Weser Report: Herr Dubbers-Albrecht, was sind die drei wichtigsten Ziele, die Sie in Ihrer dreijährigen Amtszeit als Präses der Handelskammer erreichen wollen?
Eduard Dubbers-Albrecht: Die Stimme der Wirtschaft muss weiterhin gehört und auch aufgenommen werden. Das ist mir sehr wichtig, auch im Zusammenhang mit der Entwicklung der Innenstadt, dem Klimaschutz und – ganz wichtig – den Häfen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bildung. Und ganz persönlich sehe ich auch die Kultur als Messpunkt für die Attraktivität unseres Standortes.
Nicht nur bei diesen Themen nimmt die Handelskammer auch Einfluss auf die Politik. Wie sehen Sie das Verhältnis zum rot-grün-roten Senat und insbesondere zu Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, einer Politikerin der Linkspartei?
Es ist ein gutes, konstruktives Verhältnis. Zu einzelnen Themen können wir auch mal unterschiedlicher Auffassungen sein, aber die besprechen wir miteinander. Als Handelskammer interessiert uns nur sekundär die politische Grundhaltung, uns sind die Themen und Lösungen wichtig.
Aber je nach politischer Grundhaltung kommt man zu anderen Lösungsvorschlägen?
Manchmal ist das so. Dann versuchen wir unsere Meinung so zu äußern, dass es möglicherweise zu anderen Lösungen kommt, als die Senatorin oder der Senator sich das vorgestellt haben. Aber das klappt leider nicht immer.
Zum Beispiel nicht bei der geplanten Ausbildungsabgabe, die Betriebe zahlen sollen, die nicht ausbilden?
Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Bislang ist es uns gelungen, diese Abgabe zu verhindern, weil es absurd wäre, Ausbildungsbetriebe finanziell weiter zu belasten, die trotz intensiver Suche keine Auszubildenden finden. Ausbildung ist ein wesentliches Thema der Handelskammer und trägt auch zu deren Erfolg bei und zum Erfolg des Standorts Deutschlands.
In Bremen gibt es viele Unternehmen, an denen die Stadt oder das Land Bremen beteiligt sind. Behindert das die Entwicklung der Bremer Wirtschaft?
Das hängt von den einzelnen Unternehmen und deren Aufgaben ab. Im Immobilienbereich beispielsweise funktionieren private Lösungen sehr gut. Schwieriger wird es bei Unternehmen, die zum Teil hoheitliche Aufgaben erfüllen oder mit großen Anlagen in Verbindung stehen, die der Stadt gehören. Aber ohne ins Detail zu gehen gibt es sicher Beispiele, wo Unternehmen besser in privater Hand aufgehoben wären, weil es die politischen Machtverhältnisse für öffentliche Unternehmen schwieriger machen, zu Lösungen zu kommen.
Die Häfen in Bremen und Hamburg sollen enger kooperieren, insbesondere die Terminalbetreiber, um wettbewerbsfähiger zu werden. Wird Bremen als kleinerer Hafen dann nicht von Hamburg verdrängt?
Das sehe ich nicht so. Da Bremerhaven und Wilhelmshaven kürzere Revierfahrten haben, sehe ich angesichts immer größer werdender Containerschiffe sogar strategische Vorteile. Der Fokus einer Kooperation ist ein ganz anderer: Wir müssen der zunehmenden Marktmacht der drei Reedereikonsortien entgegentreten. Zudem muss es darum gehen, die Marktanteilsverluste der deutschen Seehäfen gegenüber Rotterdam und Antwerpen zu beenden und neues Wachstum an die deutsche Küste zu holen. Zur Stärkung der Wettbewerbsposition gehört aber auch, dass weiter an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit gearbeitet wird. In Bremerhaven gehört dazu beispielsweise die Sanierung der Kaje. Wir werden auch in der Berliner Politik massiv gemeinsam dafür eintreten,
Startups beflügeln die Wirtschaft, ziehen neue Leute mit neuen Ideen an. Warum spielt Bremen da nicht in der ersten Reihe mit?
Richtig. Es fehlt an Entschiedenheit, die Startups zu unterstützen. Zwar gibt es unterschiedliche Initiativen, aber die sind an unterschiedlichen Stellen aufgehangen. Ein richtiger Ansatz, dies zu bündeln, sind das Starthaus Bremen und das Starthaus Bremerhaven. Außerdem müsste man sehr viel enger mit Zielrichtung Startups mit unserer erfolgreichen Hochschullandschaft kooperieren, um Anreize für die Gründung von Unternehmen zu schaffen. Und dann müssen wir an der Attraktivität der Stadt arbeiten. Bremen genießt auswärts nicht immer den besten Ruf. Aber wenn Gäste erst einmal hier sind, sind sie von Bremen begeistert. Deshalb müssen wir mehr für unseren Ruf tun. Die Fernsehauftritte des Bürgermeisters wirken da positiv. Da geht es zwar meist um seine Corona-Politik, aber die Leute verstehen, da läuft was sehr positiv in Bremen.
Leiden die Startups in Bremen nicht auch darunter, dass sie hier zu wenig Geldgeber finden?
Ich glaube, dass sich das ändert. In Bremen wird nicht immer über alles gesprochen. Es engagieren sich sehr viel mehr Bremer und Bremerhavener Unternehmer in Startups, als das in der Öffentlichkeit bekannt ist. Wir machen das hier nicht mit einem Riesenhallo wie zum Beispiel die Berliner. Allerdings können wir uns hier nicht zurücklehnen. Als Kammer sehen wir die Unterstützung von Startups auch als unsere Aufgabe. Da müssen wir einiges schaffen