Wer soll denn wohl in Sand und Steinen wohnen? Im eigenen Garten ist die Antwort ganz einfach: viele Insekten, und bei Weitem nicht nur Ameisen. Kleine Bereiche, in denen man ein Sandbeet anlegt, ein Beet offenlässt oder Rasen lückig sein darf, haben schon eine große Wirkung. Zusammen mit Lesesteinhaufen oder Trockenmauern kann man ganzjährig Lebensräume für allerlei Insekten schaffen, die es gern warm und trocken haben.
Allein drei Viertel der nestbauenden Wildbienen legt seine Nester im Boden. Die Sandoberfläche speichert Wärme, Regen kann schnell ablaufen. Auch Käfer oder Heuschrecken legen im Sandboden ihre Eier ab. „Der Standort sollte so sonnig wie möglich sein“, rät Gärtnerin Kerstin Fischer vom Regionalen Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen. Besonders in den Monaten Mai und Juni sollte die meiste Sonne auf den Sand scheinen. Bei manchen Insekten dauert es sogar mehrere Jahre vom Eierlegen bis zum Schlüpfen. Umso wichtiger also, den Lebensraum nicht zu verändern. Aber auch der Bereich der bodennahen Blätter der Pflanzen ist ein Ort, wo gern Eier, Larven oder erwachsene Tiere überwintern.
Ungewaschener Sand für das Beet
Als Material für ein Sandbeet verwendet man ungewaschenen Sand. Wenn er sich feucht zu einem Klumpen zusammenpressen lässt und beim Gegenklopfen auseinanderfällt, ist er ideal. Für ein Insektenrefugium reicht schon ein Quadratmeter Fläche aus. Das unkrautfreie Areal kann als Haufen mit Steinen eingefasst werden oder man hebt eine kleine Fläche aus und füllt sie mindestens 50 Zentimeter auf. Für einen größeren Bereich bieten sich auch heimische ein- oder mehrjährige Stauden an. „Die meiste Aktivität sieht man im Mai und Juni“, weiß Biologin Sandra Bischoff vom RUZ-Team. So kann man nicht nur Sandbienen, sondern auch Heuschrecken oder Wegwespen beobachten.
Steine mögen zunächst wie ein ungewöhnlicher Lebensraum erscheinen. „Dazu muss man wissen, dass Insekten ihre Körpertemperatur nicht selbst regeln können“, erklärt Fischer. „Sie sind weitgehend von der Umgebungstemperatur abhängig und benötigen für die Entwicklung der Eier und Larven in den verschiedenen Entwicklungsstadien und als erwachsenes Tier warme sonnige Standorte.“ Die gespeicherte Wärme in den Steinen nutzen sie zum Beispiel, um sich vor einem Flug aufzuwärmen. Dafür bieten sich etwa Trockenmauern, Kräuterspiralen oder auch Lesesteinhaufen an. Als Lesesteine bezeichnet man lose Steine und Blöcke auf Wiesen oder Äckern. Solche Steinhaufen dienen Insekten, Amphibien oder auch Reptilien als Sonnenplatz und Versteck, wobei viele Arten dort auch ihre Eier ablegen oder überwintern. Für genügend Platz ist es sinnvoll, einen unterirdischen frostfreien Raum zu schaffen.
Nicht immer sind es Ameisen
An einem sonnigen Platz wird eine Mulde ausgehoben und, wenn verfügbar, eine Drainageschicht aus Sand und Kies aufgebracht (etwa zehn Zentimeter hoch). Die Steine stapelt man 80 bis 120 Zentimeter hoch, wobei sich ein Teil der Lücken gut mit Lehm und Sand als Nistmöglichkeit füllen lässt. Bei kleinen Trockenmauern, die sich auch als Beeteinfassung eignen, kann man es ebenso handhaben. Zwei bis drei Lagen reichen schon aus. Den Lesesteinhaufen kann man noch mit einer Kräuterspirale, einem Sandbeet oder einem Steingarten kombinieren.
Ideale Nistorte sind auch Sandschichten unterhalb von gepflasterten Wegen. Viele Erdhaufen in Pflasterungen stammen nicht von Ameisen, sondern weisen auf Nistanlagen von Wildbienen und Grabwespen hin. Zum Umsiedeln von Ameisen hat das RUZ-Team einen simplen Trick parat: einfach einen mit Holzwolle gefüllten Blumentopf in die Nähe des Nestes stellen. Die kleinen Krabbler beginnen sofort mit dem Umzug, sodass man den Topf alsbald umsetzen kann.
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