Bei der Übergabe waren Norman Lippert (links), Markus Pragal (mitte) und Christoph Brunken (rechts) dabei. Foto: Konczak
Geschichte

Ein historischer Augenblick

Von
Tedox feiert 50-jähriges Jubiläum und beschenkt das Stadtarchiv

Das Stadtarchiv Delmenhorst ist um über 800 Karteikarten von ehemaligen Arbeitern der Jute reicher geworden. Diese Schenkung von der Firma Tedox ist doppelter Grund zum Feiern, denn die Teppich Domäne feiert außerdem ihr 50-jähriges Bestehen.
Der historische Schatz wurde Stadtarchivar Christoph Brunken offiziell am vergangenen Donnerstag von Norman Lippert überreicht, der das Tedox-Archiv betreut. Mitarbeiter von Tedox hatten die Arbeiterkartei gefunden. Sie enthielt die Namen von A bis E der ehemaligen Jute-Arbeiter. „Im Zuge der Übernahme muss die Arbeiterkartei der Delmenhorster Jute ihren Weg nach Harste gefunden haben“, vermutet Norman Lippert.

Die Geschichte der Jute und Tedox

Die 1873 im damals noch preußischen Hemelingen gegründete Jute-Spinnerei übernahm in den 1930er-Jahren die 1870 in Delmenhorst gegründete Delmenhorster Jute. Anfang der 1960er-Jahre wurde die Produktion komplett nach Delmenhorst verlagert, bis in den Siebzigern Teppichbodenmärkte als neues Geschäftsfeld für die im Niedergang befindliche Jute-Industrie entwickelt wurden. Seit 1988 beteiligte sich die Teppich Domäne Harste – heute Tedox – an der Jute Spinnerei und Weberei und übernahm 1996 das gesamte Unternehmen. Auch wenn die Jute-Produktion noch im selben Jahr eingestellt wurde, konnten viele der von der Jute betriebenen Einzelhandelsfilialen in das Filialnetz der Teppich Domäne Harste integriert werden. Bis heute betreibt Tedox eine Filiale auf dem Jute-Gelände.

Die Kartei enthält wertvolle historische Einblicke

„Obwohl die Kartei leider nicht vollständig erhalten ist, kehrt etwas Historisches zurück nach Delmenhorst. Die Jute war ein prägender Faktor für die Stadt. Analog zur nahezu vollständig überlieferten Arbeiterkartei der Nordwolle bildet der Neuzugang eine wertvolle Ergänzung für die in der Nordwestregion so bedeutsame Migrationsgeschichte unserer Stadt“, sagt Archivar Brunken. Die Kartei könne außerdem zur Ahnenforschung genutzt werden und bei dem Nachweis für mögliche Rentenansprüche helfen. nachvollziehen zu können.

„Besonders interessant sind die Informationen für Historiker, die sich dadurch ein genaueres Bild zu der Arbeitssituation machen können“, erklärt Brunken. Die Karteikarten geben nämlich nicht nur Aufschluss über den Namen und die Anstellung der Person, sondern außerdem über die Konfession, Arbeitsmoral, Streitigkeiten und ob sie einer Arbeiterpartei angehörig waren.

„Sollten die restliche Arbeiterkartei, also die Buchstaben von F bis Z gefunden werden, werden diese ebenfalls an das Archiv gespendet werden“, bestätigt Lippert.

Wer gerne mehr über die Geschichte der Jute erfahren will, kann im jüngst erschienen Heimatjahrbuch des Heimatvereins Delmenhorst den Artikel „Arbeitsplatz: Wollwäscherei“ von Franz-Reinhard Ruppert nachlesen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner