Es steht nicht gut um die niedersächsischen Wälder. Die Wetterextreme der vergangenen Jahre haben der Natur stark zugesetzt – die Auswirkungen spiegeln sich im aktuellen Waldzustandsbericht 2022 des Forstministeriums deutlich wider. Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten dieses Jahres haben demnach die Gehölze weiter geschädigt. „Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen 2018 bis 2022 die höchsten Anteile an stark geschädigten und abgestorbenen Bäumen – die Krise ist nicht nur nicht überstanden, sondern hat sich weiter verschärft“, sagt Niedersachsens Forstministerin Miriam Staudte. Das zeigt sich laut Bericht vor allem in einer anhaltend hohen Kronenverlichtung (22 Prozent) sowie einer hohen Absterbe- und Ausfallrate. Besonders betroffen sei die Fichte.
Ein trauriger Rekord: Niederschlag eines ganzen Jahres fehlt
Letztere ist im Hasbruch zwar nur in geringeren Mengen anzutreffen, denn das rund 630 Hektar große Waldgebiet besteht hauptsächlich aus Laubholz, vor allem Eichen. Aber auch das hiesige Naherholungs- und Naturschutzgebiet hat unter den Wetterextremen der vergangenen Jahre zu leiden. „Der Hasbruch ist deutlich trockener geworden“, erklärt Wibeke Schmidt, regionale Pressesprecherin bei den Niedersächsischen Landesforsten, auf Nachfrage. Nach einem zu nassen Winter fielen ihren Angaben zufolge im Frühjahr nur 67 Prozent, im Sommer 40 Prozent und im Herbst 83 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags, wobei es im gleichen Zeitraum 1,3 Grad zu warm war. Da es in den vier Jahren davor ähnlich gewesen sei, fehle mittlerweile die Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres. Eine „quasi Entwaldung“ wie zum Beispiel im Harz sei im Hasbruch mit seinem großen Laubbaum-Bestand und den wenigen käfergeplagten Fichten aber nicht zu befürchten.
Laut Landesforsten hat die Kronenverlichtung auch im Hasbruch deutlich zugenommen. Ein Absterben trete bislang aber kaum auf. Hinsichtlich der Niederschlagsmengen werden den Gehölzen jedoch mehr „Anstrengungen“ abverlangt. „Die an viel Wasser gewöhnten Bäume müssen jetzt tiefer wurzeln, um im Sommer an Wasser zu kommen. Dass das nicht so schnell geht, hat man im September gesehen. Hier haben besonders die Buchen bereits Blätter abgeworfen, um ihre Verdunstung zu verringern“, weiß Schmidt. Das habe aber sofort wieder aufgehört, nachdem Niederschläge einsetzten – mit der Folge, dass Ende November noch immer viel Laub an den Bäumen hing.
Klimawandel setzt den Wäldern deutlich zu
Grundsätzlich, so die Landesforsten, leide der Wald unter den Folgen des Klimawandels. Daher helfe auch alles, was das Klima schützt. „Dabei sind Gesellschaft und Politik gleichermaßen gefragt. Wir entwickeln Mischwälder, wobei wir im Hasbruch zusätzlich durch den Status eines Fauna-Flora-Habitat-Gebietes und Naturschutzgebietes Naturschutzfachliches zu beachten haben, was die Baumartenwahl einschränkt“, erläutert Schmidt. Die Wälder seien zwar einerseits Opfer des Klimawandels, andererseits könnten sie aber auch einen Klimaschutzbeitrag leisten; zum Beispiel durch die Bindung von Kohlenstoff im Holz beim Wachstum der Bäume wie auch die langfristige Kohlenstoffspeicherung in Holzprodukten. Holz als Ersatzprodukt, etwa in der Bauwirtschaft, könne Beton und Zement ersetzen, dessen Produktion enorm viel CO2 freisetze. „Nicht zu vergessen die klimatisierende Wirkung von Wald und sein positiver Einfluss auf die Trinkwasserbereitstellung durch Speicherung und Filtration“, ergänzt Schmidt abschließend.
Auch Forstministerin Staudte betont: „Unsere Wälder sind mit all ihren wichtigen Funktionen von herausragender Bedeutung für den Wasserhaushalt und sie sind natürliche Klimaschützer.“ Sie wolle die Waldfläche deshalb weiter erhöhen. Ziel seien klimarobustere und artenreiche Laub- und Laubmischwälder.
Der komplette Waldzustandsbericht 2022 kann auf ml.niedersachsen.de im Themenbereich „Wald, Holz und Jagd“ unter „Wald und Forstwirtschaft“ heruntergeladen werden.