Bis zur 85. Minute verwaltete Werder ziemlich erfolgreich die frühe 1:0-Führung durch ein Eigentor des ehemaligen Bremers Norman Theuerkauf. Zwar mussten die Hanseaten Anfang der zweiten Hälfte ein paar brenzlige Situationen überstehen, doch danach hatten die Sache wieder gut im Griff vergaben aber die Chance zur frühzeitigen Entscheidung.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Nach einem Lattenkracher der Gastgeber von Mohr staubte Torjäger Tim Kleindienst zum 1:1 ab. Sollte es Werder gehen wie dem HSV, der nach 1:0-Führung in Heidenheim noch den Aufstieg verspielte?
Werder hält dem Druck stand
Nein! Bevor Heidenheim nachlegen konnte, schlug Werder zurück. Maximilian Eggenstein wurde im Gegenzug beim Abschluss von hinten getroffen. Schiri Brych und VAR war das zu wenig für einen Elfmeter.
Doch in der dritten Minute der Nachspielzeit setzte Fin Bartels bei einem Konter entscheidend nach. Pechvogel Theuerkauf verstolperte als letzter Mann. Bartels behielt den Überblick und bediente den mitgelaufenen Ludwig Augustinsson, der ins leere Tor traf.
Jubel kommt zu früh
Werder jubelte über den Klassenerhalt. Heidenheim brauchte jetzt wieder zwei Tore. Doch in der Nachspielzeit der fünfminütigen Nachspielzeit berührte Theodor Gebre Selassie bei einem Kopfballduell seinen Gegenspieler mit der Hand leicht im Gesicht. Elfmeter.
Kleindienst verwandelte zum 2:2. Jiri Pavlenka war zwar mit der Hand noch dran, konnte den Ausgleich aber nicht verhindern.
Anpfiff und Abpfiff
Die Gute Nachricht für Werder: Inzwischen schrieb man die achte Minute der Nachspielzeit und da wollte sogar Brych Feierabend machen. Er pfiff nur noch wieder an, um direkt danach abzupfeifen. Grün-weiße Erleichterung. Das 2:2 reichte nach dem 0:0 im Hinspiel wegen der Auswärtstoreregel zum Gesamtsieg.
„Wir hätten es früher entscheiden müssen. Ab der 75. Minute waren die Chancen da“, sagte Davy Klaassen, der für den gesperrten Moisander die Kapitänsbinde trug. „Es war eine lange Saison. Jetzt brauchen alle Urlaub.“
Kohfeldt erleichtert
Trainer Florian Kohfeldt machte seiner Erleichterung Luft, sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren: „Ich weiß was das für die Menschen in der Stadt bedeutet.“ Und ich Richtung der Werder-Mitarbeiter: „Sorry für die Scheißsaison.“
Er lobte die Moral seiner Mannschaft: „Wir waren so häufig tot und sind immer wieder gekommen.“ Dann gab er die Devise für den Sommerurlaub aus: „Nix sehen, nix hören, Handy abgeben.“
Vogt in der Zentrale
Für den gesperrten Abwehrchef Niklas Moisander hatte Kohfeldt Marco Friedl als Innenverteidiger aufgeboten. Dessen Platz auf der Außenbahn übernahm Stammkraft Ludwig Augustinsson. Der im Hinspiel gesperrte Kevin Vogt ersetzte Philipp Bargfrede als zentraler Defensivmann.
Das machte sich bezahlt. Vogt war Dreh- und Angelpunkt im Bremer Spiel. Friedl wirkte auf seiner Lieblingsposition weitaus sicherer als auf der Außenbahn.
Sargent statt Füllkrug
Im Sturm bekam etwas überraschend Joshua Sargent den Vorzug vor Niclas Füllkrug. Auch das zahlte sich aus, denn Sargent war als letzter Bremer am Ball bevor Theuerkauf nach drei Minuten beim Rettungsversuch in den Winkel des eigenen Tores traf.
Allerdings hatte der junge Amerikaner da schon eine Großchance vergeben. Als er im Fünfmeterraum den Ball verpasste. In der 59. Minute hatte er nach einem starken Solo die Vorentscheidung auf dem Fuß, traf aber nur den starken Heidenheimer Keeper Kevin Müller.
Füllkrug kam in der Schlussphase und sollte Ruhe in die überhasteten Bremer Aktionen bringen. Das gelang zwar einerseits, andererseits ließ sich der Torjäger vor dem 1:1 viel zu leicht ausspielen.