„Wir haben überlebt, auch dank unserer vielen Stammkunden“, berichtet Tina von Lührte, Inhaberin des Fachgeschäfts „Fesche Wäsche“ an der Pappelstraße der Wirtschaftssenatorin Christina Vogt. Diese besucht Geschäftstreibende in der Neustadt. Im Mittekpunkt steht das Pilotprojekt „Gemeinsam für die Neustadt. Besser transportieren im Quartier“.
Die plötzliche coronabedingte Schließung der Geschäfte sei furchtbar gewesen und für alle in der Modebranche zur denkbar ungünstigsten Zeit gekommen. Die neuen Waren bestellt – die Konten leer, sagt von Lührte. „Ich war allerdings baff, wie schnell wir dann eine Förderungen beantragen konnten“, sagt sie. Inzwischen habe sich die neue Situation samt Beschränkungen bereits gut eingespielt. „Wir bekommen viel Feedback, dass die Leute lieber lokal in ihrem Stadtteil einkaufen“, berichtet von Lührte.
Kunden voll vor Ort einkaufen
Das bestätigt auch Astrid-Verena Dietze, Stadtteilmanagerin in der Neustadt. Viele Händler im Stadtteil berichten ihr Ähnliches: Die Kunden wollen vor Ort einkaufen. Das Stadtteilmanagement hatte das Pilotprojekt zusammen mit weiteren Akteuren auf den Weg gebracht.
Das Ziel ist eine kostenlose Lieferung aus dem Quartier zum Kunden nach Hause. In einer zeitlich begrenzten Testphase wird derzeit geprüft, ob es Bedarf für eine nachhaltige Liefergemeinschaft für die Neustadt gibt. Gleichzeitig soll der lokale Einzelhändler intensiver auf die Digitalisierung vorbereitet werden.
Die Unterstützung gilt insbesondere für kleine Einzelhändler. Ein positives Beispiel dafür, dass sich Investitionen in digitale Prozesse lohnen, lieferte schließlich „Stilvoll“ an der Pappelstraße.
Kundenumfrage
Eine Umfrage unter Kunden und Händlern, durchgeführt von den Logistiklotsen, ermittelt derzeit den Bedarf. Die Wirtschaftssenatorin hat insgesamt 250.000 Euro für die Förderung solcher Liefergemeinschaften bereitgestellt.
Es gehe bei dem Projekt darum, die Krise positiv für die Digitalisierung des Einzelhandels in der Neustadt zu nutzen und ein Leuchtturmprojekt für den Stadtteil zu entwickeln, sagt Dietze. „Unser vorsichtiges Zwischenfazit nach über 200 Kundenbefragungen zeigt, dass der Gratis-Lieferservice zwar noch nicht boomt, aber problemlos umzusetzen ist. Wenn nun nochmal etwas Vergleichbares wie der Lockdown passiert, sind wir vorbereitet“, sagt Dietze.
Über den Einzelhandel bestellen
Ideen für einen solchen Fall zu haben, sei sehr wichtig und positiv, bestätigt die Wirtschaftssenatorin. „Wir versuchen, bei den Menschen ein Bewusstsein für den lokalen Handel zu schaffen. Man kann alles auch über den Einzelhandel bestellen und muss nicht die großen Online-Warenhäuser nutzen“, sagt Vogt.
Auch die Club-, Kultur- und Gastroszene leidet noch immer unter den Schließungen. Bei der letzten Station ihres Besuches im Papp Café wurden die Sorgen deutlich. Vogt sicherte ihre Unterstützung zu. „Die Gastro- und Kneipenszene steht vor existenziellen Herausforderungen. Es ist derzeit davon auszugehen, dass die Abstandsregeln noch länger relevant sein werden und damit die Umsatzeinbußen enorm. Damit wir auch im nächsten Jahr noch eine lebendige Gastroszene haben, bedarf es umfangreicher Unterstützungsmaßnahmen und neue Konzepte für Betriebe und Veranstalter.