Etwas über 60 Jahre ist die Nähmaschine alt, die Erika Ouafi am Abend in die Klimawerkstadt bringt. Das Fußpedal will nicht mehr. „Es gab einen Kurzschluss und das war‘s“, sagt Ouafi. Die Maschine ist ein Erbstück ihrer Mutter und hat einen sentimentalen Wert.
„Ich benutze die Maschine aber auch noch regelmäßig, um Dinge auszubessern oder zu kürzen“, sagt Ouafi. Um das Fußpedal kümmert sich nun einer der Ehrenamtlichen, die im Repair Café der Klimawerkstadt Hilfe anbieten.
Spende für die Reparatur
Rund 300 Reparaturen gingen die Helfer im Jahr 2019 an, 2020 waren es in fünf Monaten etwa 200 und 2021 schon 50 innerhalb von zwei Monaten. Vom Fahrrad über den Staubsauger, die Stehlampe oder auch Kleidung war schon alles dabei, was für die Mülltonne zu schade ist und mit einer kleinen Reparatur oft wieder nutzbar gemacht werden kann.
„Wir haben viele Ehrenamtliche, die gerne ihre Zeit investieren, und das Angebot wird gut angenommen“, berichtet David Semsdorf, Projektleiter in der Klimawerkstadt. Die Besucher spenden im Anschluss, was ihnen die Hilfe wert ist.
Besucher packen selbst mit an
Auch Philipp Krieger hilft freiwillig in der Fahrradwerkstatt aus. „Wir sind keine Zweiradmechaniker, sondern beraten und geben Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Krieger das Konzept. Denn die Eigentümer packen selbst mit an, lernen von den Freiwilligen, wie sie die Bremse oder das Licht wieder richten können.
„Manchmal kommt jemand wegen einer kaputten Klingel und am Ende überholen wir das ganze Rad gemeinsam“, sagt Krieger. Er und die anderen Helfer haben sich ihr Können selbst angeeignet und bilden sich privat weiter.
Ersatzteile sind in der Klimawerkstadt gebraucht vorrätig. Gleich mehrere Fahrräder können gleichzeitig repariert werden. „Es ist toll, wenn die Leute sich dann mit verschmierten Händen und Gesichtern darüber freuen, es geschafft zu haben“ sagt Krieger.
Einzig von E-Bikes halten die Helfer Abstand. „Das schöne an einem Fahrrad ist, dass alles sichtbar und mechanisch ist. Das ist bei E-Bikes ganz anders“, sagt Krieger.
Manches nicht mehr zu retten
Jeder Kunde erhält zu Beginn seines Besuches einen Laufzettel, auf dem das kaputte Teil und andere Angaben notiert werden. „In seltenen Fällen kreuzen wir das Feld Abbruch an. Dann darf das Gerät nicht mehr benutzt werden“, sagt Krieger. Bei den Fahrrädern betrifft dies etwa Rahmenbrüche.
Abgebrochen wird leider auch die Reparatur des Fußpedals von Ouafis Nähmaschine. „Es ist ein Verschleißteil kaputt. Wenn wir die Spule nochmal bekommen können, könnte man das Pedal reparieren“, sagt Ouafi. In solchen Fällen kann der Besitzer das neue Teil auch besorgen und es im Repair Café unter Anleitung einbauen.
Immer eine Lösung finden
In der Elektrowerkstatt hat Manu, der seit zwei Jahren regelmäßig hilft, schon die verrücktesten Dinge erlebt. „Ich gehe der Ursache gerne auf den Grund und versuche, den Fehler zu finden“, sagt er.
Und er versucht auch immer, eine Lösung zu finden: so auch bei einem Laptop mit kaputtem Display, erinnert er sich. Einzig zwei Schrauben die er durch den Bildschirm schrauben musste, konnten helfen. „Der Besitzer war trotz der Schrauben im Display glücklich“, erinnert sich Manu.
Das Repair Café der Klimawerkstadt soll aber nicht nur Dinge vor dem Müll bewahren und so Ressourcen schonen, sondern sorgt auch für ein Miteinander. Derzeit werden noch weitere Freiwillige gesucht, die Lust haben, in den Bereichen Elektro, Fahrrad oder Textil zu helfen.
Das Repair Café der Klimawerkstadt, Westerstraße 58, hat mittwochs von 17 bis 20 Uhr geöffnet.