Gabriela Meyer weiß, wie man sich benimmt: Als Business-Etikette-Coach schult sie andere in Sachen digitale und analoge Manieren.Foto: pv
Digitale Etikette

„Wir sind erst am Anfang“

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Wie die Digitalisierung die Benimmregeln und die Etikette im Beruf verändern.

Die Pandemie verändert die Arbeitswelt und damit auch bisher gültige Benimmregeln. „Ich erlebe sehr viel Unsicherheit“, berichtet die Kommunikationsexpertin Gabriela Meyer. Digitale Manieren wollen gelernt und beherrscht werden.

Dabei ist das Feld sehr weit: Schreiben in Sozialen Netzwerken, Selbstdarstellung auf Portalen, Bewerbungen, Verfassen von E-Mails sowie das richtige Verhalten in Videokonferenzen und Chats. „Das Agieren vor der Kamera und mit der neuen Technik umzugehen, stellt viele vor eine Herausforderung“, sagt Meyer.

Regeln für digitale Räume

So gibt es schon für das Betreten eines digitalen Raums Regeln, die sich gar nicht so sehr von denen der analogen Welt unterscheiden.
Zunächst ist da ein freundlicher Gruß. „Den kann man auch in den Chat schreiben“, sagt Meyer. Der Mechanismus des ersten Eindrucks funktioniere in der digitalen Welt aber anders: „Wir müssen uns viel mehr anstrengen, um Emotionen zu wecken und Vertrauen zu gewinnen“, sagt Meyer. Die eigene Vorstellung sollte immer kurz und knapp sein; es zählt das was man tut, nicht der eigene Erfolg.

Da die Menschen heute viel häufiger auf kleineren Bildschirmen läsen, sei es zudem wichtig, auch Geschriebenes kurz zu halten. Die Ästhetik verändert sich. „Textkompetenz und Kreativität sind gefragt“, weiß Meyer. Dabei sollten Posts, E-Mails und Tweets nicht mit Emojis überdekoriert werden. „Gut dosiert sind sie aber ein Stilmittel“.

Kleidung legerer

Auch die Art der Kleidung im Beruf ändere sich, sie sei legerer geworden. „Es gibt keinen Krawattenzwang mehr. Heute ist der Stil eher casual“, sagt Meyer. Selbstverständlich komme es auf die Branche an, grundsätzlich sei Kleidung aber auch ein Werkzeug der Kommunikation. „Im besten Falle stärkt sie mich“, erklärt die Expertin.

Wer seinen Kleidungsstil seinem Job oder seiner Position anpassen möchte, sollte sich vorab fragen: Wie möchte ich wirken?, rät Meyer. „Schnelllebige Trends sollte man auch mal ignorieren und lieber einen eigenen Stil entwickeln.“ Eine Grundregel ist und bleibt laut Meyer das gepflegte Erscheinungsbild. „Ich finde, Bremen ist schon sehr gut gekleidet“, lobt die gebürtige Oldenburgerin.

Klassische Regeln ändern sich

Aber auch klassische Regeln verändern sich: Hilft ein Mann einer Frau heute noch in den Mantel? Muss immer der Mann die Tür aufhalten? „Heute sind wir gleichrangig, einem anderen die Tür aufzuhalten hat etwas mit Hilfsbereitschaft zu tun, nicht mit dem Geschlecht“, sagt Meyer. Wichtig sei es immer, einen respektvollen Umgang mitein­ander zu pflegen, zuvorkommend und hilfsbereit zu sein – im Berufs- und im Privatleben.

Manieren und die Kunst des Smalltalks lernte Meyer im griechischen Restaurant ihrer Eltern in der Lüneburger Heide. Als Lufthansa-Flugbegleiterin wurde sie international geschult, traf den Dalai Lama und Tina Turner und trat auch mal ins Fettnäpfchen. „Irgendwann wollte ich dann studieren“, sagt Meyer. Als Tutorin sei ihr Interesse an der Lehre geweckt worden und so dozierte sie an der Volkshochschule zu Business-Etikette, später auch an der Jacobs University. Schließlich gründete Meyer , die heute bei Bremen lebt, ihr Unternehmen Modern Life Seminars mit den Schwerpunkten Business Etikette, Personal Branding und Textworkshops.

„Es wird sich noch viel verändern. Wir sind erst am Anfang“, ist sich Meyer sicher. Mit ihrem Buch „Modern-Life Etikette – Moderne Umgangsformen, erfolgreiche Selbstpräsentation und digitale Etikette“ gibt sie eine Navigationshilfe für moderne Umgangsformen in der digitalen, aber auch in der realen Geschäftswelt.

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