Es dauert keine Minute da sprechen die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamts ein Paar an, das in der Obernstraße unterwegs ist – und die Masken unter ihren Nasen trägt. Kaum sieht es die zwei uniformierten Männer, zieht es flugs den Mund-Nasen-Schutz hoch. Eine Ermahnung gibt es trotzdem. „Beim nächsten Mal kostet das 50 Euro“, sagt Ordnungshüter Levin Demir*.
Danach werden im Minutentakt Menschen angehalten, die mit dem Fahrrad durch die Fußgängerzone fahren oder ihre Maske nicht richtig tragen. „Ach, hier ist auch Maskenpflicht?“, wundert sich ein älterer Herr. „Ich dachte die gilt nur in der Bahn.“
Unterwegs in Zweier-Teams
Levin Demir kann über diese Reaktionen nur den Kopf schütteln. Alle paar Meter weisen Schilder auf die Maskenpflicht hin. Zudem wurde sie schon vor Monaten in der City eingeführt. „Wir bekommen in unserem Job viele Ausreden zu hören“, sagt Demir. Seit etwa zweieinhalb Jahren arbeitet er beim Ordnungsamt und ist einer von 50 Beschäftigten im Außendienst. Morgen kommen fünf weitere Mitarbeiter hinzu.
Jetzt ist Demir mit seinem Kollegen Johannes Schmidt auf Streife. „Zu Beginn der Schicht bekommen wir Aufträge und Bezirke zugeteilt. Wir sind immer in Zweier-Teams unterwegs. Einer spricht an, der andere sichert ab“, erklärt Schmidt. Fällt in einem anderen Team einer aus, sind sie auch zu dritt unterwegs. Auch heute stößt noch eine Kollegin zu ihnen.
„Es ist jeden Tag eine Überraschung“
Alle drei sind alarmiert, als sie von einem Passanten den Hinweis bekommen, dass eine Frau von einem Mann bedrängt wird. Sie laufen los, in eine Seitengasse der Obernstraße. Doch schnell erkennen sie: Ein sichtlich alkoholisiertes Pärchen hat sich den Ort ausgesucht, um hier intim zu werden und steht eng umschlungen in eine Ecke gedrängt.
„Passanten können die Situation missverstehen und man weiß nie, wie sich so eine Situation entwickelt“, sagt Lena Streyer. Nach einer Ansprache sieht das Paar ein, dass es wohl angemessenere Orte dafür gibt.
Schmunzeln müssen die Ordnungsdienst-Mitarbeiter dennoch. „Der Job ist sehr abwechslungsreich. Es ist jeden Tag eine Überraschung“, sagt Streyer. Doch nicht alle Einsätze verlaufen so glimpflich, wie sich kurz zuvor zeigte: Ein junger Mann sieht nicht ein, dass er gegen die Maskenpflicht verstoßen hat. Seine Maske hing unter der Nase, als ihn die Ordnungsdienst-Mitarbeiter ansprechen.
Mehr als 14.000 Anzeigen seit März 2020
Der junge Mann wird laut und ausfallend und weigert sich, seinen Personalausweis zu zeigen. „Viele wissen nicht, dass wir auch die Personalien kontrollieren dürfen“, sagt Demir. Die Kontrolleure erläutern dem jungen Mann das weitere Vorgehen, alarmieren nach seiner erneuten Weigerung die Polizei. Nach wenigen Minuten schließlich zückt der junge Mann doch seinen Ausweis. In seinem Briefkasten landet in den nächsten Tagen eine Anzeige: 50 Euro werden fällig plus Bearbeitungsgebühr, weil er nicht sofort zahlen wollte.
Allein zwischen dem 12. und 24. Februar haben Polizei und Ordnungsdienst 601 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten nach dem Infektionsschutzgesetz eingeleitet. Seit März vergangenen Jahres liegen dem Ordnungsamt insgesamt mehr als 14.600 Anzeigen über 396.200 Euro vor wegen Verstoßes gegen die Corona-Verordnungen.
Corona erweitert Aufgabenspektrum
Verstöße gegen die Maskenpflicht und die Kontaktbeschränkungen machen den Großteil aus. Aber auch Imbisse, Kioske und andere Läden müssen vorübergehend geschlossen werden, weil zum Beispiel kein Schutz- und Hygienekonzept vorliegt. Zu den Aufgaben des Ordnungsamts gehört auch das Überprüfen der Quarantänepflicht. Zudem kontrollieren sie die Corona-Regeln in Bussen und Bahnen.
„Corona hat unser Aufgabenspektrum erweitert“, sagt Lena Streyer. „Wir dürfen aber auch die anderen Ordnungswidrigkeiten nicht aus den Augen verlieren.“ Denn die Arbeit der Kontrolleure war schon vor der Pandemie breit gefächert und reicht von Lärmbelästigungen über Wildpinkler bis zu illegaler Müllentsorgung. Und so werden auch in den kommenden Wochen neben Maskenmuffeln eben auch Radfahrer in der Fußgängerzone angehalten.
*Die Namen wurden zum Schutz der Mitarbeiter geändert.