Insekten spielen im Kreislauf der Natur eine wichtige Rolle, als Bestäuber von Pflanzen ebenso wie als Nahrung für andere Tiere. Doch die Zahl der kleinen Nützlinge geht seit Jahren dramatisch zurück. In Zusammenarbeit mit dem Regionalen Umweltbildungszentrum Hollen veröffentlicht der DELME REPORT das ganze Jahr über immer am dritten Sonntag im Monat Tipps für die Gestaltung eines insektenfreundlichen Gartens.
Es ist kalt, trübe und ungemütlich: Jetzt im Januar ist die beste Zeit, sich bequem bei einer Tasse Tee Gedanken über die Gartengestaltung im neuen Jahr zu machen. Um das heimische Naturparadies auch in ein Paradies für Bienen & Co. zu verwandeln, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Eine kleine Skizze kann dafür sinnvoll sein. Auf dem Gelände des Regionalen Umweltzentrums (RUZ) Hollen entsteht derzeit ein großer Schaugarten für das Projekt „InsektenschutzAkademie“ (Insa). Dafür wird ein Areal mit verschiedenen Elementen insektenfreundlich hergerichtet. Das RUZ sucht für das Projekt zudem Privatgärten, die ähnlich gestaltet werden sollen. Interessierte können sich melden unter E-Mail insa@ruzhollen.de oder Telefon 04223/95056.
Packen wir es an
Aber wo nur anfangen? Das Team des RUZ rät, sich erst einmal zu überlegen, was es alles schon im Garten gibt. Welche Pflanzen wachsen dort bereits? Welche sollen bleiben und wo sollen neue (möglichst einheimische) Stauden und Gehölze hin, ist der Boden eher sandig oder humos, wo ist besonders viel Licht, wo Schatten und wo ist es sehr feucht oder trocken? Und sollen neue Elemente den Garten aufwerten? Eine Trockenmauer, ein Sandbeet, ein Teich oder kleine Wasserstelle, Totholzelemente und Nisthilfen, eine kleine Blühwiese, eine Blühhecke, Staudenbeete Sträucher und Bäume zählen zu den Lieblingen der Insekten. Ziel bei der Planung ist es, den Insekten das ganze Jahr über Nahrung und Lebensräume anbieten zu können.
Alte, heimische, große Bäume sollten unbedingt erhalten bleiben. Große Gehölze oder Hecken, die in den vergangenen Jahren vertrocknet sind, eignen sich gut als Raum, um neues Leben einziehen zu lassen. „Jetzt ist auch die Zeit für den Rückschnitt von Hecken und Gehölzen“, weiß RUZ-Chefin Marina Becker-Kückens. „Doch man sollte sich fragen, ob das wirklich nötig ist oder man es nicht noch wachsen lassen kann. Und wenn man zurückschneidet, kann man das Schnittgut noch gut verwenden.“ Angefallenes Holz wie Baumstubben, Äste oder Zweige können für Totholzelemente wie etwa eine Benjeshecke genutzt werden. Dabei werden Baum- und Strauchschnitt wie eine Art Mauer aufgeschichtet, womit das dichte Geflecht ein idealer Rückzugsort für verschiedene Tiere ist.
Auf heimische Pflanzen setzen
Vielleicht ist es auch an der Zeit sich von einzelnen Pflanzenarten wie Forsythie, Rhododendron oder Kirschlorbeer zu trennen. Aus ökologischer Sicht sind diese für die Gartenbepflanzung nicht die erste Wahl, denn die meisten Insekten können mit den Blüten nicht viel anfangen. Bei der Wahl der Pflanzen sollten Gartenfreunde auf heimische Exemplare mit ungefüllten Blüten setzen, denn in diesen finden die Tiere leichter Nahrung. Und nicht jedes nimmt jedes Gewächs an. „Bienen wie die Glockenblumen-Scherenbiene sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert“, weiß Gärtnerin Kerstin Fischer. Ob eine Pflanze in Deutschland heimisch ist, kann auf der Seite floraweb.de abfragt werden. Bezugsquellen für heimische Pflanzen und Saatgut findet man auch auf insektenschutzakademie.de. Mit einem Blütenangebot von Februar bis Oktober können die unterschiedlichen Insektenarten, denen eine Unterkunft angeboten wird, für sich und ihren Nachwuchs genügend Nahrung finden.
Sand als Lebensraum
Alle Bereiche, die neu bepflanzt werden sollen, müssen möglichst frei von Unkräutern sein. Vor allem Quecke, Giersch und Brennnesseln müssen gründlich entfernt werden. Es empfiehlt sich, die Flächen frühzeitig frei zu machen, für einige Wochen brach liegen zu lassen und aufkeimende Unkräuter immer wieder abzuhacken oder Wurzeln gründlich auszugraben. Bei großflächigen Umgestaltungen gilt: Zugekaufter Mutterboden ist häufig stark mit Unkräutern „verseucht“, wohingegen der Unterboden meist nährstoffärmer und unkrautfrei, also ideal geeignet für Blühwiesen und Wildstaudenbeete. Gegebenenfalls kann der Boden mit ungewaschenem Sand ergänzt werden.
Sand ist ein Lebensraum für etliche Insekten und wird unter anderem gern von Wildbienen als Nistplatz genutzt. Mehr als dreiviertel aller Wildbienen bauen ihre Nester laut RUZ im Erdboden. Die Eingänge fallen oft nur als kleiner Sandhügel auf und werden in den Pflasterfugen oft für Ameisenhaufen gehalten. Für die übrigen Wildbienen können Gartenbesitzer Nisthilfen als Unterkunft bauen. Auch dafür bietet sich der Winter gut an, um für das Frühjahr und den Sommer vorzubauen.
Nisthilfen für alle
Vom Frühjahr bis in den Spätsommer fliegen immer wieder andere Wildbienenarten, denen der Garten zum Beispiel hohle Stängel aus Bambus und Schilf oder Elemente aus Lehm anbieten kann. Mit dem bei der Pflege angefallenen Holz wie zum Beispiel von Obstgehölzen, Buche, Eiche oder Esche lassen sich Käferfraßgänge nachahmen, die von Wildbienen und ihren Verwandten gerne angenommen werden. Diese drei Elemente kann man als Nisthilfe mit einem kleinen Dach vor zu viel Feuchtigkeit schützen, an einem sonnigen Platz im Garten aufstellen und dann ab dem Frühjahr beobachten, wer dort alles einziehen möchte. Über das ganze Jahr verteilt kann man weitere Nist-Elemente hinzufügen, da je nach Jahreszeit immer andere Arten fliegen und so alle eine Chance zur Besiedelung haben. Nisthilfen sollen immer mehr als nur ein paar Zentimeter tief sein; ideal sind 15 bis 20 Zentimeter. Wer schon jetzt im Nisthilfenbau aktiv werden möchte, kann sich am Flyer des Landkreises zum Thema „Nisthilfen“ orientieren.
Interessierte Hobbygärtner finden unter insektenschutzakademie.de fortlaufend Tipps.