Viele Corona-Genesene, die unter Langzeitfolgen leiden, berichten, dass sie nicht richtig riechen und schmecken können. Symbolfoto: Pixabay
Netzwerk Selbshilfe

Selbsthilfegruppe für Corona-Genesene startet

Von
Viele Corona-Genesene haben mit Langzeitfolgen zu kämpfen und bekommen nun eine Plattform für den Austausch.

Seit etwas mehr als drei Monaten hat Bettina ihre Corona-Infektion hinter sich. „Sechs Wochen lang war ich ausgehebelt“, sagt die 61-jährige Bremerin, die ihren vollen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Fit fühlt sie sich noch nicht.

Das Lungenvolumen ist noch stark eingeschränkt, sie ermüdet schnell, hat Probleme, manchmal die richtigen Worte zu finden, kann kein frisches Obst essen und noch nicht wieder richtig schmecken und riechen. Zurzeit trainiert sie mit selbst gebastelten Riechdosen.

„Die Nachfrage ist definitiv da“

„Ich habe mich informiert, was ich noch in meinem Alltag tun kann, um etwas gegen die Langzeitfolgen einer Coronaerkrankung zu tun, aber ich habe nichts gefunden“, sagt sie. „Es scheint keine Therapie zu geben.“ Da kam ihr die Idee, sich mit anderen Corona-Genesenen auszutauschen. Um eine Selbsthilfegruppe zu initiieren, ging sie auf den Verein Netzwerk Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachen zu.

Nun steht Bremens erste Selbsthilfegruppe für Corona-Genesene kurz vor der Gründung. Das erste Treffen ist für den 18. März geplant. Die ersten Anmeldungen liegen dem hiesigen Verein Netzwerk Selbsthilfe bereits vor. „Die Nachfrage ist definitiv da“, sagt Imke Boidol. Sie wird die Gruppe bei den ersten Treffen anleiten. „Später soll sich die Gruppe selbst tragen“, erklärt sie.

Einen „Austausch auf Augenhöhe“ zwischen den Teilnehmern verspricht sich Boidol. „Viele Betroffene haben noch Symptome, obwohl diagnostisch keine Corona-Infektion mehr nachweisbar ist. Nicht immer können Menschen im Umfeld das nachvollziehen.“ Die Betroffenen haben ähnliches erlebt und können sich unter Menschen mit gleichem Erfahrungswissen besser austauschen, sagt Boidol.

Dankbar für Selbsthilfegruppe

Das kann auch Bettina bestätigen. „Man sieht wieder normal aus und gilt wieder als belastbar, aber man ist es einfach nicht“, erklärt sie. Das sehe man einem aber nicht an. Sie brauche zum Beispiel längere Erholungsphasen nach der Arbeit. Und mit dem Fahrrad noch schnell die Grünphase an der Ampel abpassen? „Das schaffe ich meistens nicht.“

Neben dem Gespräch können die Mitglieder der Gruppe auch gemeinsam nach Lösungen suchen. „Wie gehen andere mit der Erschöpfung oder mit Wortfindungsstörungen um? Auch darüber kann gesprochen werden“, sagt Boidol. Die Themen gebe sie aber nicht vor, sie sollen von den Teilnehmern selbst kommen.

Die Langzeitfolgen seien vielschichtig und könnten auch psychisch eine Belastung sein, sagt Bettina. Sie ist dem Netzwerk Selbsthilfe dankbar, dass es nun eine Plattform für den Austausch bietet.

Größere Gruppe kann sich auch online treffen

Vorerst können neun Personen an den Treffen der Selbsthilfegruppe teilnehmen in den Räumen des Selbsthilfe-Netzwerks in der Faulenstraße 31. Eine größere Anzahl ist aufgrund der aktuellen Corona-Verordnungen nicht möglich. Sollten sich mehr Betroffene melden, wird ein zweiter Termin angeboten oder die Gruppe kommt per Videokonferenz zusammen.

Wer bei dem Treffen der Selbsthilfegruppe dabei sein möchte, muss sich vorher unter 0421/704581 oder info@netzwerk-selbsthilfe.com anmelden.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner