Hoher Eisengehalt, schlechte Gewässerstruktur, ein massiv gefährdeter Fischbestand: Seit Jahren, sogar Jahrzehnten, plagen die Delme gravierende Probleme. Der Fluss, der sich über 46 Kilometer vom Twistringer Stadtgebiet bis zum Rande von Bremen schlängelt und dort ind die Ochtum fließt, ist in einem kritischen Zustand. Wie ist das Fließgewässer zu retten? Ein Symposium aus Fachleuten hat sich jetzt in der Markthalle genau dieser Frage gewidmet. Schon 1991 wurde die Delme Teil des niedersächsischen Fließgewässersystems, dessen Gewässer als Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz gesichert werden sollten. Zudem wurde sie im Zuge der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie als prioritäres Gewässer eingestuft mit dem Ziel eines „guten ökologischen Zustand/ Potenzials“.
Einer, der sich seit Jahrzehnten für die Delme engagiert, ist Dietmar Bentien. Bis 1994 war der Angler, der das Gewässer bereits von Kindesbeinen an kennt, Sprecher der Aktion Saubere Delme. „Früher war sie klar und fischreich“, sagt er. Das sieht heute ganz anders aus. Ein großes Problem: der Eisengehalt und die sogenannte Verockerung, eine braune Verfärbung des Wassers. Diese entsteht, wenn zweiwertiges Eisen mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Eine gravierende Problematik, weiß auch Matthias Stöver, Geschäftsführer beim Ochtumverband. Um dieser entgegenzuwirken, hat der Verband bereits mehrere Ockerfänge gebaut. Sie sollen den Eintritt von Eisenocker aus den vielen kleinen Fließgewässern in die Delme verhindern. Schon im Gewässerentwicklungsplan Delme, den der Ochtumverband 2013 mit dem Landkreis Oldenburg aufstellte, wird die seit einigen Jahrzehnten zunehmende Ockerfracht als „eine wesentliche, den Gesamtzustand der Delme beeinträchtigende Größe“ beschrieben. Als Ursache kämen sowohl Luftsauerstoff aus der Absenkung von Grundwasserständen als auch Nitratsauerstoff aus den Nitratgehalten des Bodens in Betracht.
Schlechte Gewässerstruktur
In einer Stellungnahme des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Dezernat Binnenfischerei, das dem DELME REPORT vorliegt, wird neben der starken Verockerung vor allem der hohe Feinsedimentanteil als problematisch angesehen. Beides habe über die Zeit zugenommen, wie aus Monitoring-Daten ersichtlich ist. Weiterhin heißt es in dem Schreiben, dass Beeinträchtigungen beim Gewässerausbau, fehlende Randstreifen und Beschattung und eine schlechte Gewässerstruktur im gesamten Delmeverlauf festgestellt wurden.
Ebenfalls problematisch: Fische können sich nicht ungehindert durch das gesamte Gewässer bewegen und so etwa zu ihren Laichgebieten gelangen. Der Fischbestand ist gefährdet. Eingeteilt ist die Delme in fünf Wasserkörper, wobei lediglich der Mittellauf als gut bewertet wird.
Laut Petra Neumann vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz ist diese Bewertung für die Fischsituation dort jedoch nicht stabil. Die weiteren Abschnitte bewegen sich zwischen „unbefriedigend“ und „mäßig“. Damit die Tiere das Gewässer durchwandern können, wurden bereits an mehreren Stellen Fischtreppen eingerichtet. Gerade hat der Ochtumverband den Fischpass am Graftwerk erneuert. Ferner gab es Maßnahmen wie Kieseinbau als Laichgrund oder auch die Pflanzung von Erlen auf Gewässerrandstreifen, um die Nährstoffbelastung im Wasser zu reduzieren.
Nach Ansicht von Dr. Jens Salva, Fischereibiologe beim Fischereiverband Weser-Ems, ist die jeweilige Landschaftsnutzung entscheidend für das Gewässer. Der hohe Eisengehalt und die Verockerung sei ein flächendeckendes Problem. Den im vergangenen Jahr beschlossenen Niedersächsischen Weg, der unter anderem breitere Gewässerrandstreifen vor Düngung und dem Einbringen von Pflanzenschutzmitteln schützen soll, sehen alle Beteiligten als einen guten ersten Schritt in die richtige Richtung. Dem ersten Symposium auf Einladung der Grünen sollen nun weitere Veranstaltungen folgen. Denn eins ist den Akteuren klar: Viele Projekte und Pläne sind schon vorhanden, die Umsetzung muss aber noch forciert werden.