Einige Mordfälle bleiben lange Jahre ungeklärt. Bei neuen Hinweisen oder bei drohender Verjährung rollt die Bremer Mordkommission solche Cold Cases wieder auf. Archivfoto: WR
Cold Cases

78 Mordfälle sind noch ungeklärt

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Wie die Bremer Polizei in Cold Cases ermittelt und welche Verfahren noch offen sind.

Mord verjährt nicht – auch nicht im Fall Adelina. Adelina war ein Mädchen, dass 2001 im Stadtteil Kattenturm auf dem Heimweg verschwand, sexuell missbraucht und getötet wurde.

Drei Monate später wurde ihre Leiche in einem Wald nahe Bremen gefunden. Aber noch heute, 20 Jahre später, ist unklar, wer die Tat verübt haben könnte. 78 Tötungsdelikte und Tötungsversuche, die zwischen 1960 und 2021 im Land Bremen geschahen, sind noch immer ungelöst, die Täter unbekannt, wie aus einem Bericht des Innenressorts hervorgeht.

Mordkommission behandelt Cold Cases nebenbei

In Bremen ist die Mordkommission für solche Cold Cases zuständig, wie Fachleute die Kriminalfälle nennen, die seit Jahren nicht gelöst werden konnten. Sofern es die personellen Ressourcen zulassen oder eine Verjährung droht, nimmt die Polizei alte Ermittlungen wieder auf.

„Dies ist in den letzten Jahren in einigen ausgewählten Einzelfällen möglich gewesen, da die Belastung mit aktuellen versuchten Tötungsdelikten stark angestiegen ist“, erklärt Polizeisprecher Nils Matthiesen.

Neue Ermittlungsmethoden, neue Ansätze

„Ausschlaggebend für neue Ermittlungen sind oftmals verbesserte oder gar neue Methoden der kriminaltechnischen Spurensuche und Auswertung“, erläutert er.

„Auch veränderte Lebensumstände von Beteiligten oder Zeugen der Taten führen in einigen Fällen zu einer Aussagebereitschaft gegenüber der Polizei und können so weitere Ermittlungsschritte initiieren“, sagt Matthiesen. In einigen Fällen werden auch spezielle Profiler hinzugezogen.

2011 wurden zwei alte Fälle gelöst

Das führt auch zu Erfolgen: So konnten in der Hansestadt 2011 zwei Altfälle aufgeklärt werden, ein Mord aus dem Jahr 1971 und ein versuchter Totschlag aus dem Jahr 1992. In Bremerhaven konnte dagegen in den letzten zehn Jahren kein Cold Case gelöst werden.

Bei dem Mord von 1971 handelt es sich um den Fall Carmen Kampa, eine damals 17-Jährige, die in der Nähe des Bahnhofs Oslebshausen überfallen, vergewaltigt und zu Tode gewürgt wurde. Zunächst hatte das Gericht den falschen Mann verurteilt.

Cold Cases weiter im Fokus

Erst 40 Jahre nach dem Mord konnte der wahre Täter nach umfangreichen Ermittlungen gefunden werden. Er war zu dem Zeitpunkt allerdings schon lange tot.

Auch in Zukunft sollen alte Ermittlungen weiter wiederaufgenommen werden. „Es ist unser gesetzlicher Auftrag, weiter zu versuchen, Cold Cases aufzuklären“, sagt Matthiesen, „das sind wir den Freunden und Angehörigen der Opfer schuldig.“

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