Wenn der SV Werder Bremen am Montag (20.30 Uhr) beim 1. FC Heidenheim um die Zukunft in der Bundesliga spielt, dann ist auch Ralph Gunesch (36) ganz dicht dran. Der Ex-Profi, der beim FSV Mainz, St. Pauli, dem FC Ingolstadt und Alemannia Aachen gespielt hat, arbeitet als Experte des Streaming-Dienstes DAZN, der die Relegationsspiele im Internet überträgt.
Wer setzt sich in der Relegation durch?
Ralph Gunesch: Gute Frage. Am Donnerstag haben die Heidenheimer den Bremern das Leben wirklich sehr, sehr schwer gemacht. Sie konnten fast alles umsetzen, was sie sich vorgenommen haben. Das wird für Werder im Rückspiel eine richtig schwierige Sache.
Warum hat Werder so schlecht gespielt?
Ich würde das Spiel gerne aus zwei Perspektiven beleuchten. Trainer Florian Kohfeldt hat sich ja sehr kritisch zum Auftritt seiner Mannschaft geäußert und war dabei sehr offen und direkt, fast schon überraschend offen.
Zu offen?
Nein! Man hat ihm deutlich angemerkt, dass er nicht zufrieden ist. Aber ich finde es sehr positiv, wenn man sich dann nicht in irgendwelche Floskeln reinrettet. Werder hat wirklich nicht gut gespielt. Das lag aber auch an Heidenheim. Sie haben es geschafft, Werder immer wieder im Eins-gegen-Eins – und das über den ganzen Platz – den Schneid abzukaufen und sie zu nerven. Damit haben sie gerade die kreativen Bremer wie Milot Rashica und Yuya Osako aus dem Spiel genommen.
Wie muss jetzt der Werder-Plan lauten: Kampf annehmen oder auf die eigene Spielstärke setzen?
Werder wusste, dass Heidenheim unheimlich kompakt steht und intensiv gegen den Ball kämpft. Die Bremer haben es aber nicht geschafft, dieses Konstrukt in Unordnung zu bringen. Dafür braucht man gute Ballstafetten in hohem Tempo. Dann kommt Bewegung rein und die Abstimmung ins Wanken.
Aber war das nicht schon der Plan für das Hinspiel?
Wahrscheinlich. Aber es hat nicht funktioniert. Das lag sicher auch an Sebastian Griesbeck, der als Sechser das Zentrum komplett dominiert hat. Da müssen sich die Bremer Gedanken machen, wie sie das lösen.
Fehlte bei einigen Bremern wie zum Beispiel bei Marco Friedl der Mut, schnell, direkt und vor allem auch nach vorne zu spielen?
Das Mentale hat gewiss auch eine Rolle gespielt. Es war schon zu erkennen, dass es ein All-in-Spiel ist. Da ist das Nervenkostüm bei dem einen oder anderen ein bisschen seichter.
Wird es ein komplett anderes Spiel?
Ich glaube, dass Heidenheim nur in Nuancen etwas ändern wird. Sie werden vielleicht das Ganze fünf Meter weiter vorne versuchen, um bei Ballgewinn einen Tick schneller vor dem gegnerischen Tor zu sein. Es ist auch gut möglich, dass sie versuchen, die Bremer die ersten zehn Minuten hinten reinzudrücken – so als Überfall. – Und von den Bremern erwarte ich eine andere Spielweise mit deutlich mehr Flexibilität und mehr Tempo mit Ball. Ansonsten bekommen sie Heidenheim nicht ins Laufen und nicht aus der Ordnung.
Hat Heidenheims erfahrener Coach Frank Schmidt seinem jungen Bremer Gegenüber Florian Kohfeldt im Hinspiel taktisch ein Schnippchen geschlagen?
Nein. Aber Frank Schmidt hat mit der Umstellung von der gewohnten Vierer- auf eine Dreier-/Fünferkette schon so etwas wie den ersten Zug gemacht. Jetzt ist die spannende Frage: Welche Antwort findet Florian Kohfeldt darauf? Denkt er sich selbst etwas Besonderes aus? Ich gehe davon aus.
Wie sind eigentlich Ihre Verbindungen zu Werder?
Ich habe lange mit Fin Bartels bei St. Pauli zusammengespielt, mit Clemens Fritz die Jugend-Elite- und die A-Lizenz gemacht – mit Tim Borowski ebenfalls die A-Lizenz. Mit Mediendirektor Christoph Pieper habe ich bei St. Pauli zusammengearbeitet.