Noch prangt der Schriftzug über dem Eingang des früheren Bundeswehr-Hochhauses in der Falkenstraße: Creative Hub. Rund 70 Startups, Projektleiter und Künstler arbeiten dort. Bis Ende des Jahres dürfen sie noch bleiben.
„Die Idee hinter dem Creative Hub ist es, die einzelnen Projekte und deren Umsetzung zu fördern, aber auch interessante Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen zu schaffen“, sagt Hub-Projektleiter Marc Fucke. Zusammen mit Hachem Gharbi unterstützt er die Macher, bis sie es je nach Konzept in die Selbstständigkeit schaffen.
Die sieben Stockwerke, die das Creative Hub im Bundeswehrhaus bewohnt, sind unterteilt nach Themen. „Im ersten Obergeschoss sind Sport, Yoga und Massagen, darüber befinden sich Handwerk, Kunst und Ateliers“, erklärt Fucke. „Hier muss auch niemand Miete zahlen, sondern nur einen kleinen Raumförderungsbeitrag. Hinter jeder Tür verbirgt sich eine andere Welt“, sagt Projektleiter Hachem Gharbi. „Wir sind die nettesten Nervensägen, weil wir wollen, dass sich die Ideen bei uns weiterentwickeln.“
Handwerk und Technologie verbinden
Documentary Design beispielsweise stellt Musikboxen aus Ton her. „Wir wollen traditionelles Handwerk mit moderner Technologie verbinden“, sagt Gründerin Philine von Düszeln. Die erste Linie ihrer Lautsprecher hat sie in Chile produziert. „Für unsere zweite Lautsprecher-Serie stellen wir Keramikvasen sowie die Holz- und Korkteile und Wollfließe in Portugal her. Zusammengebaut werden die Einzelteile in Deutschland.“
Ein Lautsprecher der ersten Generation kostete zwischen 350 und 890 Euro, 300 Stück konnten die beiden Gründer Philine von Düszeln und Pablo Ocqueteau verkaufen. Davon leben können sie nicht.
Das Creative Hub helfe dem Unternehmen bei der Weiterentwicklung. „Es ist nicht nur ein Arbeitsraum, sondern Schnittstelle mit vielen verschiedenen Gruppen“, sagt Pablo Ocqueteau. Sei es das Bauen einer Website, Fotografieren oder die Nutzung eines Drei-D-Druckers – die unterschiedlichen Projekte helfen sich im Creative Hub.
Drohnen als fliegende Kuriere
Das nutzt auch Julius Pinsker. „Das Besondere am Creative Hub ist, dass man einfach ins Büro nebenan gehen kann und dort hat vielleicht jemand eine Lösung für dein Problem.“ So können sich die einzelnen Ideengeber gegenseitig beim Weiterentwickeln helfen. Zusammen mit Kommilitonen hat Pinsker Anemoi gegründet.
Die Studenten wollen ein Flugzeug bauen, dass wie eine Drohne auf der Stelle fliegen kann und so ein dezentrales Liefernetzwerk schaffen. „Wie fliegende Fahrradkuriere“, erklärt Pinsker. Die Idee kam ihm während eines Projekts an der Universität. Momentan basteln die Studenten an einem Prototypen.
Das Creative Hub soll auch eine Schnittstelle zwischen Hochschulen und anderen Initiativen sein. „Zudem liegt uns die Stadtentwicklung am Herzen“, sagt Fucke. Das Problem sei, dass Bremens Bild nach außen nicht so gut sei, wie es sein könnte. „Bremen hat so viele Ideen und Potenzial. Das muss auch außerhalb der Stadtgrenzen bekannt werden.“
Gefördert von der Gewoba
Gefördert wird das Creative Hub größtenteils vom Immobilienunternehmen Gewoba, das das Hochhaus im vergangenen Jahr gekauft hat. „Wir finden es attraktiv, solche Gebäude für solch interessante Projekte zu nutzen“, sagt Gewoba-Sprecherin Christine Dose. Ein Jahr lang läuft der Vertrag mit den Hub-Mietern. Gebaut will das Hochhaus umbauen und dort bis zu 180 Wohnungen einrichten.
„Wir sind aber schon auf der Suche nach einem neuen Ort“, sagt Hub-Projektleiter Fucke. Dose sagt: „Wir stehen mit den Projektleitern in Kontakt. Ob alle Bewohner gemeinsam in ein neues Quartier ziehen, steht noch nicht fest. Trotzdem gibt es schon viele Anfragen von Projekten, die auch mitmachen wollen. „Wir haben eine lange Warteliste, mit dem neuen Standort werden wir eine neue Bewerbungsphase starten“, sagt Fucke. „Alle Projekte, die bis jetzt im Creative Hub sind, sollen mit umziehen können.“