Einen musikalischen Live-Abend hat das Pier 2 zuletzt am 8. März 2020 erlebt. Damals stand die Wiener Band Wanda auf der Bühne. Danach war Schluss. Mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auflagen sind seit mehr als zehn Monaten die Clubs und Konzerthäuser geschlossen.
„Die Branche ist gerade de facto tot“, sagt Gero Stubbe von Koopmann Concerts und einer der Projektleiter des Clubs 100. Das trifft nicht nur Veranstalter, sondern zum Beispiel auch Caterer, Ton- und Lichttechniker. Doch nun gibt es ein Zeichen der Wiederbelebung.
„Solidarische Idee ist einzigartig“
Clubbesitzer, Veranstalter, ein Medienunternehmen und der Interessenverband Clubverstärker haben sich zusammengetan und das Projekt „Club 100“ gestartet. 19 Akteure der Bremer Veranstaltungsszene bewarben sich vor einer Jury mit Konzertideen. 40 Veranstaltungen bis Ende Mai sind so zusammengekommen.
Die Akteure nutzen alle das Pier 2, arbeiten mit allen Gewerken der Veranstaltungsbranche zusammen und werden finanziell unterstützt. „Diese solidarische Idee eines Clubs ist bundesweit einzigartig“, sagt Julia von Wild vom Clubverstärker.
Bekannte und unbekanntere Acts auf der Bühne
Je nach Corona-Auflagen können zwischen 100 und 521 Zuschauer kommen. Ist Publikum – wie in diesen Wochen – nicht erlaubt, werden die Veranstaltungen live gestreamt. Auch Hybrid-Konzerte, bei denen Publikum vor der Bühne und am heimischen PC dabei ist, werden erwogen. „Ich freue mich über die Perspektive für das nächste halbe Jahr. Wir kommen wieder ins Arbeiten“, sagt Club-100-Projektleiter Olli Brock, der das Pier 2 und den Tower betreibt. Eine endgültige Lösung sei das Projekt aber nicht.
Schon in der vergangenen Woche gab es den ersten Auftritt: Bestsellerautor Wladimir Kaminer las aus seinem aktuellen Buch. Am 5. Februar folgt ein Auftritt der Band „Milliarden“, die an dem Tag die Premiere ihres neuen Albums feiern. Konzerte von Künstlern wie Madsen, Selig und Thees Uhlmann sind genauso vorgesehen wie Auftritte von unbekannteren Musikern wie Botticelli Baby oder Ducks on Drugs. „Es ist wie bei einem Festival. Man entdeckt auch echte musikalische Perlen“, sagt Olli Brock. Auch ein DJ Set, ein Metal-Konzert und ein Slammerfilet-Abend sind geplant.
Modell mit Vorzeige-Charakter
Gefördert wird das Projekt vom Wirtschaftsressort und der ihm unterstehenden Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). 600.000 Euro erhält das Projekt Club 100 für Veranstaltungen im Pier 2. Darüber hinaus gibt es rund 530.000 Euro für die Infrastruktur vor Ort und das Streaming.
„Es wird nicht nur die Schließung finanziert, sondern die Branche kommt wieder ins Arbeiten“, sagt Julia von Wild vom Clubverstärker. „Ich hoffe, dass das Modell bundesweit Schule macht.“ Und das Pier 2 erlebt endlich wieder Live-Musik-Abende.