Auf einigen Meldezetteln wird auch nach der Anschrift des Gastes gefragt. Diese Angabe ist jedoch freiwillig und nur nötig, wenn Nummer oder Mailadresse nicht angegeben werden. Foto: Schlie
Coronakrise

Weiter Ärger um Gästelisten

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Gastwirte in Bremen halten sich nicht an die Corona-Verordnung und verlangen etwa die Anschriften der Gäste.

Vorname und Nachname, sowie Telefonnummer oder E-Mail-Adresse müssen Gäste in Bremer Restaurants angeben, wenn sie sich an einen Tisch setzen möchten. Drei Wochen lang müssen die Gastwirte die Daten aufbewahren, damit das Gesundheitsamt notfalls Infektionsketten nachverfolgen kann.

So sieht es die Corona-Verordnung Bremens vor. Doch viele Gastwirte halten sich offenbar nicht an die Regeln: In einigen Fällen wird zusätzlich die Adresse verlangt, zudem werden Daten länger gespeichert als nötig.

Jurist hat mehrere Fälle registriert

Dass es sich bei dem falschen Umgang mit den Daten der Gäste nicht um Einzelfälle handelt, hat Marcus Funke beobachtet. Der Bremer Jurist hat in mehreren Lokalen die Erfahrung gemacht, dass Formulare verwendet wurden, in denen explizit etwa nach der Adresse gefragt wurde.

„Auch wird häufig darauf hingewiesen, dass die Daten vier Wochen lang gespeichert werden“, sagt Funke. Als Hintergrund vermutet er, dass viele Gastwirte sich versehentlich an der niedersächsischen Corona-Verordnung orientieren oder schlicht falsche Formulare verwenden.

Restaurants nutzen teils falsche Formulare

Als Beispiele nennt er etwa das Achim’s Beckshaus oder den Döner-Imbiss Kervan an der Domsheide. „Ich will den Gastwirten keine böse Absicht unterstellen, aber ein verantwortungsvoller Umgang mit den Daten der Gäste ist in diesen Zeiten sehr wichtig“, findet Funke.

Kervan-Inhaber Cumali Bicerler hatte das Formular zur Registrierung der Gäste aus dem Internet heruntergeladen. „Uns war nicht klar, dass die Anschrift nicht nötig ist“, sagt er. Er habe sich dabei auch an anderen Restaurants aus der Umgebung orientiert. Setareh Ghofrani, Inhaberin des Achim’s Beckshaus, betont, dass es sich bei der Angabe der Adresse um eine zusätzliche Option handelt, falls der Gast keine Telefonnummer oder Mailadresse angeben möchte.

„Darauf weisen wir auch immer hin. Aber natürlich kann ich das nicht für 100 Prozent der Fälle aller meiner Mitarbeiter ausschließen“, sagt sie. Trotzdem gehe man sehr sorgsam und verantwortungsvoll mit den Daten der Gäste um, so die Inhaberin.

Dehoga weist auf gestresste Gastwirte hin

Beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bremen weiß man um die Probleme. „Viele Betriebe sind mit den sich ständig ändernden Bestimmungen überfordert“ sagt Geschäftsführerin Na-thalie Rübsteck. So sei es schon öfter vorgekommen, dass Bremer Betriebe fälschlicherweise Vorlagen zur Datenerfassung nach der niedersächsischen Corona-Verordnung genutzt haben, oder von Kollegen übernommen haben.

„Die Branche steht immer noch unter enormem Druck, nur die wenigsten schreiben schwarze Zahlen. Hinter solchen Fehlern steckt keine böse Absicht, der Teufel steckt hier vielmehr im Detail“, sagt sie. Auf der Homepage des Dehoga-Landesverbandes werde demnach ein Formular frei zur Verfügung gestellt, das den aktuellen Bestimmungen exakt entspreche, so Rübsteck weiter.

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