Axel Hatesaul blickt auf etwa 50 bunte, teilweise leuchtende Tasten und Drehknöpfe. Dort die Weichensteuerung, in der Nähe der Warnblinker und die Funktion, um die Schleifsteine zu senken. Hatesaul sitzt im Führerstand des neuen Schienenschleifwagens der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). „Das ist ein richtiges High Tech-Fahrzeug geworden“, sagt Hatesaul.
Er zeigt auf den Bildschirm, über den er die Schleifsysteme und den Stromabnehmer per Kamera überwacht. Ein anderes Display zeigt die Störungsmeldungen an. Hatesaul kennt die Funktion jedes Gerätes, das in dem Fahrzeug eingebaut ist. Er hat die Anschaffung des Schienenschleifwagens als Projektleiter begleitet und ist mehr als zufrieden.
Offizielle Zulassung im November
SF 50 heißt der Neue bei der BSAG, hergestellt von Windhoff: Kosten von 2,4 Millionen Euro, 31 Tonnen Eigengewicht, fast 13 Meter lang, 2,20 Meter breit. Etwa in der Mitte des Fahrzeugs sitzt das Schleifgestell: Sechs Schleifsteine pro Seite werden über Hydraulikzylinder auf die Schienen gedrückt und mit Wasser gekühlt. Nach etwa einem Tag im Einsatz müssen die Schleifsteine ausgetauscht werden.
Das haben die ersten Fahrten gezeigt. Denn noch fährt der Schienenschleifwagen im Probebetrieb, im November folgt die offizielle Zulassung. „Wir wollen so noch die Kinderkrankheiten ausmerzen“, erklärt der Techniker Hatesaul.
Vorgänger war 22 Jahre im Einsatz
So ein Schleiffahrzeug soll bei der BSAG regulär an einem Tag die Schienen des kompletten Netzes schleifen. Denn im Herbst beanspruchen Laub und Regen, im Winter Streusalz und im Frühjahr Blüten und Feuchtigkeit die Schienen. „Die besten Schienenverhältnisse haben wir im Sommer“, sagt Hatesaul. Zusätzlich kommt das Fahrzeug bei Baustellen zum Einsatz und gibt neuen Schienen den letzten Schliff.
Bis vor Kurzem hat all das eine Eigenkonstruktion der BSAG übernommen. Dafür ist ein Linienfahrzeug zum Triebwagen mit Schleifanhänger umgebaut worden. 22 Jahre lang war die Konstruktion im Bremer Schienennetz unterwegs. „Und war in all den Jahren unfallfrei“, sagt Hatesaul.
Neuer Schleifwagen hat viele Vorteile
Mit dem neuen Fahrzeug werden viele Vorgänge einfacher: Mit seinen 31 Tonnen Eigengewicht sorgt der Schleifwagen für mehr Gegendruck beim Schleifen. Die vier Wassertanks mit einem Volumen von insgesamt 3.000 Litern halten für etwa einen Tag im Schleifeinsatz.
Das neue System verfügt zudem über eine Reinigungsfunktion, bei der Dreck und Schleifstaub mit Druckluft aus den Schienen gepustet werden. Auch neu: Es gibt zwei Fahrerstände. Der Fahrer kann also vorwärts und rückwärts fahren und muss dafür nur einmal durchs Fahrzeug laufen. Das, sagt Hatesaul, sei insbesondere bei Baustellen ein Vorteil, weil die Schienen dort mehrfach geschliffen werden müssten.
Der SF 50 ist zudem der erste Arbeitstriebwagen der BSAG, der beim Bremsen wieder Strom zurück ins Netz speist.
Hatesaul kommt fast schon ins Schwärmen, wenn er diese Dinge aufzählt: „Das ist ein richtig feines Gerät geworden.“