Weil es sich so gehört, zunächst dies: Herzlichen Glückwunsch zur Deutschen Meisterschaft, FC Bayern München! Mit einem 1:0 (1:0) bei Werder Bremen machte der Rekordmeister am Dienstagabend im Weserstadion den achten Titelgewinn in Folge und 30. insgesamt perfekt.
Robert Lewandowski (43.) entschied eine Partie, deren Wert für die Bayern klar definiert war. Was Werder wiederum von dieser knappen Niederlage hat, wird sich erst am Mittwoch zeigen. Sollte Fortuna Düsseldorf mit zwei oder mehr Toren Unterschied bei RB Leipzig verlieren, würden die Bremer auf den Relegationsrang vorrücken. Das wäre nicht nur kurios, sondern auch ein enormer Schub für die letzten zwei Saisonspiele.
Zwei Änderungen gegenüber Paderborn
Davies tritt nach, VAR bleibt stumm
Für die wirklichen Aufreger der ersten Halbzeit sorgte dann der einzige gebürtige Bremer auf dem Platz. Der trug aber nicht grün und weiß, sondern tiefschwarz. Harm Osmers, Schiedsrichter vom SV Baden aus der Nähe von Bremen und in der Hansestadt geboren, wertete zwei heikle Szenen ziemlich falsch.
Zunächst zückte er für ein Nachtreten von Bayerns Alphonso Davies gegen Leonardo Bittencourt nur Gelb statt Rot (23.). Sky-Experte Lothar Matthäus legte sich fest: Das war falsch! „Für mich schlägt Davies nach. Dafür hat es in der Bundesliga auch schon Rot gegeben.“ Werder durfte sich in dem Moment ungerecht behandlet fühlen, doch nur drei Minuten später profitierten sie von Osmers‘ Regelauslegung.
Ellenbogencheck nicht geahndet
Den Ellenbogencheck von Gebre Selassie gegen Lewandowski im Strafraum ahndete der in Hannover lebende Referee gar nicht. Absicht war Gebre Selassie bei der Aktion zwar nicht zu unterstellen, ein Foul blieb es trotzdem.
Und um mit Matthäus zu sprechen: Dafür hat es in der Bundesliga auch schon Elfmeter gegeben. In beiden Fällen schritt der Video-Assistant-Referee (VAR) übrigens nicht ein. Davies blieb also auf dem Feld, und Werder strebte gegen die Bayern einer Halbzeit ohne Gegentor entgegen.
Lewandowski übertölpelt Werder
Doch dann kam Lewandowski, stahl sich im Rücken der Werder-Abwehr davon, die Abseitsfalle schnappte nicht zu und der Pole verwertete den gechippten Ball von Jerome Boateng technisch perfekt zur Münchner Führung (43.).
Der FC Bayern ging damit als Meister in die Pause, und Werder hatte einmal mehr erlebt, dass auch eine gute, eine beinahe gleichwertige Leistung nicht viel nutzt gegen den Rekordchampion. „Die Bremer haben es gut gemacht, waren mutig, haben kombiniert. Aber Bayern hat diese individuelle Klasse“, analysierte Matthäus nach der Hälfte des Spiels.
In den 21 Spielen, die Werder Bremen zuvor in Serie nichts gegen den FC Bayern hatte bestellen können, war es nur selten gelungen, auf einen Rückstand noch mal eine Antwort zu finden. Viele Duelle wurden gar zu Debakeln.
München bleibt am Drücker
Auch diesmal blieben die Münchner am Drücker, sie wollten schnell das 2:0 nachlegen, um den Titel-Auftrag von Trainer Hansi Flick umzusetzen. „Wir wollen hier endgültig den Sack zumachen“, hatte er vor dem Anpfiff gefordert. Aber die Minuten vergingen, ein Hackentor von Lewandowski wurde wegen Abseits zurecht zurückgepfiffen (55.), eine erstklassige Kopfballchance ließ der Torjäger liegen (60.).
Konsequenz: Werder blieb im Spiel. Die Abwehrarbeit war leidenschaftlich, und Kohfeldt belebte die Offensive nach etwas mehr als einer Stunde mit zwei Wechseln – Sargent und Bartels kamen für Rashica und Bittencourt (62.). Ergebnis: Werder kam auch mal wieder in die Nähe des Münchner Tors.
Schlussphase gehört Werder
Nach 78 Minuten holte Osmers dann nach, was er in Halbzeit verpasst hatte: Er stellte Alphonso Davies nach einem Foul an Veljkovic mit Gelb-Rot vom Platz. Werder also in Überzahl, aber trotzdem weiter unter Druck. Coman hatte das 0:2 auf dem Fuß, scheiterte aber an Jiri Pavlenka im Bremer Tor (81.).
Für die Schlussminuten brachte Kohfeldt dann auch noch nacheinander Niclas Füllkrug und Torjäger-Legende Claudio Pizarro, doch trotz dieser geballten Mittelstürmer-Power und einer echten Schlussoffensive reichte nicht mehr zum Big Point im Abstiegskampf. Auch weil Neuer einen Osako-Kopfball stark parierte (90.).