Viele Bremer Imker sind erschrocken, als sie jetzt ihre Bienenvölker kontrollierten. Eigentlich sollten die Tiere um diese Zeit kräftig Pollen und Nektar sammeln und den Nachwuchs bebrüten. Doch in den Bienenstöcken herrscht oft Stille. Viele Völker sind eingegangen.
„In diesem Jahr ist es sehr unterschiedlich mit den Verlusten bei den Bienenvölkern“, sagt August-Wilhelm Schinkel, Vorsitzender des Imkervereins Bremen von 1875: „Es gibt auch erfahrene Kollegen, die Totalverluste erlitten haben.“ Grund sei in den meisten Fällen wohl nicht einmal Futtermangel, da die Imker die ausreichende Auffütterung zumeist kontrolliert hätten. Es könne im Winter aber dennoch passieren, dass die Bienen den Kontakt zum eingelagerten Futter verlieren und dann verhungern. Schinkel vermutet allerdings, dass eher der Befall mit der Varroamilbe die Ursache für das Sterben der Bienen ist.
Schwierige Witterungsverhältnisse
„Es gibt mittlerweile kein Volk mehr, das Varroenfrei ist“, weiß Schinkel. Die Parasiten schwächen nicht nur die Bienen, sondern übertragen auch Viren und Krankheiten. „Deswegen ist eine saubere Varroabehandlung sehr wichtig“, betont Schinkel. Wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse, sei es mit der Varroabehandlung im vergangenenen Jahr aber ohnehin nicht ganz einfach gewesen, bedauert auch Monique Espitalier vom Imkerverein Bremen. Auch sie hat in diesem Winter mehrere Völker eingebüßt.
Dass in diesem Jahr besonders viele Bienenvölker eingegangen sind, hat auch Marcus Bräunlich vom Bremer Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz und Veterinärdienst festgestellt. Auch Bräunlich schätzt, dass die meisten der aufgelösten Völker durch die Varroamilben stark geschwächt waren. Schon im sehr kalten Frühling 2021 habe es eine sehr schwache Brutentwicklung bei den Bienen gegeben, während sich die Varroamilben ganz normal vermehrt hätten. Dadurch sei der Milbenbefall in den Völkern recht stark gewesen. Zugleich habe die sehr ungünstige Witterung nach der Honigernte im späten Sommer die effektive Varroabekämpfung behindert.
Schwierig auszugleichen
Die Verluste an Bienenvölkern sind für die Imker schwierig auszugleichen. Gegenwärtig werden nur wenige neue Völker zu deutlich angezogenen Preisen angeboten. Auch die Vermehrung durch die Ablegerbildung ist gegenwärtig noch keine Alternative, da die Völker sich im Frühjahr zunächst kräftig entwickeln müssen, bevor man ihnen Brutwaben entnehmen kann.
Zugleich warnt Bräunlich davor, Bienenvölker einfach aus dem Internet zu bestellen. Dabei handele es sich häufig um Völker aus dem Ausland wie etwa Italien. Es bestehe dann das Risiko, dass man den Beutenkäfer nach Deutschland einschleppe, der eine große Gefahr für die Bienen darstelle.