Wer einen Personalausweis oder Kinderpass beantragen will, muss in Bremen lange warten – oder sehr schnell sein. „Die Termine sind grundsätzlich in allen Bürger-Service-Center knapp“, sagt Rose Gerdts-Schiffler, die Sprecherin des Innenressorts. Freie Termine zeigt das Buchungssystem meist erst wieder für Januar an.
Eilige können nur hoffen, dass andere Antragsteller kurzfristig absagen. Denn „berücksichtigt wird jetzt auch die Quote der von Kundinnen und Kunden nicht wahrgenommener Termine, so dass hier zusätzliche Buchungsmöglichkeiten entstehen“, erklärt Gerdts-Schiffler.
Drei Gründe für Buchungsstau
Wer solch einen Termin erwischt, muss mitunter noch am selben Tag ins Bürger-Service-Center eilen. Einige dieser Spontan-Termine entfielen auch auf die Folgetage. Doch auch hier gilt: Diese Spontan-Termine sind schnell weg.
Drei Ursachen nennt die Innenressort-Sprecherin für den Buchungsstau. „Die Situation ist ein Nachläufer der Corona-Maßnahmen. Wir haben einen erheblichen Nachholbedarf an Reisedokumenten und Internationalen Führerscheinen zu verzeichnen, der weiterhin nicht abgebaut ist“, sagt Gerdts-Schiffler.
Zudem sind Reisepässe für Kinder seit Januar 2021 nur noch ein Jahr lang gültig. Vor 2021 hatte Bremen jährlich etwa 5.000 Kinderreisepässe ausgestellt. In diesem Jahr sind es nach Angaben des Innenressorts fast 11.000 Dokumente.
Im November soll sich Lage im Bürger-Service-Center entspannen
Auch der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die Arbeit der Bürger-Service-Center aus. Rund 3.000 Zuzüge von Ukrainerinnen und Ukrainern verzeichnet die Hansestadt bisher. „Durch die verstärkten Einbürgerungsaktivitäten sind zusätzliche Reisedokumente notwendig“, erklärt Gerdts-Schiffler. Seit Anfang 2020 wurden in Bremen rund 5.000 Menschen eingebürgert. „Alle diese Vorgänge werden zusätzlich bearbeitet“, sagt die Sprecherin.
Voraussichtlich im Laufe des Novembers soll sich die Lage laut Innenressort wieder etwas entspannen. Bis dahin arbeiten die Beschäftigen die rückständigen Anliegen ab. Dabei werden sie von Zeitarbeitskräften unterstützt.
In dringenden Fällen: E-Mail schreiben
Seit Ende August ist zudem Ex-Finanzstaatsrat Henning Lühr als Berater im Einsatz. Gemeinsam mit Amtsleiterin Dagmar Gattow soll er den digitalen Umbau analysieren, wie Prozesse beschleunigt werden können. Das Duo arbeite unter Hochdruck, heißt es aus dem Innenressort. Für ein Gespräch hat Lühr aktuell keine Zeit.
Wer ein besonders dringendes Anliegen hat, kann eine E-Mail schicken. „Dann“, tröstet Gerdts-Schiffler, „wird gegebenenfalls ein Notfalltermin ermöglicht.“