Die Anwohner rund um das ehemalige Möller-Gelände an der Oldenburger Landstraße, auf dem vergangene Woche ein Großbrand ausgebrochen war, sind sauer. „Viele der jetzt beklagten Missstände sind seit jeher bekannt und wurden durch uns Anwohner mehrfach bei den Behörden angezeigt. Das reicht von Öl, das bei Regen vom Gelände läuft, über nächtliche Aktivitäten bis zu Airbags, die am Wochenende ausgelöst werden und lauten Motorentests“, beklagt Wiebke Machel. Sie hat sich als Sprecherin von 35 betroffenen Nachbarn, deren Grundstück unmittelbar an das frühere Möller-Gelände grenzen, an den DELME REPORT gewendet.
Schandfleck „Möller-Areal“
Für die Anwohner der Oldenburger Landstraße und des Elmeloher Weges ist der Großbrand buchstäblich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. „Wir sorgen uns um unsere Sicherheit, Wohn- und Lebensqualität. Denn auch der Missstand des schweren Zugangs zum Löschwasser müsste den Behörden schon länger bekannt gewesen sein“, betont Machel. Jedoch blieben die vielen Meldungen der Bürger und Bürgerinnen zum Schandfleck „Möller-Areal“ von den Behörden bislang unbeantwortet.
Das Feuer hat die Lage vor Ort nochmals dramatisch verschärft. Vor allem für die Umwelt. Da die Dächer der Lagerhalle aus asbesthaltigen Platten bestehen, musste die Feuerwehr am Brandort und in den angrenzenden Wohngebieten Schadstoffmessungen durchführen. Eine Belastung konnte nicht festgestellt werden.
Tote Fische in der Welse
Durch die Löscharbeiten wurden aber die Gewässer rund um das Areal in Mitleidenschaft gezogen. Am Wochenende mussten massenweise tote Fische aus der Welse im Tiergarten geholt werden. Auf dem Wasser schwammen ölige Schlieren. Der Fischereiverein ist entsetzt. Und niemand weiß bislang, welche giftigen Stoffe ins Wasser und in den Boden gelangt sind. Auch das Brandgelände soll schadstoffbelastet sein.
„Die Ermittlungen in Bezug auf die Brandursache dauern derzeit noch an. Wir haben zusätzlich ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung gegen Unbekannt eingeleitet“, teilt die Polizeisprecherin Lorena Lemke auf Nachfrage des DELME REPORT mit. Die Stadt und die Stadtwerke haben sich bislang noch nicht zu den Vorfällen geäußert.
Verdacht auf schwerste Umweltschäden
„Der Verdacht auf schwerste Umweltschäden auf dem ehemaligen Möller-Gelände durch die illegale Entsorgung von Treib- und Schmierstoffen, auf grobe Verstöße gegen Brandschutzbestimmungen, fehlende Baugenehmigungen und nicht angemeldete Gewerbe sind wahrscheinlich nur einige der seit langem bestehenden Mängel“, klagt Ratsherr Uwe Dähne. Und das alles scheine sich seit Jahren unter den Augen der hiesigen Behörden abgespielt zu haben. Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen fordern eine gründliche Untersuchung. „Am besten wäre es, das gesamte Gelände zu entrümpeln, zu dekontaminieren und aufzuforsten,“ schlägt Dähne vor.
Reinigung und Neugestaltung des Geländes
Eine ähnliche Richtung schlagen die Fraktionen der Delmenhorster Liste und der FDP ein. Sie fordern eine Reinigung und Neugestaltung des Geländes. „Bereits vor rund einem Jahr ist dort ein Feuer ausgebrochen. Wir wollen von der Stadtverwaltung wissen, ob und wann die auf dem Areal damals festgestellten Mängel behoben wurden und ob das von offizieller Seite überprüft wurde“, sagt Ratsfrau Bettina Oestermann.
Das Areal, auf dem sich einst die Kunststofffabrik Möller befunden hat, hat schon mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. 2011 brannte ein Bungalow auf den Gelände nieder, der zuvor für osteuropäische Prostituierte genutzt wurde. 2014 wurden in einer Lagerhalle 30.000 Schuss gestohlener Munition sichergestellt.
Bürgerinitiative zum alten Möller-Gelände
„Wir wünschen uns von der Politik nicht bloß leere Phrasen, sondern dass sie aktiv werden“, betont Wiebke Machel. Die Anwohner wollen nun eine Bürgerinitiative gründen mit der Forderung, die derzeitige gewerbliche Nutzung des Geländes zu unterbinden und gegebenenfalls eine Neuordnung zu erreichen.