Weltweit ist Deutschland für seine handwerklich und technisch guten Produkte bekannt. In Bezug auf das Geldanlage gelten wir hingegen eher als bieder. Während Länder wie die USA aber auch europäische Nachbarn schon lange auch Anlageoptionen wie Aktien mit in ihr Portfolio aufnehmen, waren hierzulande eher das Sparbuch, Tagesgeld oder Bausparvertrag das Mittel der Wahl. Dies hat sich in den letzten Jahren zumindest leicht gewandelt, wie eine Analyse des Deutschen Aktieninstitutes aus dem Jahr 2020 ergab. Doch was hat sich genau geändert und worauf sollten Interessenten bei einem Investment achten?
Großer Anstieg der deutschen Aktionäre im Jahr 2020
Das Jahr 2020 gilt vor allem als Jahr der Pandemie. Vielleicht lag es auch an diesem Umstand, dass sich die Menschen mehr Zeit für das Thema Finanzen und Geldanlage genommen haben. Einer Studie des Deutschen Aktieninstituts zufolge gab es in Deutschland 2020 nämlich ca. 2,7 Millionen Aktionäre mehr als im Vorjahr. So hoch lag die Aktionärsquote zuletzt 20 Jahre vorher, als der „neue Markt“ in aller Munde war.
Abgefragt wurden dabei folgende Produkte:
- Aktien (direkte Investitionen in einzelne Aktientitel)
- Aktienfonds (Investition in Fondsanteile)
- Aktienbasierte ETFs (Indexfonds auf Basis von Aktien)
Die Quote der Aktienanleger stieg damit auf 17,5% (bezogen auf die Bevölkerung ab einem Alter von 14 Jahren). Besonders auffällig ist dabei die Tatsache, dass sich auch die junge Generation der unter 40jährigen vermehrt für ein Investment in Aktien interessiert. Immerhin über 1 Million der neuen Aktiensparer kommen aus dieser Altersgruppe. Besonders stark legten dabei die Anleger im Alter von 14 bis 29 Jahren zu: Hier ist insgesamt ein Zuwachs von 67% (von 0,9 auf 1,4 Millionen) zu verzeichnen.
Die folgende Tabelle zeigt die Veränderungen nach Altersgruppe etwas genauer auf:
Altersgruppe | Wachstum (absolut) | Zuwachs (in Prozent) |
14 – 29 Jahre | von 0,9 auf 1,4 Mio. | + 67% |
30 – 39 Jahre | von 1,3 auf 1,7 Mio. | + 34% |
40 – 49 Jahre | von 1,8 auf 2,4 Mio. | + 31% |
50 – 59 Jahre | von 2,2 auf 2,9 Mio. | + 31% |
Über 60 Jahre | von 3,5 auf 3,9 Mio. | + 13% |
Tabelle 1: Zunahme der Aktiensparer nach Altersgruppe, Quelle: DAI
ETFs besonders beliebt: Frauen setzen mehrheitlich auf Fondssparen
Ein genauerer Blick offenbart dabei, dass der größte Anstieg bei der Gruppe der ETFs zu finden. Legten 2019 noch ca. 5,5 Millionen Bürger Geld in ETFs an, lag die Zahl der Anleger 2020 bereits 7 Millionen. Doch auch die Zahl der reinen Aktienanleger ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 400.000 Personen angestiegen.
Eine weitere Auffälligkeit liegt darin, dass Frauen bevorzugt in ETFs und Fonds investieren. Sie sind an den Börsen insgesamt immer noch unterrepräsentiert (4,5 Millionen bei 7,9 Millionen Männern), aber die neuen Aktiensparerinnen im Jahr 2020 setzten fast ausschließlich auf ETFs und andere Fonds. Hier wird also eine Absicherung gegen allzu große Schwankungen bevorzugt.
Einstieg in die Aktienanlage: Wie kann der Einstieg gelingen?
Wer sich für den Einstig in die Geldanlage mit Aktien interessiert, muss sich zunächst eine wichtige Frage stellen:
Wie viel Zeit möchte ich in meine Geldanlage investieren?
Ein Investment in einzelne Aktientitel ist nämlich nur dann wirklich zu empfehlen, wenn sich angehende Anleger vorher ein gewisses Grundwissen aneignen. Hierbei helfen zum einen Fachbücher aber auch Fachportale, die gleich zu Beginn Hilfen für die wichtigsten Entscheidungen bieten. Dazu gehört die Frage nach dem richtigen Broker ebenso wie grundlegende Zusammenhänge in Bezug Aktien und Anlegerverhalten.
Nach einigen Grundlagen stehen vor allem folgende Aufgaben an:
1. Passenden Broker auswählen
Um überhaupt Zugang zum Aktienmarkt zu erhalten, benötigen Anleger einen entsprechenden Broker. Dieser stellt ein Depotkonto sowie eine Handelsplattform zur Verfügung. Neben Brokern mit breitem Gesamtangebot existieren dabei auch noch günstige Neo Broker, die sich auf bestimmte Assets oder Märkte spezialisieren. Diese sind oft deutlich günstiger, weisen dafür allerdings auch ein eingeschränktes Angebot in Bezug auf Assets, Handelsplätze oder Service auf. Wer also erst einmal starten und sich ausprobieren möchte, findet hier eventuell eine gute Möglichkeit. Doch Achtung: Die Anbieter unterscheiden sich deutlich, weshalb ein genauerer Blick unerlässlich ist.
Natürlich weisen auch herkömmliche Vollbroker große Unterschiede auf. Interessenten sollten hierbei vor allem folgende Aspekte im Blick behalten:
- Jahresgebühr (fixe Gebühr unabhängig von der Aktivität – im besten Fall kostenfrei)
- Transaktionsgebühr (Flat Fee oder volumenabhängige Gebühr)
- Mögliche Assets (Aktien, Fonds, Indizes, Devisen, Zertifikate, CFDs, Anleihen, ETFs, Kryptowährungen)
- Mögliche Handelsplätze (alle wichtigen Börsen oder nur ein einziger Handelsplatz?)
- Benutzerfreundlichkeit (Handelsoberfläche mit intuitiver Bedienung? Mögliche Orderzusätze (Stops)
2. Passende Strategie wählen
Eine gute Anlagestrategie sollte immer zu den eigenen Zielen passen. Wer regelmäßige Auszahlungen (passives Einkommen) erzielen möchte, sollte sich die Dividendenstrategie anschauen oder ausschüttende Fonds und ETFs näher ins Auge fassen. Geht es hingegen um den reinen Vermögensaufbau, sind thesaurierende Fonds und langfristige Buy & Hold-Ansätze sicherlich die bessere Wahl. Darüber hinaus kommt es immer auch auf die persönliche Risikoaversion an. Riskantere Strategien versprechen oft eine hohe Rendite, bringen aber auch entsprechende Risiken mit sich.
Grundsätzlich gilt: Langfristige Ansätze bieten an der Börse einen guten Schutz vor Schwankungsrisiken. Darüber hinaus kann Diversifizierung helfen, das Risiko gesund zu streuen und so große Verluste einzugrenzen.
Wer hingegen nicht viel Zeit mit seiner Aktienanlage verbringen möchte, sollte sich das Thema ETFs etwas genauer anschauen. Die Fonds sind passiv gemanagt (geringe Kosten) und bilden immer einen ganzen Index ab. Wird also in einen DAX-ETF investiert, lässt sich ungefähr die Rendite des DAX erwirtschaften. Die Diversifizierung ist hier gleich mit eingebaut, weil der Anleger gleich in viele Unternehmen gleichzeitig investiert oder zumindest deren Wertentwicklung abbildet.
Achtung: Auch ein Investment in ETFs kann gewisse Risiken mit sich bringen. Dies gilt vor allem für eher kleine Indizes. Wer wirklich kleinstmöglichen Aufwand betreiben möchte, sollte auf sehr breit gestreute Indizes wie den MSCI World oder den S&P 500 setzen.
Auch in Deutschland wird die Geldanlage professioneller
Die Studie des Deutschen Aktieninstituts zeigt sehr anschaulich, dass auch die Anleger in Deutschland langsam umdenken. Zehn Jahre Niedrigzinsen haben dafür gesorgt, dass Zinseinlagen wie Sparbücher oder Tagesgeld kaum noch Renditen erwirtschaften. Gerade ETFs erringen als relativ sichere Alternative immer mehr Bedeutung. Wer selbst gerne in Aktien investieren möchte, sollte sich die Möglichkeiten genau anschauen und am Ende die für ihn passende Option wählen.