In Bremen tauschen immer mehr gefälschte Impfausweise auf. Ermittelte die Polizei Anfang November noch in elf Fällen, so sind es vier Wochen später schon 110, wie die Innenbehörde bestätigt. „Tatsache ist: Nicht nur die Täter begehen eine Straftat, sondern auch die Käufer. Wer einen solchen gefälschten Impfpass gebraucht, macht sich wegen Urkundenfälschung strafbar“, sagt Karen Stroink, Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer.
Erkannt wurden die Fälschungen in erster Linie von Apothekern. Aber auch Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten bemerkten derartige Fälschungen, zudem wurden in einigen Fällen die Arbeitgeber stutzig.
Gefälscht wurden laut Stroink die Impfdaten, Chargennummern sowie die Namen der vermeintlichen Aussteller, also der Ärzte oder Impfzentren sowie Stempel und Unterschriften. „Aufgrund der fehlenden Normierung für Impfausweise und Etiketten ist deren Echtheitsprüfung deutlich erschwert“, erklärt Stroink.
Kein Fälschungsschutz
Impfausweise besitzen keine Sicherheitsmerkmale oder Fälschungsschutz, zudem gibt es unterschiedliche Modelle und Ersatzbescheinigungen. Die Prüfung einer Fälschung bedeutet laut Stroink einen hohen behördlichen Aufwand, sie kann verlässlich nur durch die Prüfung beim angegebenen Arzt oder Impfzentrum vorgenommen werden.
Das bestätigt Isabel Justus, Geschäftsführerin der Apothekerkammer Bremen. „Gefälscht wird in der Regel der gelbe Impfpass. Es gibt eine Reihe von Indizien, die auf eine Fälschung hindeuten“, sagt sie. Am häufigsten werde die Chargennummer gefälscht. Oft reiche auch ein Anruf beim angegebenen Arzt oder Zentrum aus, um die Fälschung zu entlarven.
Viele Instrumente zur Verfügung
Eigene Schulungen für die Mitarbeiter in den Apotheken gibt es zwar nicht, aber die Beschäftigten dort profitieren von dem großen Erfahrungsschatz. „Die Apothekerinnen und Apotheker beschäftigen sich schon seit einigen Monaten damit, und es stehen auch viele Maßnahmen und Instrumente zur Verfügung, um eine Fälschung zu erkennen“, sagt Justus. Die Kammer gebe außerdem alle Hinweise und Maschen, die sie über entdeckte Fälschungen erhalte, an alle anderen Kollegen weiter, ebenso die Hinweise der Behörden.
Die Polizei Bremen ist zudem im engen Austausch mit dem Bundeskriminalamt, wie Ressortsprecherin Stroink erklärt. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden über Neuerungen und Veränderungen entsprechend informiert“, sagt Stroink.
Um Fälschern keine weiteren Werkzeuge an die Hand zu geben, appellieren Kammer, Behörde und Polizei aber auch, keine Fotos von Impfausweisen mit erkennbaren Nummern oder Stempeln in den sozialen Medien zu veröffentlichen und zu teilen. „Angebote oder Anzeigen von gefälschten Impfausweisen sollen der Polizei und dem Netzwerkbetreiber gemeldet werden“, sagt Stroink.