Jahrelang rostete der Nachbau einer Ariane 4 an der Kap-Horn-Straße vor sich hin, nun soll das Wahrzeichen des Pleiteprojekts Space Park wieder aufgebaut werden – in Rotterdam.
Bereits 2013 und 2017 hatte der WESER REPORT über den Stahlkoloss berichtet. Damals lag die Rakete neben anderen Fahrgeschäften auf einem Grundstück, das nur wenige hundert Meter vom einstigen Indoor-Freizeitpark entfernt war. Der Koloss war Teil eines Free-Fall-Tower-Fahrgeschäfts und das Wahrzeichen des Space Parks. Weder war klar, wem genau die Rakete gehörte, noch was aus der rund 65 Meter langen und 60 Tonnen schweren Spezialanfertigung des Unternehmens Hilgeford aus Dinklage werden sollte. 150.000 Euro hatte die Produktion der Rakete laut Firmensprecher gekostet.
Per Schiff nach Rotterdam
Ihren Platz im Hafen hat die Ariane 4 nun Ende 2021 verlassen. Der niederländische Unternehmer Hennie van der Most erwarb sie. „Der Nachbau wurde per Lkw und dann per Schiff nach Rotterdam gebracht“, sagt Timo Meyer, ehemaliger Ausstellungsleiter in Europas größtem Indoor-Freizeitpark. Meyer kümmerte sich nicht nur um Kostüme und Requisiten im Space Center des Parks, sondern war auch an dessen Abbau beteiligt und später an der Einlagerung der Fahrgeschäfte und Requisiten.
Noch heute lagert er Teile in seiner Garage. „Ich esse täglich vom Geschirr aus dem Space-Center-Bistro“, sagt Meyer, dessen Frau auch im Vergnügungspark arbeitete. Sogar das große Logo hatte Meyer an seiner Hauswand montiert.
Viele gescheiterte Pläne
Nach dem 2015 erfolgten Verkauf des inzwischen zum Einkaufszentrum Waterfront umgebauten Parks sollte sich der Dienstleister Gambit Leisure um den übrigen Nachlass kümmern. Der neue Eigentümer der Waterfront, die Hamburger ECE-Gruppe, hatte die Rakete nicht mit gekauft.
2017 war die Ariane 4 als Symbol für den ein Jahr später in Bremen ausgetragenen „International Astronautical Congress“ im Gespräch gewesen. Auch daraus wurde nichts. Es kehrte wieder Ruhe um das inzwischen schrottreife Space-Park-Symbol ein. Ihr Schrottwert wurde damals auf rund 8.000 Euro geschätzt.
Als Ende 2020 Gambit Leisure-Geschäftsführer Michael Pledl verstarb, kam wieder Bewegung in die alten Fahrgeschäfte im Hafen, wie Meyer sagt: „Danach wurde alles, was noch eingelagert war, verkauft, auch die Rakete.“ So ging die Ariane 4 an van der Most.
Daneben kaufte der Niederländer weitere Fahrgeschäftsteile, auch drei Simulatoren aus dem Space-Park-Nachlass, wie niederländischen Medien berichten. Ein Schiff und 70 LKW sollen die Teile transportiert haben.
In einem Freizeitpark
Van der Most plant nun, die Rakete in Rotterdam in einem Freizeitparkt im ehemaligen AVR-Kraftwerk wieder aufzustellen. Einen Eröffnungstermin gibt es offenbar noch nicht, der Park soll aber bis zu 200.000 Besucher im Jahr anlocken, heißt es auf der Firmen-Homepage. Auf Nachfrage war van der Most nicht zu erreichen. Den Abtransport des Ariane 4-Nachbaus durfte Meyer fotografisch begleiten. „Aber ob das Fahrgeschäft rekonstruierbar ist, ist fraglich“, sagt er.
Van der Most betreibt auch in Deutschland Vergnügungsparks, darunter das Kernwasser Wunderland in einem ehemaligen Kernkraftwerk in Kalkar am Niederrhein, und den Funpark in Meppen. Außerdem gehören zu van der Mosts Gruppe ein Stahlkonstruktionsunternehmen, Ferienparks und ein Geschäft zur Wiederaufbereitung und Reparatur von Fahrgeschäften aller Art.