Zu Lebzeiten waren die Werke von Pablo Picasso oft höchst umstritten - seit seinem Tod 1973 sind sie meist unbezahlbar. Foto: Lenssen Pablo Picasso gilt als grafisches Genie, das mit Hochdruck arbeitete und in einem Zyklus sogar 347 Werke innerhalb von nur acht Monaten schuf. Eine Besonderheit sind seine Frauenportraits, die er mit einer einzigen Ausnahme alle aus der Erinnerung schuf. Foto: Lenssen
Grafisches Genie

Picasso und sein Bremer Galerist

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Die Kunsthalle zeigt eine der ältesten und größten deutschen Sammlungen des Künstlers.

Kuratorin Manuela Husemann musste sich beim Rundgang selbst noch einmal etwas orientieren, in welcher Reihenfolge die Bilder angeordnet waren. „Ist eben schon ein bisschen her, dass wir die Ausstellung konzipiert haben“, bemerkte sie mit einem Lachen, dass auch unter der Maske deutlich zu erahnen war. Denn das neue Highlight der Bremer Kunsthalle unter dem Titel „Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist“ war bereits im vergangenen November fix und fertig, doch statt die Türen zu öffnen, musste das Museum im Lockdown alles dichtmachen und selbst die Kuratorin betrat erst vor einer Woche wieder die heiligen Hallen.

Verkaufstalent und Exklusivität

Nun mit viermonatiger Verspätung also der zweite Anlauf: Vorneweg der Weltkünstler Pablo Picasso. Doch dahinter steht ein weiterer Mann, eben der zweite Teil der Connection: der Bremer Kunsthändler Michael Hertz. „Ein Mann mit großem Talent fürs Verkaufen – von Kunst, aber auch von sich selbst“, erzählt Kunsthallen-Direktor Christoph Grunenberg.
In diesem Fall ein Glücksfall für die Hansestadt: Denn ein Großteil der umfangreichen Sammlung der Kunsthalle, zu der mehr als 630 druckgrafische Arbeiten sowie drei Gemälde und zwei Zeichnungen von Picasso gehören, geht auf Hertz zurück, der ab 1951 exklusiv das grafische Werk von Picasso in Deutschland vertrat.

Erste Radierung des Künstlers 1917 erstanden

Und da er mit dem früheren Bremer Museumsdirektor Günter Busch einen recht zahlungskräftigen Abnehmer hatte, der ebenfalls von Picasso beeindruckt war, sammelten sich über die Jahre zahlreiche Werke des privaten aber auch politischen Künstlers in den Magazinen der Kunsthalle. Vor dem ganz großen Durchbruch Picassos immerhin noch erschwinglich, nach dem Tod des Künstlers 1973 aber unbezahlbar für deutsche Museen.

Dafür umso faszinierender, was jetzt von Picasso in Bremen gezeigt wird und nach Ende der Ausstellung im Juli zum Schutz der Werke wieder für drei Jahre in den Aufbewahrungskisten in den Magazinen der Kunsthalle verschwinden wird.
Noch während des Ersten Weltkriegs hatte das Museum mit dem Erwerb einer frühen Radierung den Grundstock für seine Picasso-Sammlung gelegt. Das war 1917.

Memoiren und Begleitausstellung

Wie es sich für eine echte Connection gehört, werden im Begleitbuch zur Ausstellung erstmals in dieser Dichte auch die Memoiren von Kunsthändler Michael Hartz veröffentlicht, der auch andere Künstler der klassischen Moderne handelte. Deren Werke sind in zwei weiteren Räumen zu sehen sind.

Info: Die Ausstellung „Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist“ läuft bis 18. Juli, die begleitende Ausstellung „Hertzstücke. Von Kollwitz bis Miró“ bis 11. Juli 2021. Ein Besuch ist nur mit Zeitfensterticket möglich (buchbar auf kunsthalle-bremen.de/tickets). Weitere Informationen unter der Telefonnummer 0421/32908731. Für den Museumsshop ist kein Zeitfensterticket notwendig, eine Voranmeldung im Shop wird empfohlen. Die Kunsthalle ist geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

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