Bildende Kunst ist für viele ein Ausdruck von Freiheit. Der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen – ohne Regeln und Anforderungen – kann ein wunderbarer Ausgleich zum stressigen Alltag sein. Was viele nicht wissen: neben klassischer Malerei auf Leinwand existieren noch zahlreiche andere Formen der künstlerischen Aktivität.
Lithographie
Lithographie hat ihre Ursprünge beim deutschen Theaterschriftsteller Alois Senefender (1771 – 1834). Dieser wollte ein von ihm verfasstes Manuskript möglichst kostengünstig unter die Leute bringen. Da er für den Druck leider keinen Verlag gefunden hatte, wurde er selber aktiv und erfand die Lithographie. Die Bezeichnung setzt sich aus dem altgriechischen „Litho“ (Stein) und „graphein“ (Zeichnen) zusammen. Anfangs wurde das Verfahren hauptsächlich für die Vervielfältigung von Schriftstücken verwendet. Schnell machten sich aber auch Künstler die Methode zu eigen.
Bei der Lithographie wird der gewünschte Text, beziehungsweise das gewünschte Bild, zunächst auf einen dicken Druckstein aufgetragen. Die Oberfläche des Steins muss hierfür einwandfrei flach geschliffen sein. Mit Fettfarbe wird das gewünschte Motiv nun spiegelverkehrt auf den Stein aufgebracht. Danach erfolgt eine Behandlung der gesamten Fläche mit ätzender Flüssigkeit. Dort, wo sich Fettfarbe befindet, wird der Stein die Ätzflüssigkeit nicht aufnehmen. Dies liegt daran, dass sich Fett und Wasser nicht verbinden. Anschließend wird ein angefeuchtetes Papier aufgelegt und mit einer Druckerpresse auf den Stein gepresst. An den mit Ätzflüssigkeit behandelten Stellen wird das Papier keine Farbe aufnehmen, die Fettfarbe allerdings schon. So findet sich das Motiv letzten Endes nicht mehr spiegelverkehrt auf einem Papier wieder – fertig ist der Druck.
Lithographie wird übrigens als Flachdruckverfahren bezeichnet, da sich die zu bedruckenden und nicht zu bedruckenden Stellen alle auf einer Ebene befinden. Bei anderen Druckverfahren – wie zum Beispiel Stempeln – ist dies nicht der Fall.
Kalligrafie
Kalligrafie wird als die Kunst des schönen Schreibens bezeichnet. Daher geht es hier darum, Schriftzeichen möglichst künstlerisch und ästhetisch zu Papier zu bringen. Hieraus ergibt sich auch der Ursprung des Wortes im Altgriechischen – „kallos“ bedeutet „schön“ und „graphein“ „schreiben.“
Zum Schreiben verwendet wird für gewöhnlich hochwertige Tusche. Diese ist oft schwarz und sollte glänzend sowie sehr gut deckend sein. Gewöhnliche Tinte ist eher ungeeignet, da sie zu dünnflüssig ist und eine zu geringe Deckkraft aufweist.
Aufgetragen wird die Tusche auf spezielles Kalligrafiepapier. Dieses unterscheidet sich von gewöhnlichem Papier vor allem dadurch, dass es geleimt ist und somit ein Verlaufen der Tinte verhindert. Des Weiteren weist es eine ausreichende Dicke auf, aufgrund derer es sich auch in nassem Zustand nicht wellt. Eine sehr glatte Oberfläche garantiert schließlich, dass der Pinsel sanft und ohne Hindernisse seine Arbeit verrichten kann.
Welches Schreibinstrument verwendet wird, bleibt dem Künstler überlassen. Es stehen zahlreiche verschiedene Pinsel, Schreibfedern, Füllfederhalter oder – ganz modern – Brush-Pens zur Verfügung.
Scrimshaw
Wer einmal ganz außergewöhnliche Kunstwerke schaffen will, findet mit Scrimshaw eine ideale Technik hierfür. Es handelt sich dabei um eine uralte Gravurtechnik, die auch oft als „Kunst der Walfänger“ bezeichnet wird. Die Inuit erschufen ebenfalls Kunstwerke mit der Methode. Als Untergrund zum Gravieren dienen beim Scrimshaw stets tierische Materialien wie beispielsweise Zähne und Knochen. Mit einer Ritznadel werden dann die gewünschten Motive eingraviert. Die eingeritzten Linien sind nur ca. einen Zehntelmillimeter dünn. Es handelt sich also um eine höchst filigrane Kunstform, für die viel Fingerspitzengefühl vonnöten ist. Unter Umständen kann zur Bearbeitung sogar eine Lupe von Vorteil sein, da so auch kleine Details in gewünschter Qualität bearbeitet werden können. Nachdem ein Kunstwerk fertig geritzt wurde, wird es mit Ruß eingerieben und dann wieder abgewischt. So bleiben die mit Farbe geschwärzten Rillen zurück.
Der Ursprung des Wortes „Scrimshaw“ ist übrigens bis heute nicht geklärt. Eine These geht davon aus, dass es auf den alten Seemannsbegriff „Scrimshank“ zurückgeht. Dieser diente als Bezeichnung für einen faulen Mann an Deck. Vielleicht vertrieb sich ein solcher ja die Zeit mit dem Ritzen von Bildern.
Zeitlich dürfte der Ursprung des Scrimshaws im 18. und 19. Jahrhundert liegen. Damals hatten die Walfänger Hochkonjunktur und verbrachten beachtliche Teile ihrer Zeit auf See. Die bei der Jagd auf die Meeressäuger anfallenden Abfallprodukte – zum Beispiel Zähne und Knochen – wurden zu Kunstobjekten umfunktioniert. Bei trüben Lichtverhältnissen arbeiteten die Walfänger unter Deck an ihren Kunstwerken.
Auch die Motivwahl spiegelte das Leben auf See wider. Häufig wurden Schiffe, Meerestiere oder andere „Seemotive“ geritzt.
Holzschnitt
Beim Holzschnitt handelt es sich um ein Hochdruckverfahren, das sehr filigrane Ergebnisse erzielen kann. Hierfür wird zunächst eine Holzplatte – zum Beispiel aus einfachem Sperrholz – benötigt. Dann gilt es, das gewünschte Motiv einzuritzen. Es empfiehlt sich, dieses zunächst dünn mit Bleistift vorzuzeichnen. Zum Einritzen kann zum Beispiel der Kopf eine Schraube oder eines Nagels verwendet werden. Die Kante lässt sich auch gut rollen – falls geschwungene Linien erwünscht sind. Der Nagelkopf sollte beim Einritzen mit einem Hammer bearbeitet werden, damit die erzeugten Rillen ausreichend tief werden. Ist das Kunstwerk schließlich in die Holzplatte eingearbeitet, geht es ans Drucken. Hierfür wird die Platte mit Farbe – zum Beispiel Acrylfarbe – bestrichen. Anschließend wird ein Papier daraufgelegt. Zum Festdrücken eignet sich beispielsweise eine Teigrolle. Das bedruckte Papier kann nun vorsichtig abgezogen werden.
Da die Farbe schnell trocknet, sollte besonders zügig gearbeitet werden – sowohl beim Auflegen als auch beim Abziehen. Ansonsten färbt die Farbe unter Umständen nicht mehr genug oder das Papier trocknet auf dem Holz fest.
Der Ursprung des Holzschnitts wird in China vermutet, wo im Jahr 868 n. Chr. das erste Holzschnittbuch entstand.