Honigbienen sind die ersten Tiere, an die man denkt, wenn es um Blüten und Insekten geht. Sie fliegen auf eine Vielzahl von Blüten. Andere sind da doch etwas anspruchsvoller, was die Wahl der Pflanzen angeht. Allein von den Sandbienen schwirren im April, Mai und Juni dutzende Arten umher, die unter anderem einheimischen Weißdorn besiedeln. Dies kann man sich im insektenfreundlichen Garten zunutze machen, indem man entsprechende Sträucher platziert. Denn sowohl einzelne Sträucher als auch Hecken bieten vielfältige Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Allerdings nur, betont das Team vom Regionalen Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen, wenn es heimische, blühende und fruchtende Gehölze sind. Auf Thuja- oder Kirschlorbeer-Monokulturen sollte der Insektenfreund verzichten.
„Heimische Pflanzen sind besonders wichtig, da die Insekten auf sie angepasst sind“, weiß Gärtnerin Kerstin Fischer.
Auch an Schmetterlinge denken
Vor allem dornige Pflanzen wie Wildrosen oder Schlehe bieten nicht nur Blüten für Insekten, sondern auch Vögeln Nistmöglichkeiten und Schutz vor Witterung und Fressfeinden. Sehr wichtig sind auch Pflanzen, die den Raupen von Schmetterlingen Nahrung bieten, beispielsweise der Faulbaum. „Auch die Schmetterlinge brauchen viel mehr Futterpflanzen“, weiß Biologin Sandra Bischoff. „Der Faulbaum blüht unscheinbarer aber schön grün.“ Ein wahrer Insektenmagnet ist der Weißdorn, auf ihm wurden bislang 163 verschiedene Arten der kleinen Nützlinge gezählt. 33.000 Insektenarten kommen laut Bischoff in Niedersachsen vor. Von den deutschlandweit 560 Bienenarten sind 63 Prozent bedroht. „Wir können das ändern, wenn wir Menschen motivieren, etwas zum Schutz der Insekten zu tun“, so Bischoff. Zum Beispiel mit einer Heckenpflanzung. Wenn keine freiwachsende Hecke, sondern nur ein regelmäßig geschnittenes Strauchwerk möglich ist, sollte man bedenken, dass dieses deutlich weniger Lebensraum und Vielfalt bietet. Daher ist es umso wichtiger, hier auf heimische Pflanzen zurückzugreifen, die wenigstens noch einigen Tieren als Lebensraum dienen können.
Große und kleine Gehölze
Geeignete Exemplare für die Einzelpflanzung und Blühhecken sind Schlehe, Bibernellrose, Pfaffenhütchen, Kornelkirsche, Faulbaum, Wildapfel, Heimische Traubenkirsche, Schwarzer Holunder, Eingriffliger Weißdorn, Eberesche, Gemeiner Liguster, Alpen-Johannisbeere, Salweide und Vogelkirsche. Für Schnitthecken empfiehlt Fischer Hainbuche, Rotbuche, Liguster, Eibe und Ilex. Aber auch wer nur einen kleinen Garten besitzt, muss dank Kleingehölzen nicht auf insektenfreundliche Sträucher verzichten. Auch hier sind der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Naturfreunde können wählen aus Zwergfelsenbirne, Schwarze Apfelbeere, Gewöhnliche Berberitze, Gelber Blasenstrauch, Gold-Kornelkirsche, Roter Hartriegel, Gewöhnlicher Faulbaum, Schwarze Heckenkirsche, Rote Heckenkirsche, Gold-Johannisbeere, Blut-Johannisbeere, Farnblättriger Goldholunder, Zwerg Mehlbeere, Gewöhnliche Pimpernuss oder Kultur-Heidelbeere.
„Die Sträucher kann man sowohl einzeln als auch als Hecken pflanzen“, erklärt die Gärtnerin. Freiwachsende Blütenhecken bieten dabei Vielfalt für die Augen und auch die Insekten. Weißdorn zum Beispiel lässt sich auch wunderbar als lockere Hecke anlegen. Weiden bieten mit ihren Blättern vielen Schmetterlingsraupen Nahrung. Auch sollte man besser immer die Wildform einer Pflanze wählen. Pflanzzeit ist meist schon Ende des Jahres, wenn es feucht ist, doch auch jetzt im Februar oder März ist es noch problemlos möglich. Auch Schnee ist kein Problem, wenn der Boden frostfrei ist.
Einfache Pflege
Die Pflege von heimischen Gehölzen ist sehr einfach. Bei Bedarf wird nur das weggeschnitten, was wirklich stört. Auf keinen Fall sollte man die Pflanzen jedes Jahr wieder „rund“ schneiden, denn dabei werden vor allem die jungen Triebe entfernt, die in diesem Jahr fruchten oder blühen würden. Und innen verkahlen und altern die Pflanzen immer mehr. Wer seine Wildsträucherhecke stärker beschneiden muss, um das Wachstum von Trieben anzuregen, sollte die Sträucher „auf den Stock setzen“. Bei dieser Methode schneidet man radikal alle Triebe unten ab, damit die Pflanze danach gesund und frisch austreibt und ihre natürliche Form wiederbekommt.
Der Bereich vor der Hecke und unter den Pflanzen wird häufig mit Rindenmulch abgedeckt, doch auch hier gibt es eine Möglichkeit, die Fläche für bunte Vielfalt zu nutzen. Hecken und Gehölze in der freien Natur sind immer von einem Saum an mehrjährigen, krautigen Pflanzen umgeben. Im Garten lässt sich das mit der Aussaat einer Saummischung genauso erreichen. „Die Saum-Pflanzen sind meist etwas höher und bieten schon im ersten Jahr einen tollen Blühaspekt, wenn die Hecke vielleicht noch etwas niedrig ist. Sie versamen sich selbst wieder und wandern so nach und nach mit dem Wachstum der Hecke“, schildert Fischer die Vorzüge. Hochwertige Saummischungen enthalten viele ökologisch sehr wertvolle Pflanzen, die jeden Garten bereichern. Über Winter bleibt der Saum stehen und wird erst im März abgemäht oder abgeschnitten, dann treiben die Pflanzen wieder neu aus. Der stehen gelassene Saum bietet Insekten eine Möglichkeit zum Überwintern.
Dynamik Raum lassen
Zu guter Letzt appelliert Gärtnerin Fischer an alle Natur- und Insektenfreunde: „Genießen Sie die natürliche Dynamik in Ihrem Garten. Manches wächst und gedeiht, nimmt Raum ein, wird größer. Anderes verschwindet vielleicht über die Zeit, manches taucht vielleicht sogar von ganz allein auf. Geben Sie dieser Dynamik Raum und versuchen Sie nicht, jedes Jahr exakt das gleiche Gartenbild zu erschaffen. Das macht auch deutlich weniger Arbeit. Schauen Sie stattdessen genau hin und bewundern Sie die Veränderungen.“
Bezugsquellen für Saatgut und heimische Gehölze finden Interessierte auf der Webseite insektenschutzakademie.de.
Für eine Insektenschutz-Challenge sucht das RUZ Hollen Gartenbesitzer, die ihre Gärten insektenfreundlich gestalten möchten und das Insektenvorkommen darin beobachten. Interessierte melden sich unter Telefon 04223/93 20 57 oder E-Mail insa@ruzhollen.de.