Dem Angebot der Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen drohen immer noch umfangreiche Kürzungen, allerdings kündigt sich jetzt eine Verschnaufpause im Kampf um die fehlenden Mittel an.
„Wir haben etwas Zeit gewonnen, um zu gucken wo das fehlende Geld herkommen kann“, sagt Susanne Molis, Leiterin der Kinder- und Jugendfarm.
Kürzung über mehrere Jahre
So hat der für die Verteilung des Geldes für die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OJA) in Habenhausen zuständige Controlling Ausschuss beschlossen, einen Stufenplan aufzustellen.
Demnach sollen der Einrichtung nicht mehr 70.000 Euro auf einen Schlag gestrichen werden. „2023 erhalten wir zunächst fünf Prozent weniger. Das sind rund 20.000 Euro“, rechnet Molis vor.
Im nächsten Jahr soll die Farm dann nur noch 30 Prozent des Gesamtbudgets erhalten, 2025 dann 25 Prozent. „Die Kürzung streckt sich, sie ist aber nicht vom Tisch“, sagt Molis.
In Zahlen bedeutet das: Von 192.980 Euro in diesem Jahr wird das Budget auf 171.074 Euro in 2023 gekürzt. 2024 soll die Farm dann noch 146.635 Euro aus OJA-Mitteln erhalten, im Jahr 2025 122.196 Euro.
Einzige Einrichtung im Stadtteil
Als große Einrichtung im Stadtteil erhielt die Kinder- und Jugendfarm bisher 40 Prozent des OJA-Budgets. In Habenhausen ist sie außerdem die einzige Einrichtung für die Zielgruppe.
Auf Vorschlag des Amtes für Soziale Dienste soll der Fokus bei der Finanzierung von Angeboten für Kinder und Jugendliche nun aber auf Arsten und Kattenturm gelegt werden (WESER REPORT berichtete).
Der Grund: In diesen Ortsteilen leben mehr Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 21 Jahren. In Kattenturm sind das 38 Prozent, in Arsten 28,5 Prozent, in Habenhausen 18,6 Prozent und in Kattenesch 15 Prozent.
Würden die OJA-Mittel sich an diesen Zahlen und den gewichteten Sozialindikatoren orientieren, müsste Kattenturm beispielsweise 368.501 Euro aus OJA-Mitteln für die Einrichtungen Fun Park, Jugendhaus, Bürgerhaus Obervieland und VAJA erhalten statt wie bisher 252.000 Euro. Das rechnete Lena Galle vom Amt für Soziale Dienste dem Beirat am Dienstagabend vor.
Habenhausen und damit die Kinder- und Jugendfarm würde dann noch 29.880 Euro erhalten, was 6,1 Prozent des Gesamtbudgets für Obervieland entspräche. „Wegen der großen Strahlkraft des Farmangebots wäre das aber nicht zu tragen“ sagt Galle und begründet so die vorgeschlagenen 25 Prozent.
Angebot in anderen Ortsteilen ausbauen
Die aus Habenhausen abgezogenen Mittel sollen künftig in Kattenturm und Arsten die Bedarfe decken. Im Jugendhaus beispielsweise könnten dann zwei volle Stellen besetzt werden statt wie derzeit eine Kraft mit 20 Stunden und eine weitere mit 30 Stunden pro Woche.
Das Jugendhaus könnte dann an fünf Tagen wöchentlich und sogar über 19 Uhr hinaus öffnen.
„Bei allen Besuchen von uns war das Jugendhaus voll“, berichtet Galle dem Beirat in Obervieland.
Nutzer kommen aus der gesamten Stadt
Die Jugendlichen aus Arsten und Kattenturm nutzen allerdings auch das Angebot der Farm, wie Molis erklärt. Insbesondere jene, die nicht auf eine Ganztagsschule gehen und die ihre Nachmittage in den Gruppen an der Ohserstraße verbringen.
Die geplante Kürzung bringt die Farm in Existenznot, sie müsste mehrere Tage pro Woche schließen, Personal entlassen und könnte Ferienbetreuungen sowie Angebote wie die für Schulen und Kindergärten nicht mehr fortführen. Inzwischen wurde auch eine Online-Petition zum Erhalt gestartet.
Um die zunächst fehlenden 20.000 Euro aufzufangen, sollen etwa im Bildungs- und Umweltressort Mittel für überregionale Angebote beantragt werden.
Denn die rund 30.000 Quadratmeter große Farm wird von Bildungseinrichtungen aus ganz Bremen und dem Umland besucht. 2021 kamen 2.520 Kinder und Jugendliche aus 19 Schulen und 17 Kitas.
Die Farm ist ein außerschulischer Lernort
Die Wichtigkeit des Farmangebots für Kinder und Jugendliche ist auch im Bildungsressort bekannt, wie dessen Sprecherin Maike Wiedwald bestätigt.
„Gerade angesichts der schwierigen materiellen Lage vieler Familien in Bremen sind dies kostengünstige Möglichkeiten, mit der Lerngruppe oder Klasse gemeinsam Erfahrungen an einem Lernort außerhalb der Schule machen zu können“, sagt Wiedwald.
Parallel zu der stufenweisen Kürzung sollen Sondierungen in anderen Ressorts stattfinden und geschaut werden, wie diese in die Finanzierung der Farm mit einsteigen können.
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