Jahr der Comebacks

Von Robert Luerssen

Von 2G+ über Osterwiese und Breminale bis Wasserstoff: Das war das Jahr 2022 in Bremen.

2022 wird vermutlich als letztes Corona-Jahr in die Geschichte eingehen. Während aktuell Virologen über das Ende der Pandemie reden, diskutierte Bremen Anfang 2022 noch über Sinn oder Unsinn von 2G+. Nur mit Boosterimpfung oder Zweifachimpfung und zusätzlichem Test durfte man zu Veranstaltungen oder ins Restaurant.

Auf die Osterwiese durften Bremerinnen und Bremer dann schon wieder weitgehend ohne Beschränkungen. Nicht nur Volksfeste feierten ihr Comeback. Selten gab es in Bremen eine größere Dichte an Großveranstaltungen als in diesem Jahr. Iron Maiden, Die Toten Hosen, Die Ärzte und Bremen Olé spielten auf der Bürgerweide auf – teilweise hatten die Fans mehr als zwei Jahre auf die Events warten müssen.

Die Breminale feierte ihre Rückkehr an den Osterdeich und La Strada ihre in die Innenstadt. Unter dem Titel „Hoeg“ gab es nach Jahrzehnten wieder ein Stadtfest in der Bremer City – städtische Zuschüsse zur Stärkung der schwächelnden Innenstadt machten es möglich.

Stichwort Innenstadt: Da feierte das ehemalige Kaufhof-Gebäude als Standort für den fränkischen Möbelhändler Opti Wohnwelt ein unverhofftes Comeback. Allerdings scheiterte die Zech-Stiftung mit dem Vorhaben, die Immobilie vom Frankfurter Immobilienunternehmen DIC zu kaufen.

Mit der Opti-Wohnwelt feierte auch die markante Lampe ein unverhofftes Comeback im Warenhaus an der Papenstraße.

Das benachbarte Parkhaus Mitte hätte Zech zwar von der Stadt erwerben können. Der Vertrag war schon aufgesetzt, aber Ende Juni zog der Senat die Zusage zurück. Nun soll das stadteigene Wohnungsunternehmen Brebau die Fläche neu entwickeln.

Moin Fahrrad-Premiumroute, Tschüss Galopprennbahn

Auch das ehemalige Sparkassengebäude am Brill, das die Investmentgruppe Schapira übernommen hat, entwickelte sich nicht wie vom Senat gewünscht. Anfang des Jahres war noch der mögliche Einzug von Teilen der Universität dort ein großes Thema. Doch der Senat und Schapira konnten sich nicht über die Kosten einigen. So rückte das Landesbankgebäude am Domshof als Uni-Ableger in den Blickpunkt.

Kein Weg zurück für Galopp-Pferde: Mit dem Bau der Querverbindung zwischen Hemelingen und der Vahr schuf Bremen Fakten.

Die vermutlich letzte Rückkehr auf das Oval an der Ludwig-Roselius-Allee dürften die Galoppsport-Freunde am Karsamstag gefeiert haben. Fast 7.000 Besucher kamen bei strahlendem Sonnenschein. Weitere Renntage im Zuge der Zwischennutzung des Geländes waren wegen des Baus eines Weges quer über die Bahn nicht mehr möglich. Der preisgekrönten Plan für die millionenschwere Umgestaltung des Areals sieht auch eine Sportanlage, einen Klimawald und eine Multifunktionshalle vor. 2024 soll der Bebauungsplan vorliegen.

Deutlich Kontur angenommen hat die Fahrrad-Premiumroute mit dem Herzstück am Wall. Zwischen Tiefer und Polizeihaus können die Radfahrer schon auf der abgetrennten Fahrbahn rollen. Die Brücke über die Bürgermeister-Smidt-Straße hat zwar im Sommer eine neue seitliche Begrenzung bekommen, damit Radfahrende sie halbseitig nutzen können. Erstmal bleibt sie aber gesperrt – sowohl für die Blechkarossen als auch für die Radler.

Am Altenwall kann man schon über ein Stück Premiumroute radeln.

Der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad mit oder ohne Elektro-Unterstützung wurde ab Anfang März zur Option. Spekulation und Knappheit auf den Energiemärkten infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine ließen die Preise innerhalb weniger Tage in die Höhe schnellen. Mehr als 2,30 Euro verlangten die Konzerne zeitweise für einen Liter Super oder Diesel. Vom Tankrabatt der Regierung kam dagegen nicht viel bei den Pendlern an.

9-Euro-Ticket für alle und neuer Rasen für Werder

Wer konnte, nutzte deshalb von Juni bis August das 9-Euro-Ticket. Ein Versuchsballon, der bei der Bevölkerung Erwartungen an eine Fortsetzung weckte, während er bei Verantwortlichen in Verkehrsbetrieben wegen der Finanzierung, fehlenden Personals und ausgelasteter Strecken für Schweißperlen auf der Stirn sorgt. Ob das angekündigte Comeback als 49-Euro-Ticket ähnlichen Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden.

Einen neuen Rasen brauchte das Weserstadion nach geglücktem Wiederaufstieg der Werder-Kicker in die Fußball-Bundesliga inklusive Platzsturm und Jubelfeier am Osterdeich.

Niclas Füllkrug feierte mit Werder die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Foto: nordphoto/gumzmedia

Stürmer Niclas Füllkrug übertrieb es beim Feiern in der Ostkurve und wurde vom Deutschen Fußball-Bund zu 25.000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil er sich mit Pyrotechnik zeigte. Mit seinen Toren verzückte er auch nach der Rückkehr ins Oberhaus die Werder-Fans und erhielt zur Belohnung eine Einladung zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. An ihm lag es nicht, dass die deutsche Elf frühzeitig die Koffer packen musste.