Von Brennessel bis Färberkrapp

Dass Rotkohl und Rote Beete färben, das weiß jeder. Dass man mithilfe von Pflanzen malen und drucken kann, ist jedoch wenig bekannt. Zwischen dem Grün im Garten wildern jede Menge Farbwunder.

Färbergarten hat ganzjährig Saison

Seit Frühjahr 2018 befindet sich im Innenhof der Städtischen Galerie Delmenhorst an der Fischstraße 30 der Färbergarten. Die Hochbeete findet man hinter der „Laube“, einer begehbaren Außenplastik des Bildhauers Franz Burkhardt. Der Färbergarten hat das ganze Jahr über Saison; doch vor allem im Frühjahr gibt es viel zu tun.

Aufgrund von Corona ist das Projekt etwas eingeschlafen. Das soll sich nun ändern. „Wir wollen wieder neu durchstarten“, sagt Katrin Seithel. Die Kunstvermittlerin kümmert sich von Anfang an um den Färbergarten. Unterstützt wird sie dabei vom gesamten Team. Der Hauswart Rudolf Hörsch hat sogar seine Bienenstöcke im Hof aufgestellt.

Start in die neue Gartensaison

Aktuell werden die Hochbeete für die neue Saison vorbereitet. Unterstützt von Kindern vom Hort der Kita Süd der Lebenshilfe Delmenhorst und Landkreis Oldenburg e. V. verteilt Seithel auf die Flächen frische Erde und Hackschnitzel. Gepflanzt werden jede Menge Blumensamen.

Bei der Auswahl geht es nicht um Optik, sondern um den „Mehrwert“ der Pflanzen. „Bei einigen Blumen werden die Blätter, bei anderen die Stängel, die bunten Blütenblätter oder die Wurzel zum Färben benutzt“, berichtet Seithel. „Die Brennnessel ist eine tolle Pflanze, die viel mehr Beachtung verdient“, ergänzt sie.

Pflanzen mit „Mehrwert“

Wenn man die Kunstvermittlerin nach ihren Lieblingspflanzen zum Färben fragt, kommt sie regelrecht ins Schwärmen und ist kaum zu stoppen: „Hibiskus, Liguster, Färberkrapp, Brombeere, Mädchenauge, Amaranth, Petunie, Geranie, Ringelblume“, sprudelt es aus ihr heraus. Auch Gemüse wie Rotkraut sei ungemein spannend als Grundlage zum Färben.

Seithel erklärt und zeigt Kindern und Jugendlichen, wie man Farben aus Naturstoffen herstellt. Die Heranwachsenden kümmern sich um die Pflanzen von der Aussaat bis zur Ernte und verarbeiten sie im Farblabor weiter. Danach wird gefärbt, gemalt und gedruckt. So entstehen zum Beispiel T-Shirts und Taschen. Mittels Beize können Blüten und Blätter direkt auf Stoff übertragen werden. Nicht alle „Zutaten“ wachsen vor Ort, einiges muss dazu gekauft werden.

Erlebnisort für Kinder und Jugendliche

„Entstanden ist ein wunderbarer Erlebnisort, in dem man mit allen Sinnen etwas entdecken und erleben kann“, schwärmt Aneta Palenga, Mitarbeiterin der Städtischen Galerie. Das Projekt baut auf zwei Säulen. Einerseits kommen Gruppen von Kindertagesstätten oder Schulen regelmäßig und begleiten den Garten durch verschiedene Jahreszeiten. Zusätzlich gibt es Workshops für Kinder und Jugendliche zwischen vier und zwölf Jahren, die einzeln gebucht werden können.

Jeder Einsatz im Färbergarten ist mit einem Besuch der aktuellen Ausstellung im Haus Coburg verbunden. „Wir schauen hier ganz genau auf die Farben in den Kunstwerken und sammeln Ideen für unsere eigene Farbaktion“, sagt Seithel. Sie freue es besonders zu sehen, wie die Heranwachsenden die Scheu vor dem Kunstmuseum verlieren und gleichzeitig Respekt vor den Kunstwerken gewinnen.

Galerie sucht verbindliche Partner für den Färbergarten

Gesucht werden verbindliche Partner für den Färbergarten. Neben Kindergruppen, die aktiv und regelmäßig mitarbeiten wollen, sind auch Sponsoren willkommen, die das nachhaltige Projekt mit Geld- und Sachspenden unterstützen. Die Kontaktaufnahme ist telefonisch möglich unter 04221/1 41 32 oder per E-Mail an info@staedtische-galerie-delmenhorst.de. Weitere Infos zum Färbergarten und einen Flyer mit allen Workshops findet man online unter

Workshop im Färbergarten

Der nächste Workshop beschäftigt sich mit Landschaftsmalerei. Dazu sind Kinder und Jugendliche zwischen vier und zwölf Jahren für Sonnabend, 21. Mai, von 11 bis 14 Uhr eingeladen. Bevor sie selber kreativ werden, guckt sich Katrin Seithel zusammen mit ihren Gästen die aktuelle Ausstellung „Antje Schiffers. Im Widerstand, im Aufbau, in der städtischen Kantine“ an. Der Kostenbeitrag beträgt pro Person 2 Euro.

Katrin Seithel betreut das Projekt von Anfang an.Foto: Martina I. Meyer