Schweinemarkt auf dem Neuen Markt. Im Hintergrund ist die Lange Straße zu erkennen. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst Viehhändler und Kaufinteressenten um 1907 auf dem heutigen Bismarckplatz. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst
Stadthistorie

Knapp 83.000 Schweine

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Blick in die Vergangenheit: Der frühere Delmenhorster Schweinemarkt war in ganz Nordwestdeutschland berühmt.

Landwirtschaft und Viehzucht spielten im Wirtschaftsleben unserer Stadt bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Den Viehmärkten kam dabei eine besondere Bedeutung zu.

Bereits 1601 hatte Anton II. Berne und Delmenhorst Vieh-, Ross- und Jahrmärkte gewährt. Das scheiterte aber am Einspruch des Grafen Johann, der Nachteile für den Markt in der Stadt Oldenburg befürchtete. Auch die von Graf Christian IX. im Jahr 1636 anberaumten Viehmärkte können nicht lange bestanden haben, denn schon 1685 bat die Delmenhorster Obrigkeit den Landesherren erneut um die Einrichtung von Märkten.

Jährlich vier Pferde- und Viehmärkten

Erst 1690 kam Christian V. von Dänemark, zugleich Herr der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, diesem mehrfach wiederholten Gesuch nach und verfügte die Abhaltung von jährlich vier Pferde- und Viehmärkten. Zu diesen kamen ab 1887 zusätzlich zwei weitere Viehmärkte hinzu.

Seit 1895 standen die Märkte monatlich im Terminkalender. Parallel zum Viehmarkt wurde in der Cramerstraße ein Heu- und Strohmarkt etabliert. Im Februar und September kombinierte man die Viehmärkte mit Pferdemärkten.

Wöchentlicher Schweinemarkt

Bereits 1887 spaltete sich der Schweinemarkt vom Viehmarkt ab. Er fand zunächst am ersten Mittwoch eines jeden Monats statt. Aufgrund der steigenden Nachfrage hielt man ihn ab April 1906 wöchentlich freitags ab. Anfänglich wurde er neben dem Marktplatz auf der ganzen Langen Straße ausgerichtet.

1904 verlegte man den Schweinemarkt auf den heutigen Bismarckplatz und acht Jahre später auf den Neuen Markt. 1952 wurden die Graftwiesen neuer Standort des Marktes, im Januar 1957 verlagerte man ihn aus veterinärpolizeilichen Gründen zur Delmehalle an der Richtstraße.

83.000 Schweine

Seine größte Blüte hatte der Markt 1914 mit einem Auftrieb von fast 83.000 Schweinen erreicht. Die Allgemeine Viehhandelszeitung lobte im Oktober 1937: „Der Ferkelmarkt in Delmenhorst ist der berühmteste in ganz Nordwestdeutschland.“ Käufer reisten aus ganz Deutschland an. Anders als heute die sozialen Medien war damals der Rundfunk das Mittel zur Bekanntmachung.

Seit dem Zweiten Weltkrieg ging es mit dem Schweinemarkt bergab, auch nach 1945 erlangte er nie wieder seine alte Bedeutung. Ein Hemmnis stellte 1961/62 die Maul- und Klauenseuche dar.

Verändertes Kaufverhalten

Weitere Gründe für den Niedergang waren die Kaufgewohnheiten der Viehhändler, die nun vermehrt bei den Bauern ab Hof kauften, und der Rückgang der Haltung von Schweinen für Hausschlachtungen bei der Delmenhorster Bevölkerung. Im ersten Halbjahr 1967 wurden nur noch 266 Schweine gehandelt. Diese Entwicklung führte 1967 zum Ende des Marktes.

Ein Ort der Naherholung war dagegen der Tiergarten

Kritische Begutachtung eines Zuchtebers auf dem Gelände der Delmehalle.
Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

1957 zog der Schweinemarkt zur Delmehalle um. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Zwischen den Markthändlern wurde das Kaufgeschäft per Handschlag abgeschlossen. Foto: Stadtarchiv

Schweinemarkt auf dem Neuen Markt. Im Hintergrund ist die Lange Straße zu erkennen. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

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