Die Corona-Warn-App im Einsatz. Foto: Roskamp
Interview

„Kein Allheilmittel“

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Hintergrund zur Corona-Warn-App – Kann seit dieser Woche genutzt werden

Delme Report: Frau Jahnel, was war Ihre Rolle in dem Projekt?

Tina Jahnel: In dem Projekt wollten wir eine Art Liste erstellen von Dingen die wichtig sind. Also Aspekte die man beachten muss bei einer Contact-Tracing-App. Darum ging es bei unserem Hintergrundpapier und meine Aufgabe war es, eine Gruppe von 13 Wissenschaftlern zu koordinieren. Gleichzeitig war ich Erst-Autorin von dem Papier „Contact-Tracing-Apps als unterstützende Maßnahme bei der Kontaktpersonennachverfolgung von COVID-19“. Das Papier wurde nicht nur für Politiker verfasst, auch die allgemeine Bevölkerung kann hier die wichtigsten Punkte nachlesen, die bei einer Contact-Tracing-App zu beachten sind.

Wie funktioniert die Corona-Warn-App?

Das läuft so ab: Wenn zwei Leute diese App installiert haben und sich nun für mindestens 15 Minuten in unmittelbarer Nähe zueinander aufhalten, zwei Meter oder weniger, tauschen die Handys per Bluetooth Codes aus. Das sind zufällig gewählte Nummern, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Erst einmal passiert damit gar nichts. Aber wenn jetzt eine dieser beiden Personen positiv getestet wird, bekommt sie einen speziellen Code und kann damit ihren positiven Test freischalten. Erst dann wird dieser andere Kontakt benachrichtigt.

Ist die App Pflicht?

Nein. Und soweit ich weiß gibt es auch keinen Plan, das zu ändern.

Und die App ist kostenlos?

Genau. Es gibt sie für Android und IOS-Geräte.

Sind die Daten sicher?

Ich bin keine Datenschutzexpertin und auch keine Informatikerin aber soweit ich weiß, ist die App so sicher, wie sie sein kein. Es werden auch keinerlei Daten abgefragt, einzig ein Zugriff auf die Bluetooth-Funktion des Handys ist nötig.

Was sind die konkreten Hoffnungen, die an die Corona-Warn-App gestellt werden?

Wir hoffen, dass wir es mithilfe dieser App schaffen, Kontakte schneller zu verfolgen. Damit Infektionsherde frühestmöglich eingedämmt werden können. Die App ist kein Allheilmittel, sie schützt nicht vor einer Infektion. Es ist wichtig, weiterhin alle Hygienemaßnahmen einzuhalten. Die Warn-App kann uns aber dabei unterstützen, den Virus einzudämmen.

Wurde bedacht, ob es zu Ausgrenzungen durch die App kommen könnte?

Es kam mal zur Sprache. Es wurde aber sehr deutlich gesagt, dass niemand, der diese App nutzt, irgendwelche Nachteile erfährt. Dasselbe gilt für Menschen, die sie nicht nutzen. Als Beispiel wurde etwa genannt: „Ich kann nicht verreisen, wenn ich die App nicht nutze.“ Das ist Quatsch. Die App ist freiwillig.

Wie lange hat die Entwicklung gedauert?

Es hat sich um Monate gehandelt. Eigentlich sollte sie schon Mitte oder Ende April herauskommen, das hat sich nun verzögert, sodass die Entwicklungszeit entsprechend länger wurde.

Gibt es im Ausland ähnliche Apps?

Es gibt andere Apps, viele funktionieren ein wenig anders. So gibt es etwa solche, die sich mit dem GPS verbinden. Modelle zur Datenspeicherung können sich auch unterscheiden. Insofern ist ein Vergleich der Apps hinsichtlich Nutzung und Wirksamkeit sehr schwierig.

Kamen diese schneller heraus?

Zum Teil. Australien, Österreich und Frankreich haben ihre Apps etwa schneller herausgebracht. Die Verzögerung in Deutschland ist damit zu erklären, dass es eine sehr hitzige Diskussion um die Datenspeicherung gab. Zu Recht, da der Datenschutz eine sehr hohe Priorität einnahm.

Wie sieht die Datenspeicherung bei der deutschen App nun aus?

Ursprünglich wollte man die Daten zentral abspeichern. Daraufhin kam es zu den Diskussionen um den Datenschutz. Das zentrale Modell hat gewisse Risiken, denn der Nutzer hat keine Kontrolle über die Daten. Jetzt ist es so, dass alle Daten, also die bereits genannten zufälligen Codes, auf dem eigenen Handy gespeichert werden.

Wo bekommt man die App?

Entweder im Playstore oder im Apple App Store. Wichtig ist die konkrete Suche nach „Corona-Warn-App“.

 

Zur Person

Die 31 Jahre alte Tina Jahnel arbeitet als Post-Doktorandin im Rahmen des Leibniz Wissenschafts Campus Digital Public Health an der Universität Bremen. Sie studierte in Rostock und promovierte in Tasmanien, Australien.

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