Vom Neubau eines Nachwuchsleistungszentrums in der Pauliner Marsch scheint Werder Bremen weiterhin meilenweit entfernt zu sein. Dreieinhalb Jahre, nachdem die Führung der Grün-Weißen im Rathaus ihre Projektentwürfe vorstellte, ist man immerhin einen klitzekleinen Schritt weiter. Der könnte aber umso bedeutender sein.
Nach zähen Verhandlungen, die sich über 18 Sitzungen und einen Zeitraum von fast zwei Jahren zogen, einigten sich die in einem Begleitgremium organisierten Vertreter von Anwohnern, Behörden, Beirat Östliche Vorstadt, in der Pauliner Marsch ansässigen Vereinen und Werder über die Rahmenbedingungen für ein Moderationsverfahren. „Das spiegelt wider, wie intensiv die Diskussion war. Wir haben eine Tiefe erreicht, die sonst nicht möglich gewesen wäre“, sagte Moderator Markus Birzer bei der Präsentation des Papiers im Beirat.
Entscheidend dabei: Das Verfahren ist ergebnisoffen. Am Ende könnte sowohl eine Verständigung darüber stehen, wo und in welcher Größe ein neues Leistungszentrum für den Werder-Nachwuchs in der Pauliner Marsch gebaut werden kann. Genauso möglich ist es aber auch, dass festgestellt wird, dass es keine Chance für einen Konsens gibt.
Schwieriges Verfahren
Das ist insofern bemerkenswert, weil dafür sowohl Werder als auch die erklärten Gegner jeglicher Neubauten in der Pauliner Marsch ihre Positionen verlassen mussten. „Alle haben sich darauf eingelassen. Werder auf ein schwieriges Verfahren, die Gegner auf die Möglichkeit des Baus“, freut sich Beiratssprecher Steffen Eilers. „Wir gehen da rein, nicht wissend, mit welchem Ergebnis es endet.“
Geplant ist, zunächst eine Internetseite online zu stellen. Dort wird das Vorhaben erläutert und Zwischenergebnisse veröffentlicht. Über die Webseite können zudem Anregungen, Kritik und Lob eingebracht werden.
In sechs Workshops soll dann der entstandene Fragenkatalog abgearbeitet werden. Los geht es nach der Sommerpause. Zwischen den einzelnen Workshops sollen jeweils etwa vier Wochen zur Vorbereitung liegen.
Gremium entscheidet mit Vier-Fünftel-Mehrheit
Wenn nötig, können Gutachter eingeladen werden. Bei der Auswahl der Experten herrscht Konsenspflicht. Das Begleitgremium entscheidet mit Vier-Fünftel-Mehrheit wer gehört wird. Gegebenenfalls sollen auch Fachleute mit gegensätzlichen Meinungen zu Wort kommen.
Für die sechs Workshops legte man Themenbereiche fest. Der erste soll sich mit der Notwendigkeit und alternativen Standorten befassen. Weitere Themen sind Flächen- und Raumbedarf, rechtliche Aspekte, Hochwasserschutz und Risikobewertung, Auswirkungen auf das Landschaftsschutzgebiet sowie schließlich Auswirkungen auf Nutzung der Pauliner Marsch für Breitensport, Kleingärten, als Erholungsgebiet und Verkehr.
Erste Entscheidung im Frühjahr 2023
Nach den Workshops, frühestens im Frühjahr 2023, entscheidet das Begleitgremium mit Vier-Fünftel-Mehrheit, ob ein Konsens für möglich gehalten wird. Erst danach könnte die Hochbau- und Freiraumplanung beginnen, an der das Begleitgremium erneut beteiligt würde.
Die endgültige Entscheidung, ob ein so gefundener Kompromiss auch umgesetzt werden soll, müssten dann die politischen Gremien und Werder als Investor treffen. Selbst danach bestünde für Werder noch das Risiko, dass einzelne Grundeigentümer versuchen könnten, das Vorhaben mit ihren verbrieften Rechten zu stoppen.