Das Areal hinter dem denkmalgeschützten Ensemble wird entwickelt. Eine Kita soll schon in diesem Jahr fertig gestellt werden. Fotos: Füller Das Areal hinter dem denkmalgeschützten Ensemble wird entwickelt. Eine Kita soll schon in diesem Jahr fertig gestellt werden. Fotos: Füller
Neubau

Noch sind Fragen offen

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Kita und Pflegeheim: Wie es auf dem Koch & Bergfeld-Areal in der Neustadt weitergeht.

Ein Gelände mit Geschichte, an dessen zukünftiger Nutzung gerade gearbeitet wird: Die vorläufigen Pläne für das Koch & Bergfeld-Areal am südlichen Kirchweg wurden nun dem Beirat Neustadt als Zwischenstand vorgestellt.

Noch sind einige Fragen offen. Sie betreffen vor allem den Baumschutz. Ein Gutachten zum Baumbestand und zur Tierwelt auf dem etwa vier Hektar großen Gelände weist laut Nicola Kelch von der Planungsgruppe Grün (PGG) eine hohe Zahl schützenswerter Bäume aus.

Und doch sollen nach bisherigem Stand rund 25 dieser alten Bäume gefällt werden. 40 bis 50 Neupflanzungen sollen dies kompensieren, 35 davon auf dem Grundstück selbst.

Die restlichen sollen in Abstimmung mit dem Umweltressort in den angrenzenden Kleingartengebieten gepflanzt werden.

Denkmalschutz ist beteiligt

Der vorläufige Zeitplan sieht die Fertigstellung der Kita noch in diesem Jahr vor. Das denkmalgeschützte Gebäude am Eingang zum Gelände wird erhalten. „Die Remisen sollen jetzt gesichert werden“, erklärte Architekt Michael Frenz vom Architekturbüro FSB.

Der Denkmalschutz sei in alle Entwicklungsschritte und Pläne eingebunden, bestätigte Dörte Halves aus dem Bauressort. Ein Bauantrag für den neuen Getränkemarkt südlich des Geländes wurde inzwischen gestellt. Bis Ende 2022 soll der Neubau stehen.

Zunächst wird dort der Biomarkt einziehen, dessen Gebäude abgerissen wird. Dann wird das neue Pflegeheim auf dem Koch & Bergfeld-Gelände entstehen.

Das Heim soll laut Vorentwurf fünf Geschosse haben und parallel zur Neuenlander Straße stehen. Ins Erdgeschoss zieht dann der Biomarkt um, die übrigen Etagen sollen von der Inneren Mission genutzt werden. 150 Plätze sind geplant, 2024 soll es fertiggestellt werden.

Bis zu sieben Geschosse

Die geplanten Gebäudehöhen orientieren sich laut Halves an der Bebauung auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchwegs – ein Neubau ist so mit sieben Geschossen geplant.

Zusätzlich zu den geplanten Gebäuden werden auch Stellplätze und Tiefgaragen entstehen, außerdem arbeite man an einem Mobilitätskonzept, sagte Frenz.

Die großen Pressen im Hintergrund stehen unter Denkmalschutz. Mit ihnen und den Prägestempeln in den Regalen werden auch heute noch hochwertige Besteckteile gefertigt.

Die großen Pressen im Hintergrund stehen unter Denkmalschutz. Mit ihnen und den Prägestempeln in den Regalen werden auch heute noch hochwertige Besteckteile gefertigt.

Altlasten liegen zu tief

Ein weiteres offenes Thema sind die Altlasten. In einem Teil des Geländes können diese nicht vollständig entfernt werden, wie der Architekt erklärte. Sie lägen zu tief. Um sie „einzukapseln“ und vor Regenwasser zu schützen, sei es denkbar, dort eine Tiefgarage zu errichten. „Wir werden das sensibel behandeln“, sagte Frenz.

Im Bereich der Kita und des künftigen Pflegeheims sei alles gründlich untersucht und nur wenig gefunden worden.

Auch Wohnungen sollen auf dem Gelände gebaut werden, 30 Prozent als Sozialwohnungen. Bis 2026 soll der dafür vorgesehene hintere Teil des Areals entwickelt werden.

Seit 1874 am Kirchweg

Das Grundstück selbst hat eine lange Geschichte: 1829 eröffnete Gottfried Koch in der Bremer Innenstadt seine Gold- und Silberwerkstatt, an der sich ab 1834 auch der Steinschneider Ludwig Bergfeld als Teilhaber beteiligte. Die Söhne der beiden Firmengründer expandierten 1865.

Die Silberwarenausstellung im denkmalgeschützten Gebäude könnte auch künftig auf dem Gelände am südlichen Kirchweg verbleiben.

Die Silberwarenausstellung im denkmalgeschützten Gebäude könnte auch künftig auf dem Gelände am südlichen Kirchweg verbleiben.

Der reine Handwerksbetrieb wurde auf Serienfertigung umgestellt und 1874 auf das Grundstück am Kirchweg verlegt. Damals gehörte dieses noch nicht zur Stadt Bremen.

1885 schließlich entstand die heutige Fabrik mit der Gründerzeit-Fassade. Auf mehr als 7.000 Quadratmetern Betriebsfläche beschäftigten Koch & Bergfeld damals bereits 100 Menschen. Bis 1900 wuchs der Personalstand auf 600.

Heute noch in Benutzung

Noch heute produziert Koch & Bergfeld – zwar selten – an diesem Standort hochwertige Silberwaren und Bestecke. Neben modernen elektronisch gesteuerten Maschinen werden bei Koch & Bergfeld auch heute noch klassische Arbeitsbänke benutzt, um jedem einzelnen Besteckteil seine Form zu geben.

Alle Entwürfe sind in 250 sogenannten Folianten – Büchern – verzeichnet, seit mehr als 190 Jahren. Zu den Designs und Zeichnungen gehören auch Entwürfe von Wilhelm Wagenfeld, Bernhard Hoetger und Albin Müller sowie Henry van de Velde.

In Folianten wurde jedes einzelne Besteck-Design mit dem Namen des jeweiligen Kunden festgehalten.

In Folianten wurde jedes einzelne Besteck-Design mit dem Namen des jeweiligen Kunden festgehalten.

Wie die Zukunft von Koch & Bergfeld am Standort Kirchweg aussieht, ist noch nicht geklärt. „Wir können uns das schon gut vorstellen, auch hier zu bleiben“, sagt Geschäftsführer Klaus Neubauer.

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