Die Purpur-Taubnessel breitet sich gern aus – und tut der Insektenwelt gut. Foto: Buntemeyer
Insekten im Garten

Unerwünschter Wildwuchs

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Im April-Teil der Jahres-Serie über die Gestaltung eines insektenfreundlichen Gartens geht es ums Unkraut.

Ein insektenfreundlicher Naturgarten? Da wächst doch alles wild, so wie es will. Vorurteile gegenüber der naturnahen Gartengestaltung gibt es so einige. Doch keine Bange: Einen „Dschungel“ müssen insektenfreundliche Gartenbesitzer nicht auf ihrem Grundstück befürchten. Der Naturgarten ist auch ein Stück gestaltete Natur, und auch dort gibt es unerwünschte Pflanzen, Wildkräuter, Beikräuter. Oder einfach: Unkraut. Doch nicht alles ist zu verteufeln, weiß das Team vom Regionalen Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen.
„Es ist immer auch eine Frage des Abwägens und der Ästhetik“, so Gärtnerin Kerstin Fischer. Aber es gibt auch Unkraut, das man von Anfang an nicht im Garten haben möchte, da es sich stark ausbreitet. Brennnessel zum Beispiel oder auch Giersch. Die Wurzelausläufer überwuchern gern alles, sodass andere Pflanzen kaum mehr eine Chance haben. Andere heimische Wildpflanzen wiederum sieht man gerne im Naturgarten. Zu ihnen zählen etwa Wald-Vergissmeinnicht, Acker-Stiefmütterchen oder Knoblauchsrauke.

Keine Chance für Zwischenwuchs

Der insektenfreundliche Naturgarten verzichtet komplett auf Gift oder Herbizide, daher sollte ungeliebtes Unkraut von Anfang an genug Aufmerksamkeit bekommen. Eine gründliche Vorbereitung des Bodens ist entscheidend. Alle Unkräuter, die sich durch Samen im Boden vermehren, sollten durch flaches Hacken entfernt werden, eventuell mehrmals im Abstand von drei bis vier Wochen. „In den ersten beiden Jahren nach der Bepflanzung sollte man noch regelmäßig aufkeimendes Unkraut auszupfen“, rät Fischer. „Danach hat sich in der Regel die Pflanzendecke so gut geschlossen, dass kaum noch Samenunkräuter aufkeimen können.“ Damit keine offenen Bodenflächen für Unkräuter entstehen, empfiehlt sich eine Kombination aus Staudenpflanzen und Ansaat in den Zwischenräumen. Hierfür eignen sich beispielsweise Wildes Stiefmütterchen, Acker-Rittersporn oder Gewöhnliche Nachtviole.
Schwieriger zu entfernen sind Wurzelunkräuter wie Giersch, Quecke oder Winden. Sie überwuchern vieles und können sich schnell regenerieren. Hier sollte man die Beete mit einer Grabegabel durcharbeiten und akribisch alle Wurzeln entfernen. Bei starker Verunkrautung braucht es Geduld. Man kann die Fläche auch über eine Saison durcharbeiten und erst im nächsten Frühjahr bepflanzen. Das spart über Jahre hinweg viel Arbeit im fertigen Beet.

Ein kleines Plätzchen für Wildkraut

Bei Böden, die stark mit Wurzelunkraut bewachsen waren, nutzt man am besten hochwachsende und konkurrenzstarke Arten, die Unkraut unterdrücken können; zum Beispiel Wiesen-Flockenblume, Gewöhnlicher Wasserdost oder Gewöhnlicher Beinwell. Eventuell ist auch ein Austausch des Bodens denkbar. Hier rät Fischer zu Unterboden / Rohboden gegebenenfalls ergänzt mit zertifiziertem Kompost. Wenn das unkrautfreie Beet erstmal bepflanzt und nach etwa zwei Jahren ohne Lücken eingewachsen ist, muss man nur ab und zu nachschauen, ob sich manche Stauden zu stark ausbreiten oder ob irgendwo wieder Unkraut aufkeimt.
„Auch wenn wir in den Beetflächen Unkräuter möglichst gründlich entfernen wollen, sollte man – sofern genügend Platz vorhanden ist – doch ein kleines Plätzchen reservieren, wo Brennnessel, Giersch und Co. wachsen dürfen“, regt Fischer an. Denn sie spielen für die Insektenvielfalt eine wichtige Rolle. An der Brennnessel etwa fressen Raupen von mehr als 30 heimischen Falterarten. Auch Purpur-Taubnessel, Ferkelkraut oder Kleines Habichtskraut tun der Insektenwelt gut.
Weitere Infos zur insektenfreundlichen Gartengestaltung gibt es auf insektenschutzakademie.de.

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