuwendung. „Man kann den Tieren nochmal ein paar schöne Monate und Jahre geben“, sagt sie. Und dabei spiele das Alter der Pflegefamilie überhaupt keine Rolle. „Es muss einfach passen“, sagt Schwab.

In Bernys Fall habe sie den Rüden nach seinem Auszug aus dem Tierheim kaum wiedererkannt. „Er ist“, sagt Schwab, „so sehr aufgeblüht und man sieht ihm an, dass es ihm gut geht.“

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