Als erste soziale Einrichtung nutzt die Bremer Heimstiftung in ihren Alten- und Pflegeheimen das digitale Corona-Warnsystem Alert Germany. Besucher, die Angehörige oder Freunde in den Einrichtungen treffen möchten, scannen im Eingangsbereich mit ihrem Handy einen QR-Code, geben ihren Namen und ihre Telefonnummer an und sind so bei Alert Germany registriert.
Bei jedem Besuch wird der QR-Code wieder kurz gescannt. Infiziert sich ein Bewohner in einem Heim, kann das Gesundheitsamt über Alert Germany schnell und unkompliziert nachvollziehen, wer wann in der Einrichtung war und Betroffene informieren. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts spricht dann einen Text ein, in dem Betroffene informiert und unter anderem aufgefordert werden, sich zu isolieren. Der Text wird dann an die Besucher, die zur kritischen Zeit in dem Heim waren, per Anruf geschickt.
Gesundheitsamt kann auf Daten zugreifen
„Ausschließlich das Gesundheitsamt hat Zugriff auf die Daten, es muss keine App installiert werden und es reicht ein einziger Anruf aus, um alle betroffenen Personen zu erreichen“, erklärt Bernhard Schmittenbecher, Sprecher des Frankfurter Unternehmens The Call International.
Die 2016 gegründete Firma hat das digitale System vor zwei Jahren entwickelt. „International wird das System schon viel genutzt, in Deutschland lief es bisher eher unter dem Radar“, sagt Schmittenbecher. Mit der Corona-Pandemie sei aber die Nachfrage hierzulande schnell angestiegen. Inzwischen werde das System zum Beispiel in der Gastronomie genutzt. „Auch die Nachfrage von Konzertveranstaltern und Hallenbetreibern ist groß“, sagt Schmittenbecher. Sie wollen sich auf die Zeit vorbereiten, wenn Veranstaltungen mit Besuchern wieder möglich sind.
Weniger Papierkrieg
In Bremen wird Alert Germany laut Schmittenbecher bisher ausschließlich von der Bremer Heimstiftung genutzt. Das Stiftungsdorf Fichtenhof in Bremen-Schönebeck hat das System im Oktober eingeführt, weil die Registrierungspflicht von Besuchern mit einem erheblichen Papieraufwand verbunden ist. „Da musste eine digitale Lösung her“, erklärt Sozialdienstleiterin Silke Beer. Inzwischen setzen acht Häuser der Heimstiftung auf das System.
„Einige Besucher nutzen Alert Germany nicht, weil sie kein Smartphone haben. Aber die, die es einmal ausprobiert haben, nutzen es nur noch“, sagt Beer. Auch Ergotherapeuten und Ärzte, die regelmäßig in die Einrichtung kommen, registrieren sich so. „Es kommt so langsam in Gang“, freut sich Beer. Schon jetzt sei die Zettelwirtschaft weniger geworden.
Laut Unternehmenssprecher Schmittenbecher kann die Bremer Heimstiftung als soziale Einrichtung das System kostenfrei nutzen. „Wir müssen einige Fragen noch mit der Politik klären“, sagt Schmittenbecher zur Finanzierung. Kommerzielle Anbieter müssten für die Anwendung zahlen.