An diesem Morgen ist der Platz an der Thedinghauser Straße sauber. Das kennen die Anwohner allerdings auch anders. Immer wieder wiesen sie auf die starke Vermüllung des Containerplatzes hin, fordern sogar seine Verlegung (WESER REPORT berichtete). Der Containerplatz ist ein Hotspot, was den Grad der Vermüllung angeht, wie die Bremer Stadtreinigung (DBS) bestätigt. Mit unterschiedlichen Maßnahmen will DBS gegen die illegale Entsorgung von Unrat an solchen Hotspots vorgehen: Die Zahl der Container wurde 2019 um 224 erhöht, die Plätze beschildert und zudem werden bestimmte Flächen nach Bedarf mehrmals täglich gereinigt.
Seit Anfang 2019 ist außerdem ein Team von acht Abfallberatern in den Stadtteilen unterwegs, um durch Aufklärung Abhilfe zu schaffen. „In Bremen und im Umland hat die illegale Entsorgung massiv zugenommen an den Containerplätzen“, sagt Christian Molde, Abfallberater bei DBS. Viele Bürger fühlten sich mit den illegalen Müllkippen an den Plätzen unwohl. „Es gibt gewisse Plätze wie diesen, die wir extrem im Auge haben. Manche Plätze fahren wir dann öfter an als andere“, sagt der 34-Jährige.
Illegaler Abfall
Er und sein Kollege Thomas Lutz kommen an den Plätzen mit den Anwohnern ins Gespräch, beantworten Fragen und nehmen Kritik und Hinweise auf die Verursacher illegal abgestellten Abfalls auf – so auch an diesem Morgen, als ein Anwohner die komplette Entfernung der Container verlangt.
Molde und Lutz legen sich aber auch auf die Lauer. „Wir observieren die Containerplätze und erwischen so auch Leute“, sagt Molde. So haben die beiden Abfallermittler bereits mit eigenen Augen sehen können, wie Menschen ihren Sperrmüll vor und neben Glas- und Textilcontainern ablegten. „Wir sprechen diese Menschen natürlich an. Die meisten sind einsichtig und es ist ihnen peinlich. Bisher mussten wir erst einmal die Polizei holen“, sagt Molde.
Aufklärung
Das Konzept der Abfallberatung beruht auf Aufklärung. Dabei versuchen die beiden und ihre Kollegen von DBS auch die Gründe für das illegale Entsorgen von Müll herauszufinden. Erst wenn auch Ansprachen nicht mehr helfen, wird als letztes Mittel eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeiten geschrieben. Ein Problem dabei: Manchmal werden die Müllsünder von Anwohnern beobachtet, die dann den Abfallermittlern Hinweise liefern. „Sie wollen dann aber nicht als Zeugen zur Verfügung stehen“, erklärt Molde.
Und so machen er und sein Kollege sich auch im Unrat auf die Suche nach Hinweisen auf die Verursacher. Dafür werden die Dinge mitgenommen und beispielsweise nach Datenträgern durchsucht. Dabei finden sie auch kuriose Dinge im Abfall: von ganzen Schafsköpfen bis hin zu Babyfotoalben. „Man wundert sich, was Leute alles wegschmeißen“, sagt Molde.
Ordnungswidrigkeiten sind Einzelfälle
Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass es eine Ordnungswidrigkeit ist, seinen Sperr- oder Restmüll auf den Containerplätzen zu entsorgen. „Die Plätze sind für die Rückführung von Wertstoffen, nicht um Müll abzulegen“, erklärt Molde. Und die Plätze sind wichtig. „Vor allem ältere Anwohner nutzen sie viel. Es ist wichtig, dass sie auch in Wohngebieten und nicht nur auf der grünen Wiese stehen“, sagt Lutz. Zudem handele es sich bei den Müllsündern um Einzelfälle. „Die allermeisten Nutzer verhalten sich richtig“, sagt Lutz, der gemeinsam mit Molde bereits Zählungen an den Plätzen vorgenommen hat.
Der Standort an der Thedinghauser Straße soll künftig bestehen bleiben, aber entlastet werden. Dafür hat DBS dem Beirat fünf weitere Flächen entlang der Straße vorgeschlagen, von denen laut Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon drei noch im Gespräch sind. Wie viele zusätzliche Container es schließlich werden, ist noch offen.