Die Städte verändern sich, das ist unbestritten. Noch kann aber nur spekuliert werden, wie die Stadt der Zukunft aussehen wird. Aktuelle Trends geben Hinweise, in welche Richtung die Entwicklung gehen könnte. Aber nicht alle davon werden sich auf lange Sicht durchsetzen.
Digitalisierung, Klimaerwärmung, demografischer Wandel – es gibt viele Gründe, weshalb sich die Gesellschaft und mit ihr auch die Städte derzeit in einem Umbruch befinden. Schon jetzt lassen sich zahlreiche Veränderungen erahnen: Plötzlich wird die Fahrkarte nicht mehr beim Busfahrer gekauft, sondern per App. Oder auf den Straßen bewegen sich zunehmend elektrische Fahrzeuge vom Auto über den Bus bis hin zum Fahrrad. Damit ist die Liste an Beispielen noch lange nicht zu Ende und jedem dürfte mittlerweile klar geworden sein, dass Städte schon bald nicht mehr so aussehen werden, wie man sie noch aus der eigenen Kindheit kennt. Das machen bereits jetzt zahlreiche Trends deutlich. Ein Überblick.
Häuser könnten schon bald aus dem 3D-Drucker kommen
Noch erscheint diese Idee wie ein Zukunftsszenario, doch nicht nur in Deutschland werden entsprechende Pilotprojekte bereits getestet. Überhaupt gilt der 3D-Drucker als eine der bahnbrechendsten Erfindungen dieser Zeit. Obwohl er derzeit in kaum einer Branche bereits eine nennenswerte Rolle spielt, könnte schon bald so ziemlich alles aus dem 3D-Drucker kommen – von praktischen Alltagshelfern über Organe bis hin zu Lebensmitteln. Sobald diese Technologie ausgereift ist, könnte der Traum von Eigenheim plötzlich für viele Familien (wieder) realistisch werden, die ihn sich angesichts der steigenden Immobilienpreise in den vergangenen Jahren nicht leisten konnten. Aber auch Probleme wie die derzeit hohen Baukosten oder Schwierigkeiten mit der Materialbeschaffung könnten dann der Vergangenheit angehören. Es handelt sich somit um einen Trend, der mit großer Wahrscheinlichkeit bleiben und die Immobilienbranche revolutionieren wird. Häuser aus dem 3D-Drucker könnten also schon bald zum ganz normalen Stadtbild gehören.
Selbstversorgung wird (auch) in der Stadt immer beliebter
Lange Zeit war es vollkommen normal, als Selbstversorger zu leben. Über Jahrhunderte hinweg hat sich dieses Konzept aber zunehmend gewandelt und der Einkauf im Supermarkt gehört jetzt zum ganz normalen Alltag. Doch steigende Preise und das zunehmende Umwelt- sowie Gesundheitsbewusstsein führen nun zunehmend dazu, dass immer mehr Menschen wieder ein Interesse an der Selbstversorgung entwickeln – zumindest teilweise. So wird es in der Stadt der Zukunft zwar kaum möglich sein, eine komplette Selbstversorgung inklusive Viehhaltung & Co zu bewerkstelligen. Dennoch wird es Mischkonzepte geben, um zumindest einige Lebensmittel wie Gemüse oder Kräuter selbst anzubauen. Dafür kommen beispielsweise eigene Gärten, Balkone oder Dachterrassen zum Einsatz. Weil es dafür vielen Menschen aber an der notwendigen Fläche fehlt, erfreuen sich auch Gemeinschaftsflächen steigender Beliebtheit. Diese gemeinsame Produktion von Lebensmitteln auf städtischen Flächen nennt sich „Edible City“. Ein Trend, der ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichermaßen verfolgt. Bisherige Pilotprojekte beweisen zudem, dass die Edible City noch zahlreiche weitere Vorteile mit sich bringen kann, wenn sie richtig umgesetzt wird. Deshalb sind die Chancen hoch, dass sich dieser Trend dauerhaft durchsetzen wird und wieder mehr Grün in die Städte einzieht – auch, aber eben nicht nur, zur Lebensmittelproduktion.
Urban Gardening als soziales und Nachhaltigkeitsprojekt
Die Edible City steht also in einem direkten Zusammenhang mit einem weiteren Trend, dem sogenannten „Urban Gardening“. Auch hierbei geht es darum, Grünflächen in Städten zu bewirtschaften, wobei es sich nicht zwingend um Lebensmittel handeln muss. Stattdessen bedeutet das Urban Gardening für viele Menschen eine willkommene Abwechslung zum urbanen Alltag, wo sie nur wenige Berührungspunkte mit der Natur haben. Dabei kann es eine große Zufriedenheit schenken, Erde zwischen den Fingern zu spüren, etwas mit den eigenen Händen zu errichten oder eigens gepflanzte Blumen aufblühen zu sehen. Es ist somit vor allem die psychische Gesundheit, die vom Urban Gardening profitieren kann. Es ist aber auch der Nachhaltigkeitsaspekt, den die Grünflächen in den Städten mit sich bringen und zudem kann das Urban Gardening zu einem sozialen Event werden. Es ist sozusagen ein Dreh- und Angelpunkt von Personen mit gleichen Interessen sowie denselben ideologischen Grundsätzen geworden – und wirkt somit auch der Einsamkeit entgegen, die in den Städten ebenfalls zunehmend zum Problem wird. Aus diesem Grund wird das Urban Gardening vermutlich nicht mehr so schnell verschwinden, sondern als Trend eher noch weiter an Bedeutung gewinnen.
Die Stadt der Zukunft wird vor allem eines: smart
Ein Trend, dessen langfristige Existenz absolut unbestritten ist, ist die Smart City. Wie eingangs erwähnt, ist auch die Digitalisierung einer der Hauptgründe dafür, weshalb sich die Städte derzeit in einem großen Wandel befinden. Digitale Technologien bringen nämlich ganz neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen mit sich. Immer mehr Lebensbereiche werden digitalisiert. Das gilt von der Logistik über den öffentlichen Nahverkehr bis hin zur Verwaltung. Zukünftig wird es demnach möglich sein, immer mehr Services per App auf dem Smartphone in Anspruch zu nehmen und dadurch den Alltag zu vereinfachen. Auch werden smarte Technologien eingesetzt, um die Lebensqualität in urbanen Gebieten zu erhöhen oder die Ressourcen zu schonen. Die Einsatzbereiche sind also vielfältig und die Potenziale der Digitalisierung in städtischen Gebieten noch lange nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil: Diese Entwicklung befindet sich erst in den Startlöchern, doch sie wird merklich von Jahr zu Jahr voranschreiten und für dauerhafte Veränderungen sorgen. Das beginnt bei jedem einzelnen Wohnhaus, das als Smart Home gebaut oder umgerüstet werden kann, und endet bei ganzheitlichen Konzepten für die zukünftige Stadtentwicklung. Früher oder später wird also jede Stadt in quasi allen Lebensbereichen smart sein.
Mobilität wird flexibler – und klimafreundlicher
Auch in der Mobilität macht sich die Digitalisierung bereits bemerkbar, wie beim vorab erwähnten Fahrkartenkauf per App. Doch diese ist nicht die einzige Veränderung bei der Frage, wie sich die Menschen in städtischen Gebieten fortbewegen können und wollen. Schon jetzt verzichten zahlreiche Stadtbewohner aus finanziellen, nachhaltigen oder schlichtweg praktischen Gründen auf ein eigenes Fahrzeug. Stattdessen nutzen sie Angebote wie Carsharing oder E-Roller. Der Wunsch nach Eigentum weicht dem Wunsch nach Flexibilität, sodass jedem gerade das gewünschte Fortbewegungsmittel zur Verfügung steht, und zwar zu minimalen Preisen. Wird es nicht mehr benötigt, kann es an einem passenden Ort abgestellt werden und weitere Verpflichtungen wie eine Wartung oder Versicherungen entfallen. Solche Mobilitätskonzepte in Kombination mit klimafreundlichen Lösungen wie E-Autos oder E-Bikes werden daher in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit weiter an Bedeutung gewinnen. Allerdings offenbaren jene Angebote, die bereits zur Verfügung stehen, auch einige Probleme. E-Roller sind dafür ein hervorragendes Beispiel: Es gibt rechtliche Fragen, die teilweise noch unklar oder den Nutzern unbekannt sind. Zudem sorgt Vandalismus immer wieder für Skandale. Welche Fortbewegungsmittel sich langfristig durchsetzen, ist daher zum jetzigen Stand schwierig vorherzusagen. Dass Sharing-Modelle aber bleiben und sich weiterentwickeln werden, scheint unbestritten.
Viele Trends werden kommen und gehen
Neben diesen großen Trends, die vermutlich lange Zeit überdauern und die Städte grundlegend verändern werden, gibt es auch eine Vielzahl an kleineren Trends, die sich derzeit in urbanen Gebieten abzeichnen: Menschen ziehen beispielsweise in immer kleinere Lebensräume. Tiny Houses sind dafür ein hervorragendes Beispiel, aber auch generationenübergreifende Wohnkonzepte werden zunehmend wichtiger. Indem immer mehr Erwerbstätige ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten, lässt sich in einigen Städten außerdem eine Stadtflucht beobachten, sprich sie ziehen eher in die günstigeren Randbezirke oder sogar in ländliche Gegenden. Das hat finanzielle Gründe, aber auch die Sehnsucht nach der Nähe zur Natur steigt. Gleichzeitig wird das Stadtbild in Zukunft immer mehr durch logistische Innovationen geprägt sein. Drohnen, die Pakete ausliefern? Auch so könnte schon bald die neue Normalität aussehen. Welche dieser Ideen aber nur kurzweilige Trends bleiben und welche sich tatsächlich dauerhaft durchsetzen werden – dies gilt es noch abzuwarten und gespannt zu beobachten. Dass die Städte von morgen anders aussehen werden als heute, daran bestehen allerdings keine Zweifel. Es ist deshalb durchaus sinnvoll, dass sich die Stadtplaner und Verantwortlichen schon jetzt Gedanken machen, um die Chancen dieser Entwicklung vollumfänglich zu nutzen.