In den kommenden Monaten wird die Umsetzung des Corona-Rahmenhygieneplanes des Kultusministeriums des Landes Niedersachsen auch die Delmenhorster Schulen sowie die Stadt als Schulträger vor große Herausforderungen stellen. Die Maßnahmen sollen die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag vor einer möglichen Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen.
Alle 20 Minuten für fünf Minuten lüften
„Auf der Kultusministerkonferenz am 15. Oktober wurde die Empfehlung ausgesprochen, in regelmäßigen Abständen die Fenster weit zu öffnen, um einen kompletten Luftwechsel zu ermöglichen“, berichtete Andreas Tensfeld, Fachbereichsleiter Gebäude- und Immobilienmanagement im Rahmen einer Sitzung des Schulausschusses. Getagt wurde am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit dem Ausschuss für Kultur und Sport. Es soll alle 20 Minuten für fünf Minuten gelüftet werden. „Gekippte Fenster reichen nicht“, so Tensfeld.
Allerdings zweifelt der Lehrerverband schon jetzt an der Umsetzung, da in einigen Klassenräumen die Fenster veraltet sind oder sich nur teilweise öffnen lassen. Ein weiteres Problem seien die fallenden Temperaturen. „Beim Stoßlüften fällt die Temperatur kaum ab“, ist Tensfeld dagegen überzeugt. Außerdem habe man während des Lockdowns im Frühjahr in den Schulgebäuden veraltete und kaputte Fenster repariert.
CO2-Ampeln für 900 Klassenräume
Die SPD wollte es genauer wissen und hatte deshalb der Stadtverwaltung am 14. Oktober einen Prüfauftrag erteilt, inwieweit in den Klassenräumen Geräte zum Einsatz kommen könnten, die den Anteil von Kohlenstoffdioxid (CO2) messen, so genannte CO2-Ampeln. „Der Virologe Dr. Karl Lauterbach hat sich für den Einsatz von Filteranlagen ausgesprochen. Auf dem Schulgipfel vor mehr als zwei Wochen brachte man ebenfalls eine Prüfung des Einsatzes solcher Anlagen auf den Weg,“ betonte die Antragstellerin, Andrea Lotsios (SPD).
In Delmenhorst gibt es insgesamt 900 Klassenräume. Um den Haushalt zu schonen, hat die Verwaltung vorerst pro Grundschule und Standort zwei mobile CO2-Ampeln und pro Standort der weiterführenden Schulen vier festinstallierte Geräte angeschafft. „Die Kosten belaufen sich auf 12.500 Euro. In rund zwei Wochen sollen die Geräte geliefert werden“, sagte Fachdienstleister Olaf Meyer-Helfers. Danach wolle man weitersehen.
Kostenpunkt 125.000 Euro
Die Verwaltung vertritt den Standpunkt, dass nicht in jedem Klassenzimmer ein Gerät dauerhaft installiert werden muss. Stattdessen soll mit mobilen Geräten mit den Schülern das Lüftungsverhalten einstudiert werden. Der Politik reichte das nicht. Sie fordert von der Stadt, alle 900 Klassenräume mit CO2-Ampeln auszurüsten. Die erforderlichen außerplanmäßigen Haushaltsmittel in Höhe von rund 125.000 Euro werden zur Verfügung gestellt.
Auf Lotsios Frage, ob und wann Schulen mit Lüftungsreinigungsgeräten ausgestattet werden, kam ebenfalls der klamme Haushalt ins Gespräch. „Bereits in der Anschaffung kostet ein Lüftungsreinigungsgerät rund 3.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für Einbau, Wartung, Verbrauchsmaterial und den Stromverbrauch. Die Luftreiniger müssen zwingend mit speziellen teuren Filtern ausgestattet sein, um zufriedenstellend zu arbeiten. Die müssten mindestens jährlich ausgetauscht werden“, gab Thensfeld zu bedenken.
2,7 Millionen Euro Gesamtkosten
Da die Geräte fest eingebaut werden, könnten sie nicht wechselseitig in mehreren Klassenräumen eingesetzt werden. Somit müsste jeder Raum mit einem eigenen Reiniger ausgestattet werden. „Die Gesamtkosten hierfür liegen bei rund 2,7 Millionen Euro“, erklärte Tensfeld. Preiswertere Geräte würden sich ebenfalls nicht empfehlen, da sie zu laut seien. Unterricht wäre dann kaum noch möglich.
Bettina Oestermann von der Fraktion Delmenhorster Liste regte an, dass man anhand der CO2-Ampeln überprüfen könne, wie die Situation in den Räumen aktuell sei, um bei Bedarf über die Anschaffung von den sehr viel teureren Filteranlagen nachzudenken.