Wie können Kultureinrichtungen ein junges Publikum erreichen? Dr. Lena Reichelt ist das neue öffentliche Gesicht der Städtischen Galerie Delmenhorst. Sie fungiert für die Schulen als Ansprechpartnerin für Vermittlungsformate und Kooperationen. Die Galerieleiterin, Dr. Matilda Felix, freut sich darüber, dass die Stadt Delmenhorst dafür unbefristet eine halbe Stelle bewilligt hat. Seit Mitte September arbeitet Reichelt im Delmenhorster Kunstmuseum. Vorher war sie in der Bremer Kunsthalle bereits unter anderem für die Vermittlungsarbeit zuständig.
Haus Coburg kooperiert mit Schulen
„Es ist uns wichtig, junge Menschen für Kunst zu begeistern und sie im Haus Coburg willkommen zu heißen“, sagt die Galerieleiterin. Um möglichst viele Heranwachsende zu erreichen, seien die Schulen ein wichtiger Partner. Mit der Grundschule Am Grünen Kamp gibt es bereits eine Kooperation. In der AG Färbergarten lernen die Kinder nachmittags, wie man Farben aus Naturstoffen herstellt. „Wir können mit vielen der bestehenden Formate direkt in die Schulen gehen“, berichtet Reichelt. Für den Färbergarten ist Katrin Seithel verantwortlich, Jasmin Richter leitet die Druckwerkstatt und Laurent Pulina begleitet ein Projekt des Max-Planck-Gymnasiums.
Dass das Vorhaben mit einem hohen Aufwand verbunden ist, schreckt Matilda Felix nicht ab. Um herauszufinden, wie die kreativen Angebote in den Schulunterricht integriert werden können, müsse man direkt mit den Lehrkräften ins Gespräch kommen. Das betrifft auch zukünftige Lehrerinnen und Lehrer. „Wir arbeiten eng mit der Universität Oldenburg zusammen. Dort studieren Lehrkräfte, die später Kunst in der Region unterrichten“, sagt Felix.
Unterricht in der Galerie
Sogar Unterricht ist direkt in der Städtischen Galerie möglich. „Wir nutzen die Remise nicht mehr für den Ausstellungsbetrieb, sondern halten sie für die Kunstvermittlung offen“, erzählt die Galerieleiterin. Dort können die Schulklassen zum einen selber kreativ werden oder sich mit den Original-Werken aus der städtischen Kunstsammlung beschäftigen. „Wir können dafür Bilder einzelner Künstler zur Verfügung stellen oder Werke, die thematisch zum Lernstoff der Jahrgänge passen, etwa Landschaftsmalerei oder Portraits“, berichtet Felix.
Kostenloser Eintritt für Minderjährige und Studierende?
Jedoch sei der bürokratische Aufwand für Schulausflüge in die Ausstellungen im Haus Coburg hoch. „Die Lehrkräfte müssen von allen Eltern die Erlaubnis für den Besuch einholen und das Geld für den Eintritt einsammeln“, bedauert die Galerieleiterin. Sie würde es begrüßen, wenn Minderjährige und Studierende das Kunstmuseum kostenlos besuchen könnten. „In vielen Städten gibt es dieses Angebot bereits“, sagt sie. Mögliche Einwände zur Höhe der Verluste bei den Eintrittsgeldern will sie nicht gelten lassen. „Es handelt sich jährlich um rund 500 Euro“, sagt sie. Der Mehrwert aber wäre enorm. Man könnte enger mit den Schulen zusammenarbeiten und auch Kinder ansprechen, die nicht mit ihrer Familie in die Galerie kommen.
„In Delmenhorst gibt es erstaunlich viel Jugendliche, die künstlerisch aktiv sind“, sagt Felix und ergänzt: „Leider haben viele aber noch nie eine Ausstellung in der Villa Coburg besucht.“ Das sollen die Kooperationen mit den Delmenhorster Schulen ändern. „Es ist uns wichtig, dass unser Haus verstärkt als Lernort genutzt wird. Ich denke, genau das können wir mit diesem Projekt erreichen“, erklärt Reichelt.