„Unsere Branche ist bereits gebeutelt, bei weiteren Maßnahmen sieht es düster aus“ – Tarik Cirdi, Vorsitzender vom Standverband Delmenhorst des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), blickt nach dem jüngsten Berliner Corona-Gipfel noch besorgter in die Zukunft. Neben der verschärften Maskenpflicht, weiteren Kontakt-, Feier- und Veranstaltungsbeschränkungen für Regionen, in denen der festgelegte 7-Tage-Inzidenzwert überschritten wird, droht Restaurants und Kneipen eine Sperrstunde. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen ist nun weitestgehend Sache der Länder und Kommunen. In Hotspots mit 50 oder mehr Neuinfektionen soll dann ab 23 Uhr Schluss sein.
„Schlimmes“ erwartet für die Gastrobranche
„Gesundheit geht vor, und die Zahlen steigen“, betont Cirdi, der das Restaurant Riva betreibt. Doch das Ansteckungsrisiko liege eher im Bereich der privaten Feiern und größeren Veranstaltungen und nicht in der Gastronomie, in der die Hygienemaßnahmen bereits hochgehalten werden. Die Sperrstunde ab 23 Uhr spiele zwar kaum mehr eine Rolle, da sich der Betrieb verstärkt in die frühere Hauptgeschäftszeit verlagere, aber für viele Gastronomen sei es jetzt bereits schwer, ihren Laden zu halten. „Ich erwarte Schlimmes“, blickt Cirdi für seine Branche voraus.
Immerhin: Das höchst umstrittene Beherbergungsverbot wurde mittlerweile in Niedersachsen gekippt. „Sinn macht alles, was dazu beiträgt, das Geschehen zu kontrollieren“, meint Cirdi zum Nutzen eines solchen Verbots. „Aber ob hier wirklich ein Grund für Infektionen liegt, das ist fraglich.“ Ein Beherbergungsverbot bedeute auf jeden Fall Einbußen für den Betrieb. Für eine genaue Einschätzung sei es jedoch zu früh.
Maskenpflicht in der Fußgängerzone
Die Stadt Delmenhorst hatte bereits vor dem großen Bund-Länder-Treffen aufgrund der hohen Fallzahlen strengere Maßnahmen eingeführt. Die Maskenpflicht wurde auf die gesamte Fußgängerzone aufgeweitet für die Zeit von 10 bis 18 Uhr, beim Sport sind bis 25. Oktober keine Zuschauer zugelassen (dies gilt auch für Eltern oder andere Aufsichtspersonen von Kindern), Kindertagesstätten müssen vorerst in den eingeschränkten Regelbetrieb wechseln, und auch auf den Spielplätzen müssen Erwachsene eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Weitere Maßnahmen hängen laut Stadtverwaltung davon ab, wie die Verordnung des Landes Niedersachsen genau formuliert sein wird. Daher gelte es abzuwarten und der Pandemie bis dahin mit den vorhandenen Allgemeinverfügungen, Maßnahmen und Empfehlungen zum Schutz vor dem Coronavirus zu begegnen.
Keine Infektionsherde
Wie die Stadt mitteilt, sind in Delmenhorst bei den Infektionszahlen keine besonderen lokalen Zuordnungen festzustellen. Es gebe aktuell keine „Infektionsherde“ wie etwa größere Feiern. Ein Teil der Erkrankten sei dem Gesundheitsamt bereits bekannt, weil sich die Personen in Quarantäne befanden. Sie hätten sich überwiegend innerhalb der Familie angesteckt.
Die Stadt appelliert erneut und wiederholt an die Bevölkerung, die Kontaktbeschränkungen, die Corona-bedingten Abstands- und Hygieneregeln sowie weitere Vorgaben wie das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckungen einzuhalten. Die Stadtverwaltung und die Polizei führen weiterhin strenge Kontrollen durch. Die Stadtverwaltung hat – auch für das Wochenende – erneut ein Bürgertelefon eingerichtet. Unter der Telefonnummer 0 42 21/99 22 71 können Bürger ihre Fragen zum Thema Coronavirus stellen. Das Bürgertelefon ist montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 16 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 13 Uhr besetzt. Als weitere Maßnahme hat die Stadtverwaltung den Fachdienst Gesundheit personell verstärkt, damit die Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten weiterhin sichergestellt ist.
Aufgrund der aktuellen Corona-Lage wurden Veranstaltungen wie der „Bummel-Samstag“ der Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) und der Designmarkt „Herzensdinge“ an diesem Wochenende abgesagt. Auch der Laternenumzug am 23. Oktober findet nicht statt.