Ab heute darf Yusuf Gezgin wieder arbeiten – zum ersten Mal seit mehr als zehn Wochen. Am 16. Dezember musste der Inhaber des Friseursalons 90 Grad seinen Salon an der Contrescarpe wegen des Corona-Lockdowns schließen. „Momentan sind wir die kompletten ersten vier Wochen ausgebucht“, sagt Gezgin. „Ich könnte 24 Stunden pro Tag am Telefon sein.“
Pausenlos rufen Kunden an, um einen Termin zu vereinbaren. Wegen des Ansturms öffnet er sein Geschäft morgens früher als gewöhnlich und hört abends später auf.
Rund 60.000 bis 65.000 Euro Umsatz erwirtschaftet er normalerweise im Monat. Von der Bundesregierung habe er an Hilfe 10.000 Euro für die gesamten zehn Wochen
Schließung erhalten. „Das ist ein Witz. Am Tag vor dem Lockdown habe ich fast 8.000 Euro Umsatz gemacht“, beklagt Gezgin. So schnell kann er die fehlenden Einnahmen
nicht ausgleichen. „Das wird ein, zwei Jahre dauern, bis sich die Finanzen wieder ausgleichen“, sagt der Friseurmeister.
Sechs Tage die Woche arbeiten
Das Studio 21 ist für die nächsten 14 Tage komplett ausgebucht. Die beiden Inhaber werden von morgen sechs Tage die Woche arbeiten, um den vielen Anfragen gerecht
zu werden. „Wir haben Vorkehrungen getroffen, ein Luftreinigungsgerät besorgt und komplett wie vorgeschrieben auf medizinische Masken umgestellt,“ sagt Inhaberin Barbara Sledz.
Friseur Kay Schneider hat sogar zwei neue Mitarbeiter eingestellt. „So können wir den ganzen Anfragen gerecht werden. Zudem habe ich sehr viel Farbe bestellt, um den
ganzen grauen Haaren entgegenzuwirken“, sagt Schneider. Während des Lockdowns hat er sein Geschäft renoviert – und zu Hause Blumen gepflanzt.
„An dem Tag, als die Wiedereröffnung bekannt gegeben wurde, hatten wir schon 60 Mails mit Terminanfragen“, berichtet Sascha Drüppel-Regendorp von Hair & Beauty by
Mesa. „Dieses Mal haben wir pro Besuch einen Corona-Zuschlag von 3,50 Euro eingeführt. Wir haben dafür für unsere Kunden beispielsweise FFP2-Masken und OP-Masken gekauft“, sagt der Friseurmeister. Die Preise erhöht er in seinem Salon nicht.
Dringend notwendige Öffnung
Heiko Klumker, Obermeister der Bremer Friseur-Innung, sagt: „Einige Kunden haben gefragt, ob sie nicht eher einen Termin bekommen können, aber das geht
nicht. Der Ansturm ist riesig.“ Bis jetzt hat Klumker von den versprochenen Staatshilfen noch keinen Cent erhalten. Schon deshalb sei die Öffnung sehr dringend notwendig.
Alle Bremer Innungen, ob Maler, Bäcker oder Maurer, haben die Friseure unterstützt. „Jedes Mitglied der Friseurinnung hat 1000 Euro erhalten. Das war sehr solidarisch von den anderen Innungen“, sagt Klumker. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass auch Kosmetikstudios öffnen dürfen. „Die haben dort gute Hygienekonzepte und einen hohen Schutz.“