Schwindelfrei sollten sie sein und keine Höhenangst kennen: die Slackliner. Sie balancieren und turnen nicht nur über Bänder, die sie knapp über den Boden spannen. Sie überqueren so auch die Kleine Weser – zehn Meter über dem Wasser. „Fast jeder hat schon mal Slackliner im Park gesehen. Doch wir wollten einfach mehr“, so Manik Essche, Vorstand des Vereins Slacklining Bremen und Mitinitiator des deutschlandweit wohl einmaligen Projekts.
Denn eine feste Highline, wie es sie im Herzen dieser Stadt gibt, sucht man zumindest im Norden der Republik vergebens. Für die Bewilligung sie jedoch auch einiger Aufwand nötig gewesen, sagt ein Vorstandsmitglied.
Ausnahmsweise genehmigt
„Die Hochseilslackline an der Kleinen Weser haben wir in Abstimmung mit dem Innensenator, der Polizei, dem Umweltbetrieb, dem Deichverband und unserer Grünordnung ausnahmsweise genehmigt“, sagt Umweltsenatorin Maike Schaefer.
In diesem Fall sehe man keine Gefährdung der Bäume. Normalerweise erhielten Slacklines keine pauschale Erlaubnis – zum Schutz der Bäume. „Doch diese Hochseilslackline ist in Bremen als Attraktion für die Bürger und Touristen einmalig und bietet zudem eine gute Gelegenheit, sich sportlich an der frischen Luft zu betätigen – nicht nur während der Corona-Pandemie eine gute Sache“, meint Schaefer.#
Neidisch auf Bremen
Das begeistert nicht nur Sportler und Schaulustige. Vor allem an den Wochenenden kommen Slackliner aus ganz Norddeutschland und den Niederlanden in die Hansestadt. „Wir sind tatsächlich neidisch – nicht zuletzt auf den guten Draht der Bremer zu den Behörden“, betont ein Hamburger Slackliner.
Billig ist der Spaß nicht. „Eine Line höchster Qualität kostet mit allem drum und dran rund 450 Euro“, erklärt Manik Esche. Aufgrund von Abnutzungserscheinungen und UV-Strahlung müssen die Bänder regelmäßig ausgetauscht werden. Deshalb nimmt der Verein von aktiven Mitgliedern einen Jahresbeitrag von 40 Euro und von passiven wie auswärtigen Gästen 10 Euro. Dafür sind aber alle auf der sicheren Seite. Denn es gibt einen „doppelten Boden“ –zusätzliche Seile, an denen die Slackliner sich mit Karabinerhaken festmachen.
Freestyler
Ohne ginge es kaum. Denn von den wackeligen Bändern stürzen selbst Profis schnell, rappeln sich aber ebenso geschwind wieder auf. Einige von ihnen sind sogar Freestyler und vollführen regelrechte Kunststücke auf dem nur 2,50 Zentimeter breiten Streifen.
„Wir wollen in diesem Sommer gerne eine Slackline hoch über dem Domshof spannen. Das gab‘s vor Jahren schon einmal, es haben aber leider zu wenige mitbekommen, weil wir die Zusage für das Vorhaben ganz kurzfristig, heiß quasi über Nacht, bekamen,“ bedauert Manik Esche.