Die Geschäftsführer der Förderbank BAB, Kai Sander (l.) und Ralf Stapp, sitzen schon mal Probe im neuen Domizil am Domshof. Im Juli ziehen alle BAB-Beschäftigten dort ein. Foto: Schlie
Interview

Plötzlich mehr Beschäftigte

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Die Bremer Förderbank-Chefs Kai Sander und Ralf Stapp über Hilfen für Firmen und Betrügereien.

Weser Report: Herr Stapp, Herr Sander, vielen Unternehmen geht es schlecht, wie geht es der BAB, der Bremer Aufbau-Bank?

Ralf Stapp: Eine Förderbank ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gefragt. Wir haben im Zusammenhang mit der Corona-Krise über 230 Anfragen nach Krediten bekommen und schon über 30 Millionen Euro ausgezahlt. Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Manche Unternehmen lebten in den ersten Corona-Monaten noch davon, dass sie Rechnungen geschrieben haben für Leistungen, die sie vor der Krise erbracht hatten. Bei diesen Firmen setzt der Corona-Effekt später ein.

Wie viele Anträge mussten sie ablehnen?

Kai Sander: Im Kreditbereich rund 30 Prozent. Außerdem haben wir 13.000 Anträge auf Zuschüsse bearbeitet, von denen wurden rund 2.000 abgelehnt.

Ralf Stapp: Manche Unternehmen ziehen ihren Antrag auch wieder zurück. Wir sprechen ja mit den Antragstellern, erörtern die Lage und verweisen mitunter auf die Hausbank. Wir wollen denen ja nicht das Geschäft wegnehmen. Wir müssen aber auch Anträge ablehnen, wenn die wirtschaftliche Perspektive fehlt.

Wie spüren Sie mutmaßliche Betrüger auf?

Ralf Stapp: Wir bekommen mitunter Anträge von Unternehmen, die gar nicht in Bremen sitzen. Andere stellen gleichzeitig Anträge in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Oder Selbstständige betreiben ihr Geschäft nur im Nebenerwerb, also nur in geringem Umfang. Teilweise werden in einem Antrag auch widersprüchliche Angaben gemacht. Oder Antragsteller erhöhen plötzlich die Zahl ihrer Beschäftigten, weil sie merken, dass sie so die geforderten Kriterien für finanzielle Hilfen vermeintlich erfüllen.

Wie gehen Sie dann vor?

Ralf Stapp: Wir unterstellen erst einmal keinen Betrug, sondern setzen uns inhaltlich mit dem Vorgang auseinander. Manche Antragstellenden handeln aus Unwissenheit. Wir haben allerdings auch Betrugsverdachtsfälle. Das sind unter den 13.000 Anträgen für Corona-Soforthilfen bisher 150 Fälle. Wir haben einen Mitarbeiter ausschließlich dazu eingesetzt, um solchen Fällen nachzugehen. Da gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit der Polizei, auch mit den anderen Bundesländern. Auch Hausbanken melden sich, wenn sie auffällige Kontobewegungen entdecken, und sperren notfalls Überweisungen.

In den ersten Wochen nach dem Start der Corona-Hilfen haben Mitarbeiter der Handelskammer und der Handwerkskammer der BAB ausgeholfen. Unterstützen die Sie immer noch?

Ralf Stapp: Die Hilfe benötigen wir aktuell nicht mehr in diesem Umfang. Wenn jetzt ein Antrag hereinkommt, reden wir über Tage und nicht über Wochen, wenn es um die Bearbeitung und Auszahlung geht. Für Anträge, die schon am ersten Montag des Hilfsprogramms eintrafen, haben wir am Dienstag bereits das Geld ausgezahlt. Aber dann kam eine Antragsflut, auf die keiner vorbereitet war. Und nicht immer waren die Unterlagen zu den Anträgen vollständig. Statt des Personalausweises wurde beispielsweise auch mal ein Foto hochgeladen. Auch IBAN-Nummern waren falsch. Einer hatte die Nummer seiner Tochter angegeben.

Müssen Sie den Kammern Geld dafür zahlen, dass die einige Mitarbeiter für die BAB abgestellt haben?

Kai Sander: Das regelt eine Vereinbarung zwischen der Wirtschaftsbehörde und den Kammern. Es darf ja keine Wettbewerbsverzerrung geben zu Beratungsfirmen.

Was passiert, wenn eine Firma Soforthilfe beantragt hat, es ihr plötzlich aber besser geht als erwartet?

Kai Sander: Es gibt Stichprobenkontrollen. Dafür haben wir ein Team. Manche Unternehmen zahlen das Geld auch freiwillig zurück.

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