Bremen hat ein Toiletten-Problem. Zumindest, wenn es um öffentliche Örtchen geht. So war gerade erst die neue Toilettenanlage am Werdersee nahe des Deichschartkiosks fertig gestellt worden, da griffen auch schon Vandalen zu Spraydosen und beschmierten den Container. Zumindest an diesem Standort soll künftig eine Bepflanzung illegale Graffitis erschweren.
Dennoch: „Wir haben erhebliche Probleme mit dem Betrieb von öffentlichen Toiletten in Bremen wegen Vandalismus und Verunreinigung“, sagte Bettina Hohmann, bei der Bremer Stadtreinigung (DBS) zuständig für die öffentlichen Toilettenanlagen in der Hansestadt dem Neustädter Sozialausschuss. Dieser forderte nämlich weitere Klos für den Stadtteil. „Es ist nicht so einfach, überall Toiletten zu eröffnen“, erklärte Hohmann dem Ausschuss.
Schwer zu betreiben
So seien es vor allem auch die Anwohner und Geschäftstreibenden, die sich gegen Toilettenanlagen in ihrer Nachbarschaft wehren würden. Auf dem Hanseatenhof etwa haben laut Hohmann die umliegenden Geschäfte sofort mit Beschwerden reagiert. Genauso die Anwohner am Deichschart. Insbesondere die Anlage am Hanseatenhof sei zudem extrem schwer zu betreiben, alleine einen Wasseranschluss zu legen, habe DBS vor Herausforderungen gestellt.
Hinzu komme der Vandalismus, weshalb an den öffentlichen Toiletten in Bremen Wachdienste eingesetzt werden müssen. „So kostet die Anlage am Hanseatenhof über das Jahr einen sechstelligen Betrag. Die am Werdersee kostet pro Jahr 42.000 Euro“, rechnete Hohmann dem Ausschuss vor. Enthalten ist auch die tägliche Reinigung der Container. Es helfe aber auch nicht, überall Wachdienste aufzustellen, denn diese müssten dann 24 Stunden im Einsatz sein.
Vandalismus
Auch am Osterdeich, wo DBS im vergangenen Sommer mehrere Toiletten aufstellte, hatte es immer wieder Vandalismus-Probleme gegeben. Für den Standort Hanseatenhof gab Hohmann zu, keine Zukunft zu sehen. Stattdessen wolle DBS den Fokus auf die öffentlichen Toiletten am Hauptbahnhof legen. Dort war 2019 ein Häuschen eingerichtet worden, welches aber kurze Zeit später wieder geschlossen werden musste, weil es hauptsächlich für Drogenkonsum genutzt wurde. Inzwischen ist es wieder offen und weitere öffentliche Pissoirs wurden am Bahnhof eingerichtet.
Für die Anlage am Deichschart seien die letzten Arbeiten jetzt beauftragt, um sie fertig zu stellen. Weitere öffentliche Toiletten in der Neustadt seien aber seitens DBS nicht in Planung, sagte Hohmann. Eine Lösung des Problems könnte laut DBS nun das Projekt „Nette Toilette“ sein. „Das ist die beste Möglichkeit für die Stadtteile, allerdings leider nicht coronafest“, gab Hohmann zu. So hatte DBS die öffentlichen Toilettenanlagen auch deshalb einrichten müssen, weil die Gastronomien als Partner der „Netten Toilette“ pandemiebedingt schließen mussten.
Nette Toilette aufleben lassen
In Zukunft könnte die „Nette Toilette“ wieder neu aufleben, DBS gemeinsam mit den Stadtteilgremien die Gastronomen wieder mehr einbeziehen. Diese verpflichten sich dann einerseits, ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, erhalten andererseits aber auch einen Zuschuss für den barrierefreien Umbau und den Unterhalt. „Ein Gastronom hat das Hausrecht. Er kann jemanden auch von der Benutzung seiner Toilette ausschließen, wenn er zum Beispiel meint, der Gast würde dort Drogen konsumieren oder Probleme machen“, erklärte Hohmann. Das sei bei den öffentlichen Toiletten ohne einen 24-Stunden-Wachdienst nicht möglich.