Historische Höchststände mit Preisen deutlich jenseits der 2-Euro-Marke gab es am Dienstag an den Zapfsäulen in und um Bremen zu beobachten.Foto: Martina Meyer
Benzinpreise

Weitere Spitzen wahrscheinlich

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Die Kraftstoffpreise steigen stark an. Wahrscheinlich wird es sogar noch teurer.

Manche Autofahrer trauten am Dienstag ihren Augen nicht. Der Preis für einen Liter Benzin (E10) kletterte am Morgen zeitweise über 2,15 Euro, Diesel kostete an einzelnen Tankstellen in der Spitze sogar 2,22 Euro. Ronald Rose, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Bremer Mineralölhandel (BMÖ), das in Norddeutschland 36 Tankstellen betreibt, acht davon in Bremen, konnte beim Blick auf die Preiskurve auch nur noch mit dem Kopf schütteln. „Solche Preise will keiner“, sagt er.

Dennoch muss er sie nehmen, denn die Beschaffung ist durch den russischen Angriff auf die Ukraine schwierig geworden. „Wir erleben eine Veränderung der Versorgungswege“, erklärt Rose. Hohe Preise schützen aktuell vor Versorgungsengpässen. „Die Leute fahren nicht mehr ohne Grund“, beobachtet er.

Künstliche Verknappung

In den vergangenen Jahren sei es einfach gewesen. „Da haben wir gesagt: ‚Russland, schieb mal rüber!‘.“ Russisches Öl ist theoretisch weiterhin verfügbar. „Praktisch lässt sich der Handel aber aktuell kaum abwickeln“, sagt Rose mit Blick den Ausschluss russischer Banken vom internationalen Zahlungsverkehr. Besonders groß sei die Neigung, in Russland einzukaufen, aktuell allerdings ohnehin nicht. Das zusammen führte zu einer künstlichen Verknappung auf dem Markt.

Als alternative Bezugsquellen für Öl rücken nun insbesondere die arabischen Länder und die USA in den Blickpunkt. Skandinavisches Öl sei zu wenig verfügbar, um den Bedarf auszugleichen, erklärt der Kaufmann. Doch die Erschließung neuer Quellen ist nur ein Teil des Problems. Außerdem müsse man eine andere Logistik aufbauen, so Rose. Während russisches Öl auf dem Weg zu uns weite Wege in Pipelines zurücklegt, sind bei arabischem Öl Supertanker gefragt. „Der Markt muss sich auf die neuen Bedingungen einstellen.“

Fördermengen erhöhen

Roses Preisprognose für die kommenden Wochen fällt für Autofahrer und Haushalte, die Heizöl kaufen müssen, düster aus. „Wir werden noch ein paar Spitzen sehen“, meint Rose. Mittelfristig rechnet er damit, dass die OPEC-Staaten die Fördermengen erhöhen werden. Sinkende Preise auf dem Weltmarkt wären die Folge. „Preise unter 1,50 Euro werden wir in absehbarer Zeit nicht mehr sehen“, prognostiziert er. „Demnächst wird man dann auch nicht mehr kostenlos über Amazon bestellen können“, orakelt er. „Das können die sich bei den Spritpreisen nicht mehr leisten.“

Auch bei einem Benzinpreis von 2 Euro je Liter besteht etwa die Hälfte des Preises aus Steuern und Abgaben. Deshalb wird in der Politik über eine kurzfristige Senkung, etwa der Mineralölsteuer oder der Mehrwertsteuer für Kraftstoffe diskutiert. Rose glaubt nicht an eine durchschlagende Wirkung solcher Maßnahmen. „Das löst das Problem nicht“, erklärt er. „Wir müssen an den Lieferketten arbeiten.“

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