Mit einer veränderten Mäh-Gewohnheit lässt sich die Artenvielfalt auf dem eigenen Grundstück einfach und kostengünstig erhöhen. „Viele Menschen mähen ihren Rasen alle ein bis zwei Wochen, was dazu führt, dass sogar Löwenzahn und Gänseblümchen kaum mehr eine Chance haben“, weiß Gärtnerin Kerstin Fischer vom Team des Regionalen Umweltbildungszentrums (RUZ) Hollen. Die Folge: reine Graswüsten, in denen kaum ein Insekt einen Lebensraum findet.
Wer mehr Artenvielfalt in seinem Ziergarten möchte, sollte nicht düngen und nur dann mähen, wenn es für die Nutzung wirklich nötig ist. Außerdem sollte man das Schnittgut entfernen. Ein Mulchmäher eignet sich eher weniger, da er über den Mulch immer wieder Nährstoffe auf die Fläche bringt und der Mulch selbst die Bodenschicht beschattet. Heimische Wildkräuter und Blumen bevorzugen jedoch einen mageren Standort, und lichtkeimendes Wildkraut braucht die Sonneneinstrahlung. Durch den veränderten Mäh-Rhythmus und die Abmagerung können über Jahre hinweg einige Blumen und Wildkräuter einwandern. Zusätzlich könnte man an einigen freien Stellen zertifiziertes Kräuterrasen-Saatgut
einbringen.
Schonendes Mähen für die Tierwelt
Ein Blumen-Kräuterrasen (Saatgut zum Beispiel über rieger-hofmann.de oder in kleinen Mengen zum Selbstabholen über insektenschutzakademie.de) kann drei- bis fünfmal im Jahr gemäht werden. Er wird maximal 40 bis 60 Zentimeter hoch, kann aber auch kürzer gehalten werden. „Auch ist es sehr wichtig, auf jegliche Düngung zu verzichten und das abgemähte Gras von der Fläche zu nehmen“, betont Fischer. Idealerweise werden verschiedene Teilbereiche unterschiedlich oft gemäht. Für das Mähen eines hohen kleinen Kräuterrasens eignet sich am besten eine Handsense. Dies ist die schonendste Methode für Insekten, Amphibien und Kleinsäuger. Alternativ kann man auch einen kleinen Balkenmäher nutzen.
Eine Blumenwiese muss ebenfalls gemäht werden, auch wenn sie noch so schön blüht. Denn sonst setzen sich die Gräser immer mehr durch, der Blütenreichtum nimmt ab und die Fläche verfilzt mehr und mehr. Artenreiche Blumenwiesen entstanden als Folge extensiv genutzter Heuwiesen in der Landwirtschaft, weiß Fischer. „Landwirte haben für das Winterfutter ihres Viehs Wiesen mit der Sense gemäht, abgemagert und Lücken geschaffen für Blumen.“ Der Artenreichtum wurde so stark gefördert. Um dauerhaft zu bestehen, brauchen die Wiesen diese Nutzung.
Abschnittsweise kürzen
Ein- bis zweimal pro Jahr sollten sie gemäht werden; der erste Schnitt erfolgt zwischen Mitte Mai und Ende Juni, der zweite im August bis Anfang September. Je nährstoffreicher die Wiese ist, desto früher sollte gemäht werden. Um der Insektenwelt nicht auf einmal das gesamte Blütenangebot zu entziehen, sollte man abschnittsweise kürzen. Da jede Art ihren eigenen idealen Mähzeitpunkt hat, kann man die Artenvielfalt nochmals unterstützen, wenn man jedes Jahr zu einer anderen Zeit mäht. Auch für die Wiesenmahd sollte ein Balkenmäher benutzt werden, auf keinen Fall ein Mulchmäher. Der Balkenmäher schneidet die Halme unten ab ohne eine weitere Zerkleinerung, die Tiere gefährdet. Die Mindestschnitthöhe sollten nicht weniger als sieben Zentimeter sein. Kleinere Flächen lassen sich auch mit der Handsense gut und schonend mähen.
Weitere Infos zu Wildblumenwiesen gibt es im Internet auf naturgarten.org unter Service und Publikationen.
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